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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schneider

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Schneider (Personenname).

"Politica" (Frankf. 1809, 2 Bde.; 2. Aufl., Berl. 1825), "Animalium historia" (Leipz. 1811, 4 Bde.) und "Oeconomica" (das. 1815); Äsop (Bresl. 1812); Epikurs "Physica et Meteorologica" (Leipz. 1813); Theophrast (das. 1818-21, 5 Bde.). Von Lateinern edierte er nur "Scriptores rei rusticae" (Leipz. 1794 bis 1797, 4 Bde.) und Vitruv (das. 1807-1808, 3 Bde.). Sein "Großes kritisches griechisch-deutsches Wörterbuch" (Züllich. 1797-98, 2 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1819-24) diente dem Werk Passows zur Grundlage. Vgl. Passow, Memoria Schneideri (Bresl. 1822).

2) Eulogius (eigentlich Georg), Führer der Jakobiner im Elsaß zur Zeit der ersten französischen Revolution, geb. 20. Okt. 1756 zu Wipfeld im Würzburgischen von armen Eltern, besuchte das Jesuitengymnasium und die Universität in Würzburg, trat nach einer leichtsinnigen Jugend 1777 zu Bamberg in den Franziskanerorden ein und studierte in Salzburg Theologie. 1784 wurde er Priester, dann Lektor am Franziskanerkloster in Augsburg, 1786 Hofprediger des Herzogs Karl Eugen von Württemberg und 1789 Professor der schönen Wissenschaften zu Bonn. Er schied nun aus dem Orden aus und gab sich ganz seinen freisinnigen Ideen hin. Deswegen vom Kurfürsten von Köln seiner Stelle entsetzt, begab er sich 1791 nach Straßburg, wo er Professor der geistlichen Beredsamkeit und des Kirchenrechts an der katholischen Fakultät wurde. Sofort stürzte er sich in die Politik und wurde ein eifriger Vorkämpfer der französischen Revolution und Wortführer der jakobinischen Partei. 1792 ward er Maire von Hagenau, dann Zivilkommissar bei der Armee. Endlich zum öffentlichen Ankläger bei dem Revolutionsgericht im Elsaß ernannt, übertraf er an revolutionärem Fanatismus noch die Schreckensmänner des Konvents. Trotz seines Eifers für die Revolution und die Herrschaft des Konvents erweckte er jedoch als Deutscher den Verdacht des verräterischen Einverständnisses mit den Österreichern und ward im Dezember 1793 auf Befehl der Konventskommissare Saint-Just und Lebas verhaftet und zu Paris 1. April 1794 guillotiniert. Außer mehreren Schriften theologischen Inhalts hinterließ er "Gedichte" (Frankf. 1790 u. öfter) und "Predigten" (das. u. Leipz. 1790). Vgl. Heitz, Notes sur la vie et les écrits d'Euloge S. (Straßb. 1862); Faber, Eulogius S. (Mülh. 1886).

3) Friedrich, Komponist, geb. 3. Jan. 1786 zu Altwaltersdorf bei Zittau, Sohn des Organisten Joh. Gottlob S. (gest. 1840), hatte sich bereits im Alter von zwölf Jahren ungewöhnliche Fertigkeit auf fast allen Instrumenten erworben und versuchte sich auch bald darauf als Schüler des Gymnasiums zu Zittau in der Komposition von Harmoniemusiken für Blasinstrumente und Vokalmessen. 1805 bezog er die Universität Leipzig und erhielt dort, nachdem er öffentlich als Komponist aufgetreten war, 1807 die Organistenstelle an der Universitätskirche. Von 1810 bis 1813 war er als Musikdirektor bei der Secondaschen Schauspielergesellschaft thätig, die abwechselnd in Dresden und in Leipzig spielte, und nahm sodann die Organistenstelle an der Thomaskirche in Leipzig an. Für die von Schicht gegründete Singakademie schrieb er damals unter anderm eine Messe a cappella und für die neugegründete Leipziger Liedertafel zahlreiche Gesellschaftslieder. 1817 wurde er Musikdirektor am Leipziger Stadttheater, vertauschte diesen Posten aber vier Jahre später mit dem eines Organisten und herzoglichen Kapellmeisters in Dessau, wo er nach einer erfolgreichen Thätigkeit als Dirigent, Komponist und namentlich als Lehrer 23. Nov. 1853 starb. Hinsichtlich seines Stils ist S. als einer der talentvollsten Epigonen der Haydn-Mozartschen Richtung zu bezeichnen. Bei seinen Zeitgenossen stand er als Musiker in so hohem Ansehen, daß kaum ein größeres Musikfest veranstaltet wurde, bei welchem S. nicht entweder als Dirigent oder als Komponist beteiligt war. Als die vorzüglichsten seiner Werke sind hervorzuheben die Oratorien: "Das Weltgericht" (1820), "Die Sündflut", "Das verlorne Paradies", "Pharao", "Christus das Kind", "Christus der Mittler" und "Absalom". Außerdem schrieb er mehrere große Messen, 7 Opern (darunter "Claudine von Villa-Bella" von Goethe), kleinere Vokalkompositionen aller Art, Ouvertüren, Streichquartette etc. Auch machte er sich um die Bearbeitung des evangelischen Chorals verdient. Unter seinen pädagogischen Arbeiten sind zu nennen: das "Elementarbuch der Tonsetzkunst", die "Vorschule der Musik", das "Handbuch des Organisten" (Halberst. 1829-33, 4 Tle.) etc. Von 1831 bis 1846 leitete er in Dessau auch eine Musikschule, aus der bedeutende Musiker hervorgingen. Vgl. Kempe, F. S. als Mensch u. Künstler (Dess. 1859).

