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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Sersche - Server Pascha.

kunde, mit Beiträgen der hervorragendsten vlämischen Gelehrten (1855-63, 5 Bde.), hervorzuheben. Mitglied der belgischen Akademie (seit 1847) sowie der bedeutendsten gelehrten Gesellschaften Europas, starb S. 6. April 1872 in Moortzeele bei Gent.

Sersche (Sarsche, franz. serge), mehrere Arten seidener, halbseidener, kammwollener, fünf- u. siebenbindiger Atlasgewebe, welche hauptsächlich zu Damenschuhen, Möbelüberzügen benutzt werden. Leichtere wollene S. dient als Futterstoff.

Sertaos (portug., spr. -taungs), Einöden; s. Campos.

Sertorius, Quintus, röm. Feldherr, geboren zu Nursia im Sabinerland, bahnte sich durch Tapferkeit und Feldherrngaben im Kriege gegen die Cimbern und Teutonen und im Bundesgenossenkrieg den Weg zu Ansehen und Ehrenstellen, schloß sich im Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla (88-82 v. Chr.) an die Partei des erstern an, gab dieselbe aber 82, an ihrem Glück verzweifelnd, auf und wandte sich nach Spanien, welches ihm von seiner Partei als Provinz bestimmt worden war, um hier den Kampf gegen Sulla fortzusetzen. Er wurde von hier durch ein von Sulla abgesandtes Heer vertrieben und irrte nun eine Zeitlang mit einem Haufen seiner Getreuen an der Küste von Afrika und auf dem Meer umher, kehrte aber 81 oder 80 auf die Einladung der Lusitanier nach Spanien zurück und schuf sich hier aus Eingebornen und römischen Flüchtlingen ein Heer, mit dem er 80 dem gegen ihn entsandten L. Fufidius eine große Niederlage beibrachte und sich auch dann, als 79 Quintus Metellus Pius und 77 Gnäus Pompejus mit großen Heeren auf dem Kriegsschauplatz erschienen, unter wechselndem Kriegsglück behauptete, bis er 72 von Verschwornen, an deren Spitze Marcus Perperna stand, ermordet wurde. Er hatte die Absicht, in Spanien gleichsam ein neues Rom zu schaffen, weshalb er daselbst einen Senat von 300 Mitgliedern einrichtete und in Osca (Huesca) eine Schule für die Söhne der vornehmsten Spanier gründete, und wie seine Tapferkeit und sein Feldherrntalent, so wird auch seine Geschicklichkeit, die Gemüter der Eingebornen durch Milde und Einsicht zu gewinnen, rühmend anerkannt.

Serubabel (Zorobabel), Sohn des Sealthiel, aus dem jüdischen Königsgeschlecht stammend, Anführer und Oberhaupt der ersten, 537 v. Chr. aus dem Exil zurückkehrenden Juden, legte den Grund zum neuen Tempel und schlug den Samaritanern die Bitte um Teilnahme an diesem Bau ab.

Serum (lat.), Blutwasser (s. Blut, S. 56); S. lactis, Molken; S. l. dulce, mit Lab bereitete Molken; S. l. acidum, saure Molken; S. l. aluminatum, Alaunmolken; S. l. tamarindinatum, Tamarindenmolken.

Serumalbumin, s. Eiweiß.

Serumkasein, s. Fibrin.

Serv., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Audinet de Serville (spr. odinä dö sserwil) in Paris (Entomolog).

Servais (spr. sserwä), François Adrien, Violoncellist, geb. 6. Juni 1807 zu Hal bei Brüssel, begann seine ersten musikalischen Studien als Violinspieler, bildete sich aber später auf dem Brüsseler Konservatorium zum Violoncellisten aus und konnte als solcher auf seinen in der Folge unternommenen Kunstreisen in Frankreich, England, Deutschland und Rußland Aufsehen erregen. 1848 nach Brüssel zurückgekehrt, übernahm er am dortigen Konservatorium die Stelle eines Lehrers des Violoncellspiels und starb nach einer überaus erfolgreichen pädagogischen Wirksamkeit 26. Nov. 1866 auf seinem Landsitz in Hal. S. war auch als Komponist für sein Instrument thätig; seine Kompositionen sind effektvoll und durchaus violoncellmäßig, können jedoch einen höhern Kunstwert nicht beanspruchen. Von seinen Söhnen war der ältere, Joseph, geb. 23. Nov. 1850 zu Hal, gest. 29. Aug. 1885 daselbst, sein Schüler und Nachfolger als Lehrer des Violoncells am Brüsseler Konservatorium, während der zweite, François Matthieu, sich als Komponist ausgezeichnet hat und unter anderm für seine Kantate "La mort du Tasse" vom Konservatorium zu Brüssel mit dem römischen Preis gekrönt wurde.

Serval (Buschkatze, Felis Serval Schreb.), Säugetier aus der Ordnung der Raubtiere und der Familie der Katzen, ist 1 m lang, mit 30-35 cm langem Schwanz, 50 cm hoch, schlank gebaut, hochbeinig, mit zugespitzten Ohren und einer dichten, rauhen Behaarung von hell fahlgelber, bisweilen auch grauer oder rötlicher Grundfarbe, die am Ende der Gliedmaßen ins Reinweiße übergeht. Längs des Scheitels und der obern Seite des Halses treten vier schwarze, schmale Binden hervor, welche vom Widerrist sich nach rückwärts und abwärts ziehen und allmählich in lange Flecke übergehen, während die Seiten schwarz getüpfelt sind. Der Schwanz zeigt 3-8 dunkle Ringe. Übrigens scheint die Färbung sehr abzuändern. Der S. ist in Afrika, besonders im Süden, weit verbreitet, fehlt auch nicht in Algerien und findet sich wohl in allen afrikanischen Steppenländern. Er jagt Hasen, junge Antilopen und Geflügel und richtet in Hühnerställen oft große Verwüstungen an. Der Sultan von Sansibar stellt ihn als Sinnbild seiner Macht lebend zur Schau und verschenkt ihn an Würdenträger seines Reichs. Das Fell wird von den Häuptlingen ostafrikanischer Stämme als Abzeichen königlicher Würde getragen; es kommt unter dem Namen afrikanische Tigerkatze auch nach Europa. Das Fleisch des Servals wird in Ostafrika gegessen. Jung gefangene Tiere werden sehr zahm.

Servante (franz., spr. sserwangt, "Dienerin"), Nebentischchen zu Tellern, Tassen etc.; auch Gestell oder Schrank mit mehreren Fächern zur Aufbewahrung von kostbarem Porzellan, Glas, Silberzeug etc.

Servatius, Heiliger der katholischen Kirche, letzter Bischof von Tongern, starb 384 oder 403 in hohem Alter zu Maastricht, spielt im Witterungskalender eine Rolle (s. Herren, die drei gestrengen).

Servator (lat., "Retter"), Beiname mehrerer Götter, vornehmlich des Jupiter.

Servelatwurst, s. Cervelatwurst.

Server Pascha, türk. Staatsmann, begann seine Laufbahn als Beamter im kaiserlichen Diwan und wurde, nachdem er längere Zeit Chef des Korrespondenzbüreaus im Kriegsministerium gewesen, zum ersten Sekretär der Gesandtschaft in Wien, dann in Paris ernannt. 1856 begleitete er Kübrisli Pascha, den außerordentlichen türkischen Botschafter, als erster Sekretär zu den Krönungsfestlichkeiten nach Moskau und blieb dann als Geschäftsträger in Petersburg. Darauf wurde er Generalsekretär im Auswärtigen Ministerium und bekleidete mehrere außerordentliche Missionen, so als Zivilkommissar in Kreta 1867. Von 1868 bis 1870 war er Chef der Stadtverwaltung von Konstantinopel und ward 1870 Musteschar im Auswärtigen Ministerium, zu dessen Chef er unter Beförderung zum Muschir 6. Sept. 1871 ernannt wurde. S. war ein Freund Rußlands sowie Gegner der Westmächte und befürwortete die Anlehnung an die russische Politik mit solcher Entschiedenheit, daß er scherzweise Serverow genannt und schon 1872 von dem