Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

639

Schrotwage - Schubart.

Schrotwage, s. Setzwage.

Schruckigsein, s. Traberkrankheit.

Schrumpfniere, s. Nierenkrankheiten, S. 171.

Schruns, Hauptort des Montafoner Thals in Vorarlberg, Bezirkshauptmannschaft Bludenz, unweit der Ill, mit Bezirksgericht, Kapuzinerkloster, Viehmärkten, Tuchweberei und (1880) 1330 Einw. Das Montafoner Thal (mit 7474 Einw.) ist durch seine vorzügliche Rindviehrasse berühmt und seiner Naturschönheiten wegen viel besucht. Ein großer Teil der Bevölkerung geht jährlich (als Maurer, Sensenhändler, Krautschneider) auf einige Monate ins Ausland.

Schtschebrsheschin (Szczebrszyn), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Lublin, Kreis Samostje, am Wieprz, mit Gymnasium, Tuchfabrikation und (1885) 5771 Einw. (viele Juden).

Schtschedrin, N., russ. Satiriker, s. Saltykow.

Schtschekoziny (Szczekociny), Flecken im russisch-poln. Gouvernement Kjelzy, an der Piliza, hat eine schöne alte Domkirche, Wachs-, Talgkerzen- und Seifenfabrikation, Getreidehandel und (1885) 4167 Einw. Hier 6. Juni 1794 Sieg der preußisch-russischen Armee über die Polen unter Kosciuszko.

Schtschelniken, s. Raskolniken.

Schtschi, russ. Fleischsuppe von Schöpsen- und Rindfleisch mit Zwiebeln, Knoblauch, Kraut, Rüben und Gewürz; beim Servieren wird das Fleisch klein geschnitten in die Suppe gethan.

Schtschigri, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kursk, mit (1885) 6362 Einw., die sich mit Kornhandel und dem Stricken bunter Leibgürtel beschäftigen. Im Kreis findet sich rotbraune Ockererde.

Schtschutschin (Szczuczin), Kreisstadt im russisch-poln. Gouvernement Lomsha, an der Wysa, unweit der preußischen Grenze, hat ein altes Schloß, 2 Kirchen, ein Kloster, eine Synagoge, Teppich-, Leinwand-, Hut- und Kammfabrikation, lebhaften Grenzverkehr und (1885) 5090 Einw. (viele Juden).

Schu, ägypt. Gott der aufgehenden Sonne, eigentlich die Personifikation des Sonnenlichts, oft dargestellt, wie er, auf der Erde stehend, mit erhobenen Armen den Himmel stützt. In der spätern Zeit wird er zum Gotte des Windes. Seine Gattin ist Tefnut. Vgl. Onuris.

Schub (Schubtransport), das polizeiliche Fortschaffen einer Person nach einem bestimmten Ablieferungsort. Die Transporte sind thunlichst in einem Tag auszuführen. Ist dies nicht möglich, so muß der begleitende Polizeibeamte (Transporteur) den zu Verschiebenden (Transportaten) der Ortspolizeibehörde der betreffenden Durchgangsstation bis zum Weitertransport zur einstweiligen Verwahrung abliefern. Bei Tieren, namentlich bei Pferden, ist S. das Bekommen neuer Zähne.

Schubart, 1) Johann Christian, Edler von Kleefeld, Landwirt, geb. 24. Febr. 1734 zu Zeitz, war zuerst Leinweber, dann Kopist, begleitete den General Werner als Sekretär in den Siebenjährigen Krieg, ward später als Kriegs- und Marschkommissar bei der englischen Hilfsarmee angestellt und bereiste seit 1762 für die Zwecke des Freimaurerbundes mehrere europäische Länder. 1769 kaufte er das Rittergut Würchwitz bei Zeitz und 1774 noch die beiden Güter Pobles und Kreischa und führte hier das neue Feldsystem, welches er in Darmstadt kennen gelernt hatte, ein. Er brachte Kopfklee, Runkeln und Kartoffeln auf das Brachfeld, ließ Raps dem Weizen vorangehen, kultivierte Luzerne und Esparsette und machte viele Versuche mit Klee. Gleichzeitig kämpfte er für die Beseitigung der Triftservituten, deren vor kurzem erfolgte Aufhebung in den Rheinlanden die segensreichsten Folgen gehabt hatte. Seinen litterarischen Ruf begründete er durch eine von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin gekrönte Preisschrift über den Futterkräuterbau, die ihm 1784 vom Kaiser von Rußland die Erhebung in den Adelstand als Edler v. Kleefeld erwarb. Während sein Wirtschaftsbetrieb in Sachsen, Thüringen, Österreich schnell Aufnahme fand, sah er sich durch die Gegner seiner Reformen, besonders aus dem Stande der Rittergutsbesitzer, lebhaft angefeindet und gedachte nach Österreich überzusiedeln, als er 23. April 1787 starb. Er schrieb: "Ökonomisch-kameralistische Schriften" (Leipz. 1783 bis 1784, 6 Bde.); "Ökonomischer Briefwechsel" (das. 1786, 4 Hefte). Vgl. "Joh. Christ. S., Edler v. Kleefeld" (2. Ausg., Dresd. 1846).

