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Sebastos - Seceders.
worden. Die Einfahrt zur Reede verteidigten auf der südlichen Seite das Quarantäne- und Alexanderfort, auf der nördlichen Seite das Fort Konstantin, den Eingang zur Südbucht das Fort Nikolaus und das Fort Paul, und diesen gegenüber waren auf der Nordseite 2 Batterien angelegt. Mit Hinzurechnung der noch außerdem vorhandenen zahlreichen Batterien verteidigten 700 Geschütze vom schwersten Kaliber den Hafen. Die Forts waren von Kalkstein erbaut, kasemattiert und hatten 2 oder 3 Etagen. Die Verteidigungslinie an der Landseite bestand zur Zeit der Landung der Truppen der Westmächte, außer einigen in Angriff genommenen Werken, nur aus einer frei stehenden, krenelierten Mauer, welche an einigen Stellen durch Defensivkasernen verstärkt war. Ganz vollendet war außer einigen andern Punkten namentlich der Malakowturm. Auf der Nordseite lag etwa 1200 Schritt vom Ufer entfernt das Nordfort und westlich davon der Wolochowturm. Alle andern Werke wurden angesichts, sogar meist unter dem Feuer des Feindes unter Oberleitung des Generals Totleben errichtet. Durch Erstürmung des Kornilewbastions 8. Sept. 1855 ward der Fall Sebastopols nach elfmonatlicher Belagerung herbeigeführt. Fast die ganze Stadt war bei der Einnahme ein Trümmerhaufe. Die noch unversehrten Docks und Forts an der Südseite der Reede wurden von den Alliierten durch Sprengung gänzlich zerstört (s. Krimkrieg). Nach dem Pariser Frieden baute man sich allmählich wieder hier an, jedoch gelangte der Ort nicht zum frühern Wohlstand. Die beim Beginn der Belagerung in der Einfahrt zum Hafen versenkten sechs russischen Linienschiffe sind bisher noch nicht gehoben. Seit 1885 beginnt man die Festungswerke und Docks wiederherzustellen und hat S. zum Kriegshafen für die Flotte des Schwarzen Meers ausersehen. Vgl. Niel, Siége de S. (Par. 1858); Weigelt, Die Belagerung von S. (Berl. 1861); Totleben, Die Verteidigung von S. (das. 1864-72, 4 Bde.).
Sebástos (griech., "ehrwürdig"), morgenländ. Titel des Kaisers statt des abendländischen Augustus; der Titel der Kaiserin war Sebaste (Sebastias).
Sebcha (arab.), Salzsumpf (s. Sahara, S. 177).
Sebenico (slaw. Šibenik), Stadt in Dalmatien, an der Kerka, welche hier ein weites Becken bildet und mit dem Adriatischen Meer durch den engen, von einem Fort geschützten Kanal Sant' Antonio in Verbindung steht, ist amphitheatralisch am Abhang eines zerklüfteten Felsens erbaut, von drei alten, jetzt aufgelassenen Forts beherrscht und auf der Landseite von einer Ringmauer umgeben. S. ist Sitz eines Bischofs, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, eines Hafen- und eines Hauptzollamtes, hat eine schöne, in gotisch-lombardischem Stil erbaute Domkirche (15. und 16. Jahrh.) und (1880) 6858 Einw., welche Fischfang und Schifferei, Handel, Wein- und Ölbau betreiben. S. ist durch die Dalmatische Staatsbahn mit Spalato verbunden. Im Hafen von S. liefen 1886: 1123 Schiffe mit 198,755 Ton. ein.
Sebesh (Ssebesz), Kreisstadt im russ. Gouvernement Witebsk, fast von allen Seiten vom Sebeshsee umgeben, hat 3 griechische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, 6 Jahrmärkte, Handel mit Häuten und Leinsaat nach Riga und (1885) 3821 Einw.
Sebésten, schwarze Brustbeeren, s. Cordia.
Sebil (arab.), in Konstantinopel Trinkhäuser zur Seite einer Moschee oder eines Mausoleums.
