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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tarsus - Tarudant.

Zeltmacher) und Ausfuhr von Baumwolle, Südfrüchten, Getreide, Wolle, Sesam etc. Mit Mersina und Adana steht es durch Eisenbahn in Verbindung.

Tarsus (griech.), die Fußwurzel, d. h. die Knochen am Anfang des Fußes (s. d.). Bei den Insekten ist T. oder Fuß der letzte Abschnitt des Beins und besteht selbst wieder meist aus fünf aneinander beweglichen Gliedern; das letzte von diesen trägt gewöhnlich zwei Klauen oder Krallen, oft auch noch sogen. Haftlappen.

Tarsza (spr. tarscha), Eduard, Pseudonym, s. Grabowski 1).

Tartaglia (ital., spr. -tallja, "Stotterer"), Name einer komischen Maske des neapolitanischen Volkslustspiels.

Tartaglia (spr. -tallja, lat. Tartalen), Niccolò, Mathematiker, geboren zu Brescia am Anfang des 16. Jahrh., wurde als Kind von einem Soldaten derart mißhandelt, daß er zeitlebens stotterte, wovon er den Namen T. (der Stotterer) empfing. Sein Familienname war bis vor kurzem nicht bekannt; in seinem 1881 von Boncompagni veröffentlichten Testament nennt er aber einen gewissen Zampiero Fontana als seinen legitimen leiblichen Bruder. Er studierte Latein, Griechisch und Mathematik, und von 1530 an war er in Verona, Piacenza, Venedig, Mailand und zuletzt wieder in Venedig als Lehrer thätig. Er starb 14. Dez. 1557. T. kannte bereits den binomischen Lehrsatz für ganze positive Exponenten, behandelte Probleme der Wahrscheinlichkeitsrechnung, nahm zahlreiche Bestimmungen des spezifischen Gewichts vor und vervollkommte die Ballistik; hauptsächlich aber ist er berühmt durch seine Auflösung der kubischen Gleichungen, deren Veröffentlichung durch Cardanus Anlaß gab zu einem heftigen litterarischen Streit mit Cardanus und dessen Schüler Ferrari (vgl. Cardanische Formel). Tartaglias Hauptwerk: "General trattato de' numeri e misure" (Vened. 1556-60, 3 Bde.), enthält diese Lösung nicht; der Bericht über dieselbe ist in seinen "Quesiti ed inventioni diverse" (das. 1554) enthalten. Der Darstellung Tartaglias, die Hankel ("Zur Geschichte der Mathematik", Leipz. 1874) reproduziert, hat Gherardi eine andre entgegengestellt (Grunerts Archiv, 52. Teil). Vgl. Matthiessen, Grundzüge der antiken und modernen Algebra, S. 367 (Leipz. 1878).

Tartan, der gewürfelte Wollenstoff, den die Schotten bei ihrer Nationaltracht zu Mänteln und Kilts (s. d.) verwenden; auch das Kleidungsstück selbst.

Tartane (roman.), bei den Italienern, Spaniern etc. ein kleines ungedecktes Piratenschiff, später ein Fischerfahrzeug mit Pfahlmast, großem lateinischen Segel und zwei Klüvern am Klüverbaum, während die österreichische T. ein gedecktes, zweimastiges Küstenfahrzeug mit trapezoidischen Segeln ist. In Spanien heißt T. auch eine Art zweiräderiger Wagen.

Tartarei, unrichtig für Tatarei (s. d.).

Tartăros, bei Homer tiefer Abgrund unter der Erde, so weit unter dem Hades, als der Himmel über der Erde ist, durch eherne Pforten geschlossen; später die ganze Unterwelt oder derjenige Teil derselben, wo die Verdammten ihre Qualen leiden, im Gegensatz zu den elysischen Gefilden, dem Aufenthaltsort der Seligen. Personifiziert ist T. der Sohn des Äther und der Gäa und von dieser Vater der Giganten. Vgl. Hölle.

Tartărus (lat.), Weinstein, saures weinsaures Kali; T. ammoniatus, weinsaures Kaliammoniak; T. boraxatus, Boraxweinstein, s. Borax (S. 210); T. depuratus, Cremor tartari, gereinigter Weinstein; T. emeticus, stibiatus, Brechweinstein (s. d.); T. ferratus, martiatus, chalybeatus, Eisenweinstein, s. Eisenpräparate; T. natronatus, weinsaures Kalinatron; T. solubilis, tartarisatus, neutrales weinsaures Kali; T. vitriolatus, schwefelsaures Kali.

