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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Seele

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Seele.

liche Höhen. Die bedeutendsten Landseen sind außer den schon erwähnten: Tiis-Sö und der romantische Skarrits-Sö im W., Sorö-Sö und südlich davon Tjustrup-, Bavelse-Sö; Flüsse: Suus-Aa und Halleby- oder Aamose-Aa. Die Insel hatte drei Kanäle, von denen nur der Frederiksvärkskanal (1716 angelegt), zur Verhütung der Überschwemmungen des Arre-Sö und jetzt auch wichtig für den Betrieb der Fabriken von Frederiksvärk, noch von Bedeutung ist. S. hat Überfluß an Getreide, hauptsächlich Gerste und Roggen. Trotz der bedeutenden Wälder ist wegen der großen Konsumtion in der Hauptstadt Mangel an Brennholz; ein wichtiges Surrogat ist der reichlich vorhandene Torf. Folgende Eisenbahnen durchziehen S.: von Kopenhagen nördlich nach Helsingör, Frederikssund und Klampenborg; nordwestlich über Roeskilde nach Kallundborg; westlich über Roeskilde nach Korsör am Großen Belt und südlich über Roeskilde nach Vordingborg (Masnedsund). In Verbindung mit der Nordbahn steht die kleine Seitenlinie Grästed-Hilleröd (Gribskovbahn) und mit der Südbahn die östliche Seitenlinie Kjöge-Faxe. S. nebst den erwähnten umliegenden Inseln wird in administrativer Hinsicht in die Hauptstadt Kopenhagen und in fünf Ämter geteilt, nämlich: Kopenhagen, Frederiksborg, Holbäk (mit Samsö), Sorö und Prästö (mit Möen). Das Stift S., das erste und wichtigste in Dänemark, umfaßt alle diese Inseln außer Samsö, welches zum Stift Aarhus gehört; außer denselben aber gehören zum Stift S. noch Bornholm, die Färöer und die Kolonien auf Grönland. S. Karte "Dänemark".

2) Niederländ. Provinz, s. Zeeland. -

3) Berner S., Landschaft der schweizer. Hochebene, größtenteils zum Kanton Bern gehörig, ist eine Fläche, welche, dem Fuß des Jura vorgelagert und durch die Aare, den Murten-, Neuenburger und Bieler See sowie durch die diese Seen verbindenden Flüsse Broye und Thièle eingefaßt, lange Zeit den ausgedehntesten Versumpfungen ausgesetzt war und zu einem beträchtlichen Teil aus Mösern, besonders dem Großen Moos, bestand. Seitdem die Juragewässerkorrektion (s. d.) ausgeführt ist, hat die Amelioration der Möser begonnen. Eine neue Ansiedelung, Witzwyl, mit 900 Hektar Ackerland, ist nicht geglückt.