4) Karl, Philolog, geb. 16. Nov. 1786 zu Wiehe in Thüringen, vorgebildet zu Roßleben, studierte seit 1803 in Leipzig Theologie, dann Philologie, ward 1811 Lehrer an der Nikolaischule daselbst, 1816 außerordentlicher und 1818 ordentlicher Professor der klassischen Litteratur zu Breslau und starb dort 16. Mai 1856. Seine Schriften beziehen sich vornehmlich auf Platon und Cäsar. Zu ersterm veröffentlichte er von der "Republik" eine große Ausgabe (Leipz. 1830-33, 3 Bde.), eine kleinere mit Scholien (Bresl. 1841), "Additamenta" (Leipz. 1854) und eine Übersetzung (Bresl. 1839, 2. Aufl. 1850), den 2. Band der Didotschen Gesamtausgabe (Par. 1846-56, 2. Aufl. 1862) und vom "Timäos" eine Übersetzung (Bresl. 1847) sowie "Procli Commentarius in Platonis Timaeum" (das. 1847); zu letzterm ist hervorzuheben seine Ausgabe des "Bellum gallicum" (Halle 1840-55, 2 Bde.). Sonst nennen wir seine Ausgabe von Äsop (Leipz. 1810), Plautus' "Rudens" (Bresl. 1824) und "Vorlesungen über griech. Grammatik" (1. Bd., Bresl. 1837).

5) Johann, Orgelspieler und Komponist, Bruder von S. 3), geb. 28. Okt. 1789 zu Altgersdorf bei Zittau, bezog 1810 die Universität in Leipzig, wo er 1811 Organist an der Universitätskirche wurde, kam 1812 als Organist nach Görlitz und ward 1825 Hoforganist an der evangelischen Hofkirche zu Dresden, wo er zugleich die Direktion der Dreißigschen Singakademie übernahm; starb 13. April 1864. Er war einer der ausgezeichnetsten Orgelvirtuosen der Neuzeit und hat viele Schüler gebildet. Im Druck erschienen von ihm Phantasien und Fugen, Präludien, Chor- und Weihgesänge etc. - Auch sein Bruder Gottlieb S., geb. 19. Juli 1797, gest. 4. Aug. 1856 als Organist zu Hirschberg, hat sich durch Orgelkompositionen bekannt gemacht.

6) Eugen, franz. Industrieller und Politiker, geb. 29. März 1805 zu Bideshoff (Meurthe) aus armer Familie, wurde Kaufmann im Geschäft des Bankiers Seillière und 1830 mit der Leitung der Eisenwerke von Bazeilles betraut. Einige Jahre später erhielt er im Verein mit seinem Bruder, seit 1845 allein, die Direktion der großen Eisen-, Stahl- und Maschinenfabrik im Creusot (s. d.), welche er zu hoher Blüte und zur größten Frankreichs (10,000 Arbeiter) erhob. 1845-48 war er Deputierter, 20. Jan. bis 10. April 1851 Minister des Handels und Ackerbaues, wurde 1852 Mitglied und Vizepräsident des Gesetzgebenden Körpers, 1865 nach Mornys Tod Präsident