Sebnitz, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, Amtshauptmannschaft Pirna, am Flusse S., in der Sächsischen Schweiz und an der Linie Schandau-Bautzen der Sächsischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein neues Rathaus, ein Amtsgericht, Fabrikation von künstlichen Blumen und von Lampen, baumwollenen und leinenen Geweben, Papier und Knöpfen und (1885) 7108 meist evang. Einwohner.
Seborrhöe (griech.), s. v. w. Schmerfluß (s. d. und Haarkrankheiten).
Sebu, Insel, s. Zebu.
Sebu (Cebu), größter Fluß Marokkos, entspringt am Nordwestabhang des Atlas, fließt bei Fes vorüber und mündet nach 334 km langem Lauf bei Mahedia in den Atlantischen Ozean. Der S. ist der Sebus der Phöniker.
Sebulon (hebr., "Wohnung"), Sohn Jakobs und der Lea, dessen Stamm im Nordosten Palästinas, mit Kanaanitern und Phönikern vermischt, wohnte und namentlich Seehandel trieb.
Sebum (Sevum, lat.), Talg; S. bovinum, Rindertalg; S. cervinum, Hirschtalg; S. cutaneum, Hauttalg, Hautschmiere; S. ovinum, Hammeltalg.
Sebus, Johanna, s. Griethhausen.
Sebuse (Seybouse, im Altertum Ubus oder Rubricatus), Fluß in Algerien, entsteht aus dem Wad Zenati und Wad Scherf und mündet nach 178 km langem Lauf bei Bone in das Mittelländische Meer.
Secale (lat.), Roggen; S. cornutum, Mutterkorn.
Secchi (spr. ssecki), Angelo, Astronom, geb. 29. Juni 1818 zu Reggio d'Emilia, trat in den Jesuitenorden, erhielt seine wissenschaftliche Ausbildung in den Kollegien zu Rom, bei Loreto, Stonyhorst und Washington, wurde dann Professor der Mathematik und Astronomie am Georgetown College in Washington, später Professor der Physik am Collegio Romano in Rom und nach 1848 Direktor der von ihm daselbst neugegründeten Sternwarte, welche er zu einer der bedeutendsten in Europa erhob. 1870 und 1872 wurde er vom Papst zur internationalen Maß- und Gewichtskommission nach Paris entsendet. Er starb 26. Febr. 1878 in Rom. Die zahlreichen Arbeiten Secchis beziehen sich vorzüglich auf die Topographie und physische Beschaffenheit der Planeten, des Mondes und der Sonne sowie der Fixsterne; besonders bekannt sind seine spektroskopischen Untersuchungen der Himmelskörper. Auch lieferte er Beobachtungen über Doppelsterne und Nebelflecke, meteorologische und magnetische Untersuchungen. Er schrieb: "Researches on electrical rheometry" (in den "Smithsonian contributions", Bd. 3, 1852); "Quadro fisico del sistema solare secondo le più recenti osservazioni" (Rom 1859); "Le soleil" (Par. 1870, 2. Aufl. 1875; deutsch von Schellen, Braunschw. 1872); "L'unità delle forze fisiche" (Mail. 1869, 2. Aufl. 1874; deutsch von Schulze, 2. Aufl., Leipz. 1884-85, 2 Bde.) und "Le stelle, saggi di astronomia siderale" (Mail. 1877; deutsch, Leipz. 1878). Vgl. Pohle, Angelo S. (Köln 1883).
Secchia (spr. sséckía), Fluß in Oberitalien, entspringt am Nordabhang der Apenninen, durchfließt vielfach gewunden in vorherrschend nordöstlicher Richtung die Provinzen Reggio, Modena und Mantua und fällt unterhalb der Minciomündung rechts in den Po. Er steht durch Kanäle mit dem Panaro und Po in Verbindung.
Secco (ital.), trocken; al s. (richtiger a s.) malen, auf trocknem Grund malen, im Gegensatz zur Freskomalerei. In der Musik ist S. s. v. w. Recitativ mit Generalbaßbegleitung (vgl. Recitativ).
Seceders (engl., spr. ssissihders, "Abweichende"), Mitglieder der "vereinigten presbyterianischen Kirche", welche sich, unzufrieden mit der Wiederherstellung