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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schnecken; Schneckenburger

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Schnecken - Schneckenburger.

Zeugungsdrüsen (zu einer Zwitterdrüse) und ihrer Leitungsapparate und durch mannigfache accessorische Drüsen und Anhänge aus (s. auch Lungenschnecken). Die äußern Geschlechtsteile liegen meist rechtsseitig in der Nähe des Kopfes in einer gemeinsamen Geschlechtskloake. Die Begattung der hermaphroditischen S. führt häufig nur zur Befruchtung des einen Individuums, so daß das eine Tier nur als Männchen, das andre nur als Weibchen fungiert. In dieser Weise bildet sich zuweilen bei der Begattung sogar eine Kette von mehreren Individuen, in der jedes Glied gegen das frühere als Männchen, gegen das spätere als Weibchen fungiert. Bei den getrennt-geschlechtlichen S. sind die Geschlechtsorgane allgemein einfacher gestaltet. Bei wenigen S. durchlaufen die Eier im Uterus die Embryonalentwickelung, meist werden sie nach der Begattung abgelegt und zwar einzeln oder als Laich, in gallertartigen Klumpen oder Schnüren oder in hornigen Kapseln, welche zu unregelmäßigen Massen vereinigt werden oder sehr regelmäßig aneinander liegen und in einer Eiweißmasse eine gewisse Zahl von Dottern enthalten. Die Kiemenschnecken durchlaufen bei der Entwickelung eine Metamorphose und verlassen das Ei als Larve mit Wimpersegel, während die Lungenschnecken sich ziemlich direkt, jedoch mit mehrfachen Überresten von Larvenorganen, entwickeln. Bei weitem die meisten S. leben im Meer, die Wasserpulmonaten und einige Prosobranchier im Süßwasser; Landbewohner sind die Landpulmonaten und Cyklostomiden. Fast alle kriechen mittels der Fußfläche, einige (Strombus) springen, andre schwimmen vortrefflich; wenige, wie die Wurmschnecken (Vermetus), sind mit ihren Schalen festgewachsen, einzelne leben parasitisch. Viele S. sind gefräßige Raubtiere, andre leben von toten Tieren; fast alle Lungenschnecken und viele Kiemenschnecken sind vorwiegend Pflanzenfresser. Man teilt die eigentlichen S., wie erwähnt, in a) Hinterkiemer (Opisthobranchia, hermaphroditische, meist nackte Kiemenschnecken), hierher: Elysia (Samtschnecke, s. Tafel "Schnecken"), Ancula (Griffelschnecke), Aeolis (Fadenschnecke, s. d.), Aplysia (Seehase, s. d.) etc.; b) Vorderkiemer (Prosobranchia, beschalte, getrenntgeschlechtliche Kiemenschnecken), hierher: Haliotis (Meerohr, s. d.), Trochus (Kreiselschnecke, s. d.), die fossile Murchisonia (s. Tafel "Devonische Formation"), Murex (Stachelschnecke), Purpura (Purpurschnecke, s. Purpur), Conus (Kegelschnecke, s. d.), Cypraea (Porzellanschnecke, s. d.), Tritonium (Tritonshorn, s. d.), Vermetus (Wurmschnecke, s. d.), Dolium (Faßschnecke, s. d.), Paludina (Flußkiemenschnecke), die fossilen Cerithium (s. Tafel "Tertiärformation I") und Macrocheilus (s. Tafel "Devonische Formation") etc.; c) Pulmonata oder Lungenschnecken (s. d.) mit Schlammschnecke (Limnaeus), Wegeschnecke (Arion), Weinbergschnecke (Helix), Achatschnecke (Achatina) u. a. Eine ganz besondere Abteilung bildet Chiton (Käferschnecke, s. d.), welche häufig noch zu den Prosobranchia gerechnet wird.

