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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Säcken - Sacramento.

General der Kavallerie befördert und übernahm 1853 den Oberbefehl über das 3. Korps, mit welchem er im Spätherbst in die Donaufürstentümer einrückte. Nach Menschikows Abgang erhielt er unter dem Oberbefehl Gortschakows 1855 das Kommando von Sebastopol; zugleich ward er in den Grafenstand erhoben und sodann zum Mitglied des Reichsrats und zum Generaladjutanten des Kaisers ernannt. Er starb 27. März 1881 auf seinem Gut im Gouvernement Cherson.

3) Eduard, Freiherr von, Altertumsforscher, geb. 3. März 1825 zu Wien, studierte daselbst Philosophie, wurde 1854 Kustos bei dem k. k. Münz- und Antikenkabinett, 1871 Direktor desselben, 1873 Regierungsrat und starb 20. Febr. 1883 in Wien. Er veröffentlichte mehrere Werke über die Ambraser-Sammlung daselbst (Beschreibung, Wien 1855, 2 Bde.; "Rüstungen und Waffen", das. 1859-62, 2 Bde.; "Kunstwerke und Gerätschaften", das. 1864) und über das k. k. Münz- und Antikenkabinett ("Die Sammlungen", Wien 1866, mit F. Kenner; "Die antiken Bronzen", das. 1871; "Die antiken Skulpturen", das. 1873), ferner "Leitfaden zur Kunde des heidnischen Altertums" (das. 1865); "Archäologischer Wegweiser durch Niederösterreich" (das. 1868-78); "Das Grabfeld von Hallstadt" (das. 1868); "Katechismus der Baustile" (8. Aufl., Leipz. 1886); "Katechismus der Heraldik" (4. Aufl., das. 1885) u. a.

Säcken (Ertränken), mittelalterliche Todesstrafe, welche darin bestand, daß der Verbrecher in einen ledernen oder leinenen Sack gesteckt und ins Wasser geworfen wurde, namentlich für weibliche Verbrecher in Gebrauch. Bei den Römern wurden Verwandtenmörder mit einem Hund, einer Schlange, einem Hahn und einer Katze in die Flut versenkt.

Sackgeige (Taschengeige), s. Quartgeige.

Säckingen, Bezirksamtsstadt im bad. Kreis Waldshut, rechts am Rhein und an der Linie Mannheim-Konstanz der Badischen Staatsbahn, 294 m ü. M., eine der vier Waldstädte, hat eine evang. Kirche, eine alte kath. Stiftskirche (St. Hilarius), ein säkularisiertes adliges Nonnenkloster, eine Gewerbeschule, ein Waisenhaus, ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, eine Bezirksforstei, ein Mineral- und Solbad (jod-, brom- und lithionhaltige Kochsalztherme, 29° C.), eine bedeutende Seidenband- und Seidenstofffabrik, Seidenfärberei, Baumwollweberei und Kattundruckerei, Fabrikation künstlicher Blumen, Eisengießerei und Maschinenfabrikation, Gerberei, Holzhandel und (1885) 3536 meist kath. Einwohner. S. verdankt sein Dasein dem vom heil. Fridolin 510 gegründeten Gotteshaus, aus dem ein Nonnenkloster erwuchs, und ist durch Scheffels "Trompeter von S." bekannt geworden.

Sackings, s. Jute.

Sackmann, Jobst, origineller Prediger, geb. 1643, war zuletzt Pfarrer zu Limmer bei Hannover, wo er 1718 starb. Unter seinen in niederdeutscher Sprache gehaltenen, durch drollige, oft derbe Naivität ausgezeichneten Predigten, die nachgeschrieben und nach seinem Tod veröffentlicht wurden (9. Aufl., Celle 1865), ist besonders die Leichenrede auf seinen Schulmeister Wichmann hervorzuheben. Vgl. Mohrmann, Jakobus S. (Hannov. 1880, auch die Predigten enthaltend).

Sackmäuse (Saccomyidae), s. Nagetiere.

Sackpfeife, s. Dudelsack.

Sackpumpe (Priesterpumpe), s. Pumpen, S. 643.