2) Christian Friedrich Daniel, deutscher Dichter, geb. 13. April 1739 (nicht 26. März, wie gewöhnlich angegeben wird, und ebenso wenig 22. Nov. 1743, wie Gödeke korrigierend angibt) zu Sontheim in der schwäbischen Grafschaft Limpurg. Sein Vater, der dort als Kantor und Pfarrvikar fungierte, wurde 1740 als Lehrer nach Aalen im Kocherthal versetzt und erhielt 1744 daselbst das Diakonat. Auf dem Gymnasium zu Nördlingen und der Schule zum Heiligen Geist in Nürnberg bethätigte er bereits poetisches und hervorstechendes musikalisches Talent, begann schon damals ein regelloses Leben, das zu Erlangen, wo S., auf der Reise nach Jena begriffen, blieb und Student wurde, seine gesteigerte Fortsetzung fand. Sein Treiben stürzte ihn in Krankheit und Schulden, so daß ihn 1760 die Eltern heim riefen. Nach einem kurzen Aufenthalt als Hauslehrer in Königsbronn kehrte er 1762 abermals nach Aalen zurück, von wo aus er in der Nachbarschaft den Pfarrern als Prediger aushalf, bis ihm 1763 im Spätherbst das Amt eines Präzeptors und Organisten in Geißlingen zu teil ward. Hier verheiratete er sich schon im Januar 1764 mit der Tochter des Oberzollers Bühler, litt bald unter der Armseligkeit seiner häuslichen und amtlichen Verhältnisse, über die er sich einmal durch litterarische und musikalische Thätigkeit und öfters durch wilde Gelage und Zerstreuungen hinwegzuhelfen suchte. Eine Ode auf den Tod des Kaisers Franz I. trug S. das kaiserliche Dichterdiplom ein. In Geißlingen entstanden die "Todesgesänge" (Ulm 1767) und die "Zaubereien" (das. 1766), jene unter Klopstocks, diese unter Wielands Einfluß. 1769 wurde S. als Organist und Musikdirektor nach Ludwigsburg berufen. Sein Witz, seine poetischen und musikalischen Gaben führten ihn hier in vornehme Kreise ein; seine unbändige und regellose Art aber störte ebenso den Frieden seines Hauses wie das gute Einvernehmen mit den anfänglichen Gönnern. Ein stadtkundiges Liebesverhältnis mit einer Landsmännin aus Aalen vertrieb Schubarts Frau aus dessen Haus und brachte ihn selbst auf kurze Zeit in Haft, und als das mannigfache Ärgernis, das sein Wandel erregte, fortdauerte, erfolgte durch den Herzog 1773 Schubarts Dienstentsetzung und Landesverweisung. Nachdem er sich eine Zeitlang an verschiedenen Orten Süddeutschlands abgehalten und dann in Mannheim die kaum gewonnene Gunst des Kurfürsten von der Pfalz durch eine unvorsichtige Äußerung über die Mannheimer Akademie verscherzt hatte, wandte er sich nach München, wo er durch den Übertritt zum Katholizismus sein Glück zu machen hoffte. Der Plan zerschlug sich, und S. gedachte nun in Stockholm sein Heil zu versuchen; er kam jedoch nur bis Augsburg. Dort begann er 1774 die Herausgabe einer Zeitschrift: