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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Viola

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Viola (Pflanze) - Viola (Streichinstrument).

geistlicher der Königin Margarete gewesen, entwickelte er als Pfarrer von Châtillon les Dombes unter dem Beistand der gräflichen Familie Gondy in anspruchsloser Demut eine bewunderungswürdige und erfolgreiche Thätigkeit für innere Mission und wurde wegen seiner eifrigen Seelsorge unter den Galeerensklaven 1619 zum Aumônier royal des galères de France ernannt. Seine Stiftungen sind die Barmherzigen Schwestern (s. d.) und die Lazaristen (s. d.). Er starb 27. Sept. 1660, wurde 1737 heilig gesprochen. Sein Leben beschrieben Maynard (3. Aufl., Par. 1886, 4 Bde.; deutsch, Regensb. 1877), Wilson (Lond. 1874), Chantelauze (Par. 1882), Bougaud (das. 1889) u. a.

Viola Tourn. (Veilchen), Gattung aus der Familie der Violarieen, ein- oder zweijährige oder perennierende Kräuter, selten Halbsträucher, häufig mit verkürzter Achse, bisweilen Ausläufer treibend, mit zerstreut stehenden, einfachen Blättern, meist einzeln achselständigen, langgestielten Blüten mit fünf Blumenblättern, von denen das untere unpaarige an der Basis gespornt ist, und dreiklappiger, vielsamiger Kapsel. Von den etwa 100, besonders in den gemäßigten Ländern der nördlichen Halbkugel heimischen Arten (etwa 30 in den Gebirgsregionen Südamerikas) wächst V. odorata L. (Märzveilchen, wohlriechendes Veilchen) in fast ganz Europa und einem großen Teil Asiens. Wurzeln und Wurzelstock enthalten Violin (Veilchenemetin), welches brechenerregend wirkt; die Blüten dienen zur Bereitung von Veilchensirup, Cremes, Gelee, Gefrornem, feinem Backwerk, Limonaden etc., auch werden sie überzuckert (pralinierte V) und in der Parfümerie benutzt. Man kultiviert mehrere Varietäten als Zierpflanzen, und die Treiberei reich- und großblühender Sorten (Monats-, italienisches, russisches Veilchen, Zar, Belle de Chatenay, Victoria Regina) bildet einen einträglichen Zweig der Handelsgärtnerei. Den alten Griechen war das Veilchen Symbol der jährlich wieder auflebenden Erde und der Jungfrauschaft. Die Tochter des Atlas wurde, als sie sich vor dem Apollon verbarg, in ein Veilchen verwandelt. Aber auch die Bakchantinnen schmückten die Thyrsosstäbe mit Veilchen, und ebenso wurden die Bilder der Hausgötter mit Veilchen geziert. Homer erwähnt das Veilchen oft, doch nur in Bezug auf die dunkle Farbe der Blüten, nicht auf ihren Duft. Später unterschied man schwarze, helle und farbige Veilchen und verstand unter letztern den Goldlack und die Levkoje. Im ganzen Mittelalter blieb das Veilchen eine beliebte Zierpflanze, Mönche kultivierten es in den Klostergärten und verwendeten es zu Spezereien und wohlriechenden Wässern. V. tricolor L. (Dreifaltigkeitsblume, Freisamkraut, Stiefmütterchen, Ackerveilchen, Jelängerjelieber, franz. Pensée), ein- oder zweijährig, 10-20 cm hoch, mit eirunden bis herzeiförmigen, grob und flach gekerbten Blättern, leierförmig fiederspaltigen Nebenblättern und mannigfach variierenden Blüten, bei denen alle oder nur die obern Blätter violett oder blaßblau und die übrigen oder alle gelb sind (die dreifarbigen: Dreifaltigkeitsblümchen, die rein gelben: Stiefmütterchen), findet sich in ganz Europa, Nordafrika, Kleinasien, Sibirien und Nordamerika. Das Kraut ist offizinell (es enthält Salicylsäure) und wird seit dem 16. Jahrh. gegen Hautkrankheiten benutzt. Man kultiviert gegenwärtig sehr großblütige Varietäten und Bastarde mit V. altaica Pall und V. lutea L. als beliebte Gartenpflanzen und unterscheidet einfarbige (weiße, gelbe, blaue, schwarze) und bunte (marginata mit weißem oder gelbem Saum; Odier, bei denen alle fünf Blumenblätter gefleckt sind, und oculata, mit weißem oder gelbem Saum). Das Stiefmütterchen spielt in England und Frankreich dieselbe Rolle wie das Vergißmeinnicht in Deutschland und dient auch zum Schmuck der Gräber. V. canina L. (Hundsveilchen), in Weiden, auf Wiesen und Triften, hat blaue, geruchlose Blüten. V. cornuta L., in den Pyrenäen und Alpen, von gedrungenem Wuchs, mit kleinen, länglichen Blättern und großen, hellvioletten Blüten, wird in mehreren Varietäten kultiviert.

Viola (ital.), Name einer ältern Art von Streichinstrumenten, die sich bis ins 18. Jahrh. hinein erhielten, und aus denen sich im 16. Jahrh. unter den Händen der Tiroler und Cremoneser Geigenbauer durch allmähliche Änderungen und Vervollkommnungen die Violine (s. d.) nebst den ihr nachgebildeten Streichinstrumenten (Bratsche, Violoncello, Kontrabaß) entwickelt hat. Die Violen zerfielen in zwei Hauptarten: solche, die, wie heute die Violine und Bratsche, mit den Armen gehalten und am Kinn angesetzt wurden: V. da braccio, d. h. Armviola (daher der Name Bratsche, der von der Armviola auf das heute auch schlechthin V. genannte, richtiger aber Altvioline zu benennende Streichinstrument überging, s. Bratsche), und solche, die, wie heute das Cello, zwischen den Knieen gehalten wurden: V. da gamba, d. h. Kniegeige (daher der Name Gambe). Alle Violen unterschieden sich von der Violine und ihren Verwandten erheblich durch die äußere Form, durch die Besaitung und die Form der Schalllöcher (vgl. Violine). Der Schallkörper lief nach dem Hals hin beinahe spitz zu, die Seitenausschnitte waren fast halbkreisförmig, der obere Teil des Schallkörpers viel schmäler als der untere; die Zargen waren höher, dafür aber die beiden Decken ohne jede Wölbung, völlig flach. Die Schalllöcher haben die Gestalt zweier gegeneinander gestellter sichelförmiger Ausschnitte. Die Zahl der Saiten war für sämtliche Arten 6 (nur die Diskantviola wurde in Frankreich mit 5 Saiten bezogen), die Stimmung eine der der Laute ähnliche in Quarten und Terzen. Die Saiten lagen ziemlich nahe aneinander auf dem durch Bünde geteilten Griffbrett, der Steg war ziemlich flach gewölbt, das Spiel auf einer der mittlern Saiten allein daher kaum möglich, desto leichter aber ein Spiel in Akkorden. Die Kontrabaßviola (Violone, Contrabasso da viola) stand eine Oktave tiefer als die Gambe. Vielfach sind von geschickten Arbeitern ältere Violen guter Meister zu Bratschen, resp. Celli umgewandelt worden, wodurch schon allerlei Fehlschlüsse veranlaßt wurden. Vgl. Streichinstrumente. Besondere Abarten der V. sind die Lyren, Violen mit einer großen Saitenzahl, teils auf, teils neben dem Griffbrett als Bordune (vgl. Lyra [Lira da braccio etc.], Baryton); ferner die V. bastarda, von etwas größerer Dimension als die V. da gamba, mit 6-7 Saiten, später besonders in England mit ebensoviel in Einklang zu den Griffsaiten gestimmten Resonanzsaiten (sympathetischen Saiten), die unter dem Steg und Griffbrett hinliefen und durch den Klang der Griffsaiten in Mittönen versetzt wurden; die V. d'amore (Viole d'amour), ebenso konstruiert, aber nur von der Größe der Bratsche, mit 6 Griff- und 6 Resonanzsaiten, die je nach Bedarf in einem andern Akkord gestimmt wurden. Die V. pomposa dagegen, zwischen Bratsche und Cello die Mitte haltend, von J. S. Bach konstruiert, war keine V., sondern gehörte vielmehr zu den modernen Violineninstrumenten (Violoncello piccolo) und hatte 5 Saiten: C G d a e' (die