Tartas (spr. -tās), Stadt im franz. Departement Landes, Arrondissement St.-Sever, an der Midouze mit altem Stadthaus und (1881) 2110 Einw.; steht im Rufe von Krähwinkel.

Tartīni, Giuseppe, Violinspieler und Komponist, geb. 12. April 1692 zu Pirano in Istrien, erhielt seinen ersten Musikunterricht im Kollegium dei padri delle scuole zu Capo d'Istria, begab sich 1710 nach Padua, um Jurisprudenz zu studieren, mußte eines Liebeshandels wegen von da fliehen und fand im Minoritenkloster zu Assisi Aufnahme, wo er sich mit Eifer dem Violinspiel und zugleich dem theoretischen Studium der Tonkunst widmete. Später lebte er mehrere Jahre in Ancona und vervollkommte sich, angeregt durch den berühmtesten Geiger jener Zeit, Veracini, den er auf der Durchreise in Venedig gehört, mehr und mehr auf der Violine; 1721 wurde er bei der Kirche Sant' Antonio zu Padua als Solospieler angestellt und zwei Jahre später nach Prag berufen, um bei den Festlichkeiten gelegentlich der Krönung des Kaisers Karl VI. mitzuwirken. Nachdem er hierauf noch drei Jahre im Dienste des kunstsinnigen Grafen Kinsky zugebracht hatte, kehrte er nach Padua zurück und begründete hier 1728 seine berühmte Geigerschule, aus der viele treffliche Künstler hervorgingen. Er starb 16. Febr. 1770. Von seinen zahlreichen, durch edlen Gedankengehalt, Schwung und Korrektheit sich auszeichnenden Violinkompositionen erschienen neun Sammlungen; neuerdings wurden von David, Alard u. a. einzelne seiner Werke mit Klavierbegleitung herausgegeben. Die von T. hinsichtlich der Bogenführung aufgestellten Prinzipien gelten noch gegenwärtig in den Violinschulen italienischer und französischer Meister. Als Theoretiker ist er besonders durch seine Schrift "Trattato di musica secondo la vera scienza dell' armonia" (Padua 1754) berühmt geworden, in welcher er das von ihm erdachte, auf den sogen. Kombinationston (s. d.) begründete Harmoniesystem zur Darstellung bringt.

Tartīnischer Ton, s. v. w. Kombinationston (s. d.). Vgl. Schall, S. 398.

Tartlau, Markt im ungar. Komitat Kronstadt (Siebenbürgen), bei Kronstadt, mit sehenswerter Kirche, (1881) 3233 deutschen und rumän. Einwohnern und Fischzuchtanstalt.

Tartrāte (Tartarate), s. v. w. Weinsäuresalze, z. B. Kaliumtartrat, weinsaures Kali.

Tartsche, seit dem 13. Jahrh. viereckiger Schild, namentlich bei Turnieren gebräuchlich, zum Einlegen der Lanze mit Ausschnitt versehen und an den Brustharnisch angeschraubt (s. Schild, mit Abbildung); im 15. Jahrh. kleiner Faustschild der Reiter.

Tartsenflechte, s. v. w. Isländisches Moos, s. Cetraria.

Tartuffe (Tartüff), Name der Hauptperson in Molières gleichnamigen Lustspiel; danach verallgemeinert s. v. w. scheinheiliger Schurke; Tartüfferie, Scheinheiligkeit, Heuchelei. "Lady T.", Titel eines Lustspiels von Mad. de Girardin (1853).

Tartulin, esthn. Name von Dorpat (s. d.).

Tarudant, Hauptstadt der marokkan. Provinz Sûs, am Südfuß des Atlas, 52 km östlich vom Atlantischen Ozean, rechts am Wadi Sûs, ist dem Umfang nach größer als Fes; der Raum innerhalb seiner mit Türmen versehenen Umfassungsmauer wird aber meist von Gärten und Olivenhainen eingenommen; im Ost-^[folgende Seite]