Sackträger (Psyche Schrank), Schmetterlingsgattung aus der Familie der Spinner (Bombycidae), Schmetterlinge, deren Männchen geflügelt, mit buschig gekämmten Fühlern, verkümmerter Rollzunge und Tastern und einem Sporenpaar an den Hinterschienen versehen sind, während die ungeflügelten Weibchen, oft ohne Beine und Fühler, viel mehr einer Made als einem Schmetterling gleichen. Die Raupen haben nur Thoraxfüße, sind weichhäutig, mit hornigen Nackenschildern und leben in selbstgesponnenen Säcken, welche meist aus Blattstückchen, Baumrinde, Pflanzenstengeln, auch wohl aus Sandkörnchen (P. helix v. Sieb.), bestehen, häufig bei beiden Geschlechtern verschieden sind und von den Weibchen vieler Arten niemals verlassen werden. Die Männchen fliegen bei Tag und in der Dämmerung und legen ruhend die Flügel dachförmig auf den Hinterleib. Für die Verpuppung verlassen die meisten Raupen ihre Futterpflanze und spinnen die vordere Mündung ihres Sackes an einen Baum, Zaun oder Stein. Dann dreht sich die Raupe so, daß das Kopfende an der freien hintern Öffnung des Sackes liegt. Der gemeine S. (Mohrenkopf, P. graminella Borkh.), Männchen 10 cm breit, braunschwarz, überwintert als gelbliche, grauschwarz punktierte Raupe, verpuppt sich im Juni, schlüpft vier Wochen später aus und befruchtet das augen-, fühler- und fußlose Weibchen, indem es seinen sehr streckbaren Hinterleib in den Sack des Weibchens, welchen dieses nie verläßt, einführt. Übrigens ist bei dieser Art auch Parthenogenesis beobachtet worden. Das Weibchen geht nach der Begattung in die Puppenhülse zurück und legt in dieser und in dem Sack seine Eier ab. Die jungen Räupchen spinnen alsbald einen Sack, bleiben aber noch lange beisammen.

Sackville (spr. ssäckwill), Familie, s. Dorset.

Sackwassersucht (falsche Wassersucht, Hydrops saccatus), s. Wassersucht.

Saco, Fluß in Nordamerika, entspringt auf den White Mountains, fließt durch New Hampshire und Maine und mündet nach einem Laufe von 152 km in die Sacobai des Atlantischen Ozeans. Er bildet zahlreiche Stromschnellen, welche die Schiffahrt hindern.

Saco, Stadt im nordamerikan. Staat Maine, an den untersten Fällen des Saco, Biddeford (s. d.) gegenüber, hat Baumwollindustrie, Sägemühlen, Schiffbau und (1880) 6389 Einw.

Sacra (lat.), bei den alten Römern die gottesdienstlichen Handlungen, insbesondere die Opfer.

Sacramentales (lat.), s. v. w. Consacramentales, s. Eideshelfer.

Sacraménto, Hauptstrom des nordamerikan. Staats Kalifornien, entspringt als Pitt River im Goose-See, vereinigt sich bei Pittsburg mit dem vom Mount Shasta kommenden eigentlichen S. und durchströmt dann ein zwischen der Sierra Nevada und dem Küstengebirge gelegenes, bis 80 km breites Thal, das sich durch Fruchtbarkeit und Goldreichtum auszeichnet. Nachdem er sich mit dem aus Süden kommenden San Joaquin (s. d.) vereinigt hat, fällt er nach einem Laufe von 620 km in die Suisunbai, welche durch die Caraquinesstraße mit der San Pablobai, dem nördlichen Teil der San Franciscobai, in Verbindung steht. Er ist bis zur Stadt S. (75 km oberhalb der Mündung) für größere und bis Red Bluff (280 km von der Mündung) für kleinere Schiffe schiffbar. Bei seiner Vereinigung mit dem San Joaquin bildet er ein häufig überschwemmtes Delta. Unter seinen zahlreichen Zuflüssen sind der Eldorado oder Feather River und der Rio de los Americanos oder American Fork die bedeutendsten.

Sacramento, Hauptstadt des Staats Kalifornien, am linken Ufer des Rio S., in welchen hier der American Fork mündet, 120 km nordöstlich von San