3) Die Flossenfüßer oder Ruderschnecken (Pteropoda Cuv.) sind durchweg kleine Tiere mit nicht immer deutlich abgesetztem Kopf und haben unterhalb des Mundes zwei große seitliche Flossen, welche als Teile des Fußes aufzufassen sind und durch flügelartige Schläge die meist lebhafte Bewegung des Tiers im Meer bewirken. Der Körper bleibt entweder nackt, oder sondert ein horniges, gallertig-knorpeliges oder kalkiges, fast immer symmetrisches Gehäuse ab. Die Mundöffnung ist zuweilen mit mehreren armförmigen oder mit Saugnäpfen besetzten Fortsätzen umstellt. Die Atmung erfolgt durch die gesamte Haut, durch äußere blattartige Kiemenanhänge oder durch innere Kiemen. Augen fehlen gewöhnlich oder bleiben sehr rudimentär, entsprechend der nächtlichen Lebensweise. Alle Pteropoden sind Zwitter; sie legen ihre Eier in langen, frei im Meer schwimmenden Schnüren ab. Die rotierenden Embryonen erhalten Segellappen und Schale und werden als schwärmende Larven frei. Während der Rückbildung der Segel treten die Flossen hervor. Sie erscheinen oft auf hoher See in allen Meeren, zum Teil massenhaft, wie die arktischen Limacina arctica Cuv. und Clio borealis Brug., von denen hauptsächlich die Wale sich nähren. Man kennt nur etwa 250 Arten, von denen mehr als 130 fossil vorkommen. Als versteinerte Pteropoden werden auch wohl die Tentakuliten (s. Tafel "Silurische Formation") angesehen. Man teilt sie in Thecosomata Blainv., mit Schale, verkümmertem Kopf, rudimentären Tentakeln und mit dem Fuß verwachsenen Flossen (hierher Hyalaea, s. Tafel "Schnecken"), und Gymnosomata Blainv., ohne Schale, mit deutlich gesondertem, Tentakeln tragendem Kopf, nicht mit dem Fuß verwachsenen Flossen, oft mit äußern Kiemen.

4) Die Kielfüßer (Heteropoda Lam.) besitzen einen glashellen, gallertigen Körper, einen rüsselartig hervortretenden Kopf, große Augen, Fühler, sehr deutliche Gehörbläschen und eine kräftige, ausstülpbare Zunge. Vom Fuße sind Vorder- und Mittelteil zu einer häufig mit einem Saugnapf versehenen Flosse umgestaltet, während das Hinterende mehr wie eine Verlängerung des Rumpfes erscheint. Sie sind entweder nackt oder besitzen eine oft äußerst zierliche und zerbrechliche Schale. Die Weibchen legen die Eier in langen Schnüren ab, welche jedoch bald zerfallen. Die Larven sehen jungen S. sehr ähnlich und besitzen wie diese Wimpersegel und Schale. Beides geht später mehr oder weniger zu Grunde. Die Heteropoden leben sämtlich im Meer, nähren sich von andern Tieren, schwimmen durch Bewegungen der nach oben gekehrten Flosse, welche gleich einer Schiffsschraube wirkt, und finden sich meist in Scharen beisammen. Fossil ist unter andern die Gattung Bellerophon (s. Tafel "Silurische Formation").

Vgl. Litteratur bei Mollusken, außerdem: Lacaze-Duthiers, Organisation et développement du Dentale (Par. 1858); Bronn-Keferstein, Klassen und Ordnungen der Weichtiere (Leipz. 1862-66); Rang und Souleyet, Histoire naturelle des mollusques ptéropodes (Par. 1852); Gegenbaur, Untersuchungen über Pteropoden und Heteropoden (Leipz. 1853); Alder und Hancock, Monograph of the British Nudibranchiata (Lond. 1851); Troschel, Das Gebiß der S. (Berl. 1856-79, 2 Bde.); Stahl, Pflanzen und S., über die Schutzmittel der Pflanze gegen Schneckenfraß (Jena 1888).

Schneckenburger, 1) Matthias, protest. Theolog, geb. 17. Jan. 1804 zu Thalheim in Württemberg, wurde 1827 Repetent zu Tübingen, 1831 Hilfsprediger in Herrenberg, 1834 Professor der Theologie an der neugegründeten Universität Bern, wo er 13. Juni 1848 starb. Unter seinen Schriften sind von dauerndem Wert: "Über den Zweck der Apostelgeschichte" (Bern 1841); "Zur kirchlichen Christologie" (neue Ausg., Pforzh. 1861); "Vergleichende Darstellung des lutherischen und reformierten Lehrbegriffs" (hrsg. von Güder, Stuttg. 1855, 2 Bde.); "Vorlesungen über neutestamentliche Zeitgeschichte" (hrsg. von Löhlein, Frankf. 1862) und "Über die Lehrbegriffe der kleinern protestantischen Kirchenparteien" (hrsg. von Hundeshagen, das. 1863).