Seele (griech. Psyche, lat. Anima), im gewöhnlichen Sprachgebrauch das innere Thätigkeitsprinzip eines lebendigen Wesens, wird in diesem Sinn sowohl von dem leblosen Körper als von dem vernünftigen Geist (pneuma) unterschieden. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch und zwar sowohl derjenigen, welche die Existenz der S. leugnen, als jener, welche sie zulassen, bedeutet das Wort den einheitlichen, realen, aber immateriellen Träger der psychischen (oder Bewußtseins-) Phänomene (Vorstellen, Fühlen, Begehren und Wollen), der sich zu diesen verhält wie die Materie (s. d.) zu den physischen (oder Natur-) Phänomenen (physikalischen, chemischen und biologischen Prozessen). Gegenstände, an welchen Bewußtseinserscheinungen wahrzunehmen sind (wie der Mensch, das Tier, nach einigen, z. B. Fechner, auch die Pflanze), werden beseelt genannt. Diese Bezeichnung wird auch auf an sich leblose Dinge (Berge, Flüsse, Quellen, Gesteine, ja auf das ganze Weltgebäude) übertragen, wenn denselben, wie in den dichterischen, phantastischen und schwärmerischen Weltanschauungen der Mythologie, des Animismus und Fetischismus sowie des Spiritismus geschieht, fälschlich Bewußtseinsakte (Intelligenz, Gemüt, Wille) angedichtet werden (Berg- und Quälgeister, Astralgeister, Weltseele etc.). Durch das Merkmal der Immaterialität wird die S. von jedem (angeblichen) materiellen Träger von Bewußtseinsvorgängen, dergleichen der Materialismus (nach dem Grundsatz, daß man der S. so viel Boden entreißen müsse wie möglich) an deren Stelle zu substituieren sich bemüht (z. B. dem Gehirn oder dem gesamten Nervensystem), unterschieden. Als einheitlich-realer Träger psychischer Prozesse erscheint die S. dem gleichfalls einheitlichen, aber nur idealen Träger von solchen (der Ichvorstellung, dem Selbstbewußtsein), welchen der Idealismus an deren Stelle setzen möchte, entgegengesetzt. Dieselbe kann als immaterielles (nichtsinnliches) Wesen weder ihrer Existenz noch ihrer Natur nach ein Gegenstand der (sinnlichen) Erfahrung sein; wohl aber kann auf beide aus (innern) Erfahrungsthatsachen geschlossen werden. Der "Kampf um die S." nahm schon im Altertum seinen Anfang und wird bis zum heutigen Tag mit wenig abweichenden Gründen fortgeführt. Die griechischen Psychologen leugneten zwar nicht die Existenz, aber fast durchgehends die Immaterialität der S., welche von dem einen für einen luftartigen, von dem andern für einen feuerähnlichen, von den Atomistikern für einen aus kugelförmigen Atomen zusammengesetzten (feinern) Körper und selbst von den ihrem Begriff am nächsten kommenden Denkern (Platon und Aristoteles) für zusammengesetzt aus mehreren (nach dem einen allerdings untrennbaren, nach dem andern aber selbst trennbaren) Teilen erklärt wurde. Die zuerst von der indischen Sankhyaphilosophie des Kapila ausdrücklich gelehrte Immaterialität der S. bildete seit Descartes den Gegenstand des Streits zwischen den Spiritualisten, welche die S. für eine schlechterdings geistige (einfache), mit dem Körper nur während der irdischen Existenz vereinigte Substanz, und den Materialisten, welche dieselbe für eine körperliche (aus Teilen bestehende) und daher mit dem Zerfall des Leibes selbst zerfallende (wenn auch noch so verfeinerte) Stoffmasse gehalten wissen wollten. Zu beiden kam, nachdem Kant den Schluß von der Einheit des Bewußtseins auf die Einheit der S. für einen (zwar unvermeidlichen) Fehlschluß und dadurch Dasein und Wesen der S. für unerkennbar erklärt hatte, eine dritte Partei, die der Idealisten, hinzu, die an der Stelle der S. das Ich (das Selbstbewußtsein) für den Träger der Bewußtseinserscheinungen ausgaben. Die Gründe, welche seitdem gegen und für die Annahme der S. vorgebracht zu werden pflegen, sind in kurzem folgende. Gegen dieselbe spricht: 1) daß allerlei angeblich durch Bewußtseinsakte (Vorstellung und Willen) hervorgebrachte Bewegungen (welche sonach auf eine S. schließen lassen) bei näherer Betrachtung sich als bloß mechanische Vorgänge (sogen. Reflexbewegungen) erwiesen haben (Einwurf des Mechanismus); 2) daß sich sämtliche angeblich psychische Phänomene als physische aus einem materiellen Substrat (das Denken als "Funktion" des Gehirns [wie das Verdauen als Funktion des Magens]; die Einheit des Bewußtseins als "Resultierende" aus den in verschiedenen Teilen des [ausgedehnten] Substrats vor sich gehenden Prozessen) erklären lassen, wodurch die Annahme der S. überflüssig wird (Einwurf des Materialismus); 3) daß es zur Erklärung sämtlicher psychischer Phänomene zwar eines idealen Trägers (des Ichs), aber keines realen (der S.) bedürfe (Einwurf des Idealismus). Für dieselbe sprechen a) als negative Gründe: 1) daß, solange nicht alle für psychisch gehaltenen Phänomene als physische (nicht alle angeblich