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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wilckens; Wilczek; Wild; Wilda

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Wilckens - Wilda.

1875), »Fridolins heimliche Ehe« (das. 1875), »Meister Amor«, Roman (das. 1880, 2 Bde.), »Novellen aus der Heimat« (Bresl. 1882, 2 Bde.), »Der Verwalter«, »Die Verschollenen« (das. 1884) erschienen. Noch sind die Studie »Hölderlin, der Dichter des Pantheismus« (Münch. 1870), und die Sammlung seiner »Gedichte« (Wien 1874) zu erwähnen. Im November 1878 erhielt W. einen der vom deutschen Kaiser verteilten drei Schiller-Preise von 3000 Mk.; der König von Bayern erteilte ihm 1884 den Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft (mit dem persönlichen Adel), der Kaiser von Österreich 1887 den Orden der Eisernen Krone. Gegenwärtig lebt W. in Rostock.

Wilckens, Martin, Zoolog, geb. 1834 zu Hamburg, studierte in Göttingen, Wien und Würzburg Medizin und Naturwissenschaft, war dann Armenarzt in Hamburg und trug an der dortigen anatomisch-chirurgischen Lehranstalt Anatomie vor. Seit 1859 studierte er in Jena Land- und Volkswirtschaft, und 1861-71 bewirtschaftete er das Rittergut Pogarth in Schlesien. Er habilitierte sich nun in Göttingen für Tierphysiologie und Viehzucht, wurde 1872 als Professor nach Rostock und in demselben Jahr an die Hochschule für Bodenkultur nach Wien berufen. Er schrieb: »Beiträge zur landwirtschaftlichen Tierzucht« (Leipz. 1871); »Alpenwirtschaft der Schweiz etc.« (Wien 1874); »Die Rinderrassen Mitteleuropas« (das. 1876, mit 70 Tafeln); »Form und Leben der landwirtschaftlichen Haustiere« (das. 1878); »Hochschulunterricht für Land- und Forstwirte« (das. 1879); »Grundzüge der Naturgeschichte der Haustiere« (Dresd. 1880); »Untersuchungen über das Geschlechtsverhältnis und die Ursachen der Geschlechtsbildung bei Haustieren« (Berl. 1886); »Briefe über landwirtschaftliche Tierzucht« (Wien 1887); »Grundriß der landwirtschaftlichen Haustierlehre« (Tübing. 1888, 2 Bde.). Auch gab er »Wandtafeln zur Naturgeschichte der Haustiere« (Kassel 1878 und 1880) heraus.

Wilczek (spr. wiltschek), Johann Nepomuk, Graf von, verdient als Förderer der Nordpolexpeditionen, geb. 7. Dez. 1837, ist einer der reichsten österreichischen Edelleute, dessen große Besitzungen hauptsächlich in Österreichisch-Schlesien und Mähren gelegen sind. Nicht nur rüstete W. die Payer-Weyprechtsche Expedition, welche im Sommer 1872 Bremerhaven verließ, fast allein aus, sondern beteiligte sich auch insofern daran, als er mit auf dem Segelschiff Eisbär nach Spitzbergen und Nowaja Semlja vorausfuhr und dort ein Depot für die weitersegelnde Expedition errichtete. Die Rückreise wurde von der Petschoramündung durch Rußland größtenteils auf einem Boot zurückgelegt. Publiziert wurde auf Kosten des Grafen das »Album photographischer Landschaftsbilder aus Spitzbergen, Nowaja Semlja und der Petschoramündung« (Wien 1872). Auch um die Errichtung ständiger meteorologischer Polarstationen machte er sich verdient. W. lebt als k. k. Wirklicher Geheimer Rat und Kämmerer in Wien.

Wild, alle größern Tiere, welche ungezähmt im Freien leben, besonders wenn sie zum Jagdbetrieb gehören, vorzugsweise s. v. w. Hochwild.

Wild, 1) Franz, Opernsänger (Tenor), geb. 31. Dez. 1791 zu Hollabrunn in Niederösterreich, wurde früh Chorknabe in Klosterneuburg und später Sängerknabe an der Hofkapelle zu Wien. 1809 wurde er Mitglied der Esterházyschen Privatkapelle zu Eisenstadt, kehrte jedoch 1811 nach Wien zurück, um ein Engagement am Theater an der Wien anzunehmen. 1813 wurde er als erster Tenorist an das Wiener Hofoperntheater und 1817 als Kammersänger nach Darmstadt berufen. Nachdem er von 1826 an kürzere Zeit zu Paris an der Italienischen Oper und zu Kassel gesungen hatte, kehrte er 1830 nach Wien zurück, wo er bis 1847 am Hofoperntheater wirkte, zog sich dann nach Oberdöbling bei Wien ins Privatleben zurück und starb hier 31. Jan. 1859.

2) Heinrich, Meteorolog, geb. 17. Dez. 1833 zu Uster im Kanton Zürich, studierte seit 1854 in Zürich und Königsberg Physik, arbeitete in Heidelberg bei Kirchhoff und Bunsen, habilitierte sich 1858 in Zürich an der Universität und dem Polytechnikum als Privatdozent für Physik, wurde aber noch in demselben Jahr als Professor der Physik und Direktor der Sternwarte nach Bern berufen. Dort erweiterte er die Sternwarte zu einer meteorologischen Zentralanstalt für den Kanton Bern und legte damit den Grund zu der 1863 ins Werk gesetzten Einrichtung des großen schweizerischen meteorologischen Beobachtungsnetzes. Als Direktor der eidgenössischen Normaleichstätte führte er bis 1867 die Reform der schweizerischen Urmaße aus. 1868 wurde er als Direktor des physikalischen Zentralobservatoriums nach St. Petersburg berufen, wo er eine vollständige Reorganisation und Erweiterung der letztern Anstalt und des davon abhängigen meteorologischen Beobachtungsnetzes in Rußland durchführte. Als Abschluß dieser Reorganisation erzielte er 1876 die Begründung eines besondern meteorologisch-magnetischen Observatoriums in Pawlowsk als Filialobservatorium des Petersburger Instituts, welches den ersten Rang unter verwandten Anstalten dieser Art einnimmt. Das von W. erfundene Polaristrobometer (optisches Saccharimeter) ist allgemein bekannt, weniger seine Polarisationsphotometer (gewöhnliches Photometer und Uranophotometer). Er gab eine neue optische Methode zur Vergleichung von Strich- und Längenmaßen an sowie neue Komparatoren für Längenmaße und andre Verbesserungen an Meß- und Wägungsmethoden, die er seit 1870 als Mitglied der Commission internationale du mètre und seit 1875 als Mitglied des durch die Meterkonvention eingesetzten internationalen Maß- und Gewichtskomitees zur Reform der Urmaße vorgeschlagen und ausgeführt hat. Er gab die »Annalen des physikalischen Observatoriums für Rußland« heraus und redigierte das seit 1869 durch die Akademie der Wissenschaften in Petersburg herausgegebene »Neue Repertorium für Meteorologie«. Neben seinen größern zusammenfassenden Arbeiten über die Luft- und Bodentemperatur, die Feuchtigkeits- und Bewölkungsverhältnisse im russischen Reich haben ihm besonders seine Verbesserungen der meteorologischen und magnetischen Beobachtungsinstrumente und Methoden einen Namen gemacht. Zur Entwickelung der Meteorologie hat er endlich auch noch durch die Pflege der internationalen Beziehungen wesentlich beigetragen, indem er mit Jelinek und Bruhns die Einberufung internationaler meteorologischer Kongresse veranlaßte und als Mitglied des von diesen Kongressen niedergesetzten permanenten internationalen Komitees in gleicher Richtung thätig blieb. Als Präsident der internationalen Polarkommission gab er deren Mitteilungen heraus.

Wilda, Wilhelm Eduard, namhafter Germanist, geb. 17. Aug. 1800 zu Altona, studierte in Göttingen, Heidelberg, Kiel und Kopenhagen, praktizierte seit 1826 zu Hamburg als Advokat, ward 1831 Professor zu Halle, 1842 zu Breslau und 1854 zu Kiel, wo er 9. Aug. 1856 starb. W. ist der Begründer der vergleichenden germanischen Rechtsgeschichte in Deutschland. Er schrieb: »Das Gildenwesen im Mit-^[folgende Seite]