Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wilson

657

Wilson.

für die Königin Karoline in deren Ehebruchsprozeß und seine demonstrative Teilnahme an deren Begräbnis hatten seine Ausstoßung aus dem Heer zur Folge. Als 1823 die französische Armee zur Unterdrückung der Konstitution in Spanien