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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wieselburg - Wiesenknarrer.

und Tod erzeuge; in andern glaubt man, daß die Anwesenheit eines Wiesels im Hof dem Haus und der Wirtschaft Glück bringe. Früher wurden auch alle Teile des Wiesels medizinisch benutzt. Das Hermelin (großes W., P. ermineus Ow.), 28 cm lang, mit 5-6 cm langem Schwanz, ist oberseits braunrot, unterseits weiß, im Winter ganz weiß, stets aber mit schwarzer Schwanzspitze, findet sich in ganz Europa bis zu den Pyrenäen und dem Balkan, in Nord- und Mittelasien, lebt, wie das W., in allerlei Schlupfwinkeln, jagt nachts und ist ungemein gewandt, sehr mutig, mordlustig und blutdürstig. Es verfolgt im wesentlichen dieselben Tiere wie das W. Die Spur zeigt Figur 2. Es wirft im Mai oder Juni 5-8 Junge. Diese werden sehr zahm, während die alt eingefangenen Tiere den Verlust der Freiheit in der Regel nicht ertragen. Der weiße Winterpelz ist sehr geschätzt und wurde im Mittelalter nur von Fürsten getragen. Gegenwärtig gelangen jährlich etwa 400,000 Felle in den Handel, die schönsten von Barabinsk und Ischim. Die Sage, daß das Hermelin lieber durch Feuer als durch Kot laufe und lieber sterbe als sich beschmutze, machte es früh zum Symbol der Reinheit und Unschuld.

^[Abb.: Fig. 2. Spur des Hermelins.]

Wieselburg (Mosony), ungar. Komitat am rechten Donauufer, grenzt an Niederösterreich und die Komitate Preßburg, Raab und Ödenburg, umfaßt 1944 qkm (35,31 QM.) mit (1881) 81,370 Einw. (meist Katholiken), ist, außer im NW., völlig eben, längs der Rabnitz und am Neusiedler See sumpfig. Hauptprodukte sind: Weizen, Wein, Vieh, Fische, Salpeter. Sitz des Komitats ist Ungarisch-Altenburg. - Der Markt W., an der Wieselburger Donau, Station der Ungarischen Staatsbahnlinie Budapest-Bruck, früher Hauptort des Komitats, hat (1881) 4918 deutsche und ungar. Einwohner, bedeutenden Getreidehandel und eine große landwirtschaftliche Maschinenfabrik.

Wieseler, 1) Friedrich, klassischer Philolog, geb. 19. Okt. 1811 zu Altencelle in Hannover, studierte zu Göttingen und Berlin, habilitierte sich 1839 an der Universität Göttingen und wurde hier 1842 Professor der Archäologie und Philologie, als welcher er sich besonders durch die Leitung des auf seinen Antrag gegründeten archäologischen Seminars, der ältesten öffentlichen Anstalt dieser Art in Deutschland, verdient machte. Zum Behuf seiner archäologischen Studien hat er seit 1833 zahlreiche Reisen in Europa wie in Kleinasien gemacht. In Sammelwerken und Programmen, besonders zur Feier des Winckelmannfestes, veröffentlichte W. viele Abhandlungen philologischen und archäologischen Inhalts, unter andern über den von ihm zuerst richtig erkannten und datierten Hildesheimer Silberfund. Von seinen selbständigen Schriften sind zu erwähnen: »Conjectanea in Aeschyli Eumenides« (Götting. 1839); »Adversaria in Aristophanis Aves« (das. 1843); »Über die Thymele des griechischen Theaters« (das. 1847); »Das Satyrspiel« (das. 1848); »Theatergebäude und Denkmäler des Bühnenwesens bei den Griechen und Römern« (das. 1851). Sein umfassendstes Werk ist die neue Bearbeitung und Fortsetzung von K. O. Müllers »Denkmälern der alten Kunst« (Götting. 1854-56).

2) Karl, protest. Theolog, Bruder des vorigen, geb. 28. Febr. 1813 zu Altencelle, studierte in Göttingen, wurde daselbst 1836 Repetent, 1839 Privatdozent, 1843 außerordentlicher Professor in der theologischen Fakultät, folgte einem Ruf als ordentlicher Professor 1851 nach Kiel, 1863 nach Greifswald, woselbst er 1870 Konsistorialrat wurde und 11. März 1883 starb. Unter seinen zahlreichen Schriften heben wir hervor: »Chronologische Synopse« (Hamb. 1843); »Chronologie des apostolischen Zeitalters« (Götting. 1848); »Kommentar über den Brief Pauli an die Galater« (das. 1859); »Beiträge zur richtigen Würdigung der Evangelien« (Gotha 1869); »Geschichte des Bekenntnisstandes der lutherischen Kirche Pommerns« (Stettin 1870); »Die deutsche Nationalität der kleinasiatischen Galater« (Gütersl. 1877); »Die Christenverfolgungen der Cäsaren« (das. 1878); »Zur Geschichte der neutestamentlichen Schrift und des Urchristentums« (Leipz. 1880); »Untersuchungen zur Geschichte und Religion der alten Germanen« (das. 1881).

Wieselgren, Peter, schwed. Schriftsteller, geb. 1. Okt. 1800 im Kirchspiel Wieslanda in Småland, machte seine Studien zu Lund, wurde 1824 Dozent der Litteraturgeschichte und gleich darauf Adjunkt für die Ästhetik, 1830 Vizebibliothekar, erhielt 1833 das Pastorat Westerstad in Schonen, 1847 das zu Helsingborg und ward 1857 Dompropst in Gotenburg, wo er 10. Okt. 1877 starb. Außer seiner rein theologischen Thätigkeit hat W. sich um die Beförderung der Mäßigkeit in Schweden große Verdienste erworben. Als Schriftsteller entwickelte er eine rege Thätigkeit, namentlich in Geschichte und Litteraturgeschichte. Zu seinen bedeutenden Arbeiten gehören: »Sveriges sköna literatur« (1833-49, 5 Bde., u. öfter); »Ny Smålands beskrifning« (1844-47, 3 Bde.); »Sydskandinavernes förstfödslorätt« (»Das Erstgeburtsrecht der Südskandinavier«, 1846). Auch war er ein fleißiger Mitarbeiter an dem »Biographiskt lexikon öfver namnkunnige svenska män« (Upsala 1836-1856, 23 Bde.; neue Folge 1858 ff.), dessen Redaktion er nach Palmblads Tod (1852) übernahm.

Wiesenbad, Badeort bei Wiesa (s. d.) in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, nordöstlich von Annaberg im Thal der Zschopau und an der Linie Chemnitz-Annaberg der Sächsischen Staatsbahn, ist schon seit Anfang des 16. Jahrh. bekannt und hat erdig-salinische Schwefelquellen von 21° C., die gegen Rheumatismus, Gicht, Hautkrankheiten etc., empfohlen werden.

Wiesenbau, s. Wiese.

Wiesenbibernell, s. Sanguisorba.

Wiesenegge, Egge zum Aufreißen der verfilzten Narbe und zum Ausjäten des Mooses, von der gewöhnlichen Egge (s. d.) namentlich dadurch abweichend, daß dieselbe sich dem Boden vollkommen anschmiegen kann. In neuester Zeit wurde die W. durch Laacke wesentlich verbessert.

Wiesenerz, s. Raseneisenerz.

Wiesenfuchsschwanz, s. Alopecurus.

Wiesenhafer, s. Arrhenatherum und Trisetum.

Wiesenknarrer (Wiesenschnarrer, Schrecke, Wachtelkönig, Crex pratensis Bechst.), Vogel aus der Ordnung der Stelzvögel, der Familie der Rallen (Rallidae) und der Unterfamilie der eigentlichen Rallen (Rallinae), 29 cm lang, 47 cm breit, mit hohem, seitlich stark zusammengedrücktem Leib, mittellangem Hals, ziemlich großem Kopf, kurzem, starkem, hochrückigem, zusammengedrücktem Schnabel, mittellangen, fast bis auf die Ferse befiederten Füßen, muldenförmigen Flügeln und kurzem, schwachem Schwanz. Er ist oberseits schwarzbraun, ölgrau gefleckt, unterseits aschgrau, seitlich braungrau mit braunroten Querflecken, auf den Flügeln braunrot, gelblichweiß gefleckt. Das Auge ist hellbraun, der Schnabel rötlich braungrau, der Fuß bleigrau. Er bewohnt Nordeuropa und Mittelasien, weilt bei uns von Mai bis