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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Siamang; Siamesen; Siamesische Zwillinge; Siam, Golf von; Siantan; Sibbens; Sibbern; Sibi

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Siam, Golf von - Sibi.

riser Galanterieartikeln etc.; die Ausfuhr (10 Mill. Doll.) vornehmlich in Reis, dann in Zucker, Pfeffer, Sesam, Sappanholz, Häuten, Kardamom. Im Hafen von Bangkok verkehrten 322 Schiffe (216 britische, 31 deutsche) von 205,046 Ton. Die Handelsflotte besteht aus 39 Segelschiffen europäischer Bauart von 15,000 Ton., 3 Dampfern von 996 T. und einer großen Zahl von Fahrzeugen einheimischer Bauart. Auf dem Menam hat eine englische Gesellschaft eine Dampferlinie eingerichtet; eine andre englische Gesellschaft hat die Konzession zum Bau einer Eisenbahn von Bangkok nach Zimme erworben, eine zweite Linie von Chantaburi (an der Ostküste) nach Battanbong ist vermessen. Telegraphenlinien gehen von Bangkok nach Saigon, nach Tavoy (Britisch-Birma), nach Maulmain, ferner von Bangkok nach Zimme, nach Chantaburi und nach Paknam. Im Bau sind Linien nach Yluan Phra Bang und nach der Malaiischen Halbinsel. Sämtliche Hauptplätze haben regelmäßige Postverbindung miteinander und mit Bangkok, das mit Singapur durch Dampfer in Verbindung steht. Von Münzen sind Goldstücke (sehr selten), Silbermünzen (Bat oder Tikal), als Kleingeld Zinkmünzen und Kaurimuscheln im Umlauf. Die Europäer rechnen nach mexikanischen Piastern. Über die Flagge Siams s. Tafel "Flaggen I". Haupt- und Residenzstadt ist Bangkok (s. d.).

[Geschichte.] Die Jahrbücher des Reichs datieren von 638 n. Chr., d. h. von der Einführung des Buddhismus als Staatsreligion und dem Beginn der Ära, nach welcher in S. die Zeiten bestimmt werden. Die Residenz lag damals am obern Menam im Laoland, ward aber von den aus Nordwesten nachdrängenden Birmanen immer weiter nach Süden, 1350 nach Ajuthia (jetzt Krungkau, 100 km von der Mündung des Menam entfernt) verlegt; mit China wurde ein freundschaftliches, tributpflichtiges Verhältnis unterhalten, dagegen war S. vom 14. bis 17. Jahrh. in stetem Krieg mit Birma (Pegu), zeitweise mit Malakka begriffen. Im Innern folgte Revolution auf Revolution; nirgends wohl war die Thronfolge so ungeregelt wie hier; von 1567 bis 1596 kam infolgedessen S. in die Gewalt von Birma. 1627 schwang sich ein Europäer, der Grieche Konstantin Phaulkon aus Kephalonia, zum Leiter des Reichs wie zum ersten Minister empor und schuf als solcher viele gute Einrichtungen. Unter ihm empfing König Ludwig XIV. von S. 1684 eine Gesandtschaft; Frankreich erwiderte sie 1685-88 unter Entsendung einer Flotte mit 500 Mann Landungstruppen, denen der Hafen Bangkok übergeben wurde; die Truppen mußten jedoch abziehen, Phaulkon und sein Anhang wurden 1689 ermordet, weil die Bevölkerung seinen Plan durchschaut hatte, sich an Stelle des einheimischen Königes als Herrscher aufzuwerfen und das Land den Fremden zu überantworten. 1766 wurde S. vom König von Ava verwüstet, 1769 aber dessen Heer von dem Chinesen Phyatak vertrieben, der, ursprünglich Kaufmann, dann Gouverneur der Nordprovinz und wegen seines Wohlwollens beliebt, sich selbst auf den Thron setzte, Bangkok zur Residenz erhob, als König grausam ward und durch seinen General Chakri ermordet wurde. Dieser nahm nun selbst den Thron ein und ward Begründer der noch heute regierenden Dynastie. Eine Schreckensregierung führte Phendingkang 1809-24; Palastrevolutionen kennzeichnen die Regierung seines Nachfolgers. Am 3. April 1851 trat sodann Maha Mongkut die Regierung an und führte sie mit Kraft; er belebte den Verkehr und suchte den Bedrückungen des Volkes zu steuern. Mit den Fremden kamen endlich Handelsverträge zu stande: mit England 1855, mit Frankreich 1858, mit Deutschland 7. Febr. 1862, mit Österreich 1868. Am 1. Okt. 1868 bestieg Somdetsch Tschaufa Chulalonkorn, 17 Jahre alt, den Thron; er erhielt seine Erziehung von einer Engländerin, besuchte 1871 Kalkutta, zeichnet sich durch fleißige Anteilnahme an den Regierungsgeschäften aus, steht in ständigem Verkehr mit den fremden Konsuln an seinem Hof und ist mit Erfolg bemüht, sein Land auf eine höhere Stufe der Kultur zu heben. Das Deutsche Reich unterhält in Bangkok einen Generalkonsul zum Schutz der dort angesiedelten und im lebhaften Frachtverkehr zusprechenden Deutschen. Vgl. Bowring, Mission to the kingdom of S. in 1885 (Lond. 1857, 2 Bde.); Bastian, Die Völker des östlichen Asien, Bd. 3 (Leipz. 1867); "Die preußische Expedition nach Ostasien" (Berl. 1864-73, 4 Bde.); Scherzer, Fachmännische Berichte über die österreichisch-ungarische Expedition nach S. (Stuttg. 1872); Gréhan, Le royaume de S. (4. Aufl., Par. 1879); Bock, Im Reich des weißen Elefanten (deutsch, Leipz. 1885); Rosny, Ethnographie du S. (Par. 1885).

Siam, Golf von, ein Meerbusen des Indischen Ozeans, an der Küste von Siam, 5½ Breitengrade breit, von den beiden Vorgebirgen Patani und Kambodscha begrenzt. Haupthandelsplatz daran ist Paknam, der Hafen von Bangkok (s. d.), am Nordende.

Siamang, Affe, s. Gibbon.

Siamesen, die Bewohner von Siam.

Siamesische Zwillinge, s. Zwillinge.

Siantan, Insel, s. Anamba.

Sibbens, endemische Hautkrankheit in Schottland, s. v. w. Radesyge (s. d.).

Sibbern, Frederik Christian, dän. Philosoph und Dichter, geb. 18. Juli 1785 zu Kopenhagen, studierte daselbst, ward, nachdem er Deutschland bereist, 1813 für den philosophischen Lehrstuhl nach Kopenhagen berufen, wo er, 1866 in Ruhestand versetzt, 16. Dez. 1872 starb. S. war in seiner Philosophie wesentlich von Schelling beeinflußt und hat sich zu einem selbständigen System nicht erhoben; doch ist er nicht ohne bedeutende Einwirkung auf seine Zeit geblieben. Sein philosophisches Hauptwerk ist: "Menneskets aandelige Natur og Väsen" ("Des Menschen geistige Natur und Wesen", Kopenh. 1819-28, 2 Bde.), das in neuer Bearbeitung unter dem Titel: "Psychologi" (4. Aufl. 1862) erschien. Außerdem sind von seinen Schriften zu erwähnen: "Logikens Elementer" (1822, 3. Aufl. 1866); "Om Poesi og Konst" (Kopenh. 1853-69, 3 Tle.); die Dichtung "Breve af Gabrielis" ("Briefe von Gabrielis", das. 1826, 4. Aufl. 1870) und der utopistische Roman "Meddelelser af Inholdet af et Skrift fra Aaret 2135" ("Mitteilungen aus dem Inhalt einer Schrift vom Jahr 2135", das. 1858-72, 3 Tle.), worin er seine religiösen und sozialen Ideen im Zusammenhang darstellt.

Sibi, britischer Distrikt an der Grenze zwischen Afghanistan und Belutschistan, welcher durch den Vertrag von Gandamak an England abgetreten wurde, zwischen 29° 20'-29° 45' nördl. Br. und 67° 45'-68° 15' östl. L. v. Gr.; politisch mit ihm verbunden sind die ebenfalls an England abgetretenen Distrikte von Pischin und Toba. Die Bevölkerung (Pathan, Dschat, Hindu, Belutschen u. a.) wird auf 13,900 angegeben. Die Ruinen vieler verlassener Dörfer lassen aber auf eine ehemals weit stärkere Bevölkerung schließen. Unter britischer Verwaltung hat sich der Wohlstand sehr gehoben, so daß die Einnahmen jährlich 11,000 Pfd. Sterl. übersteigen. Der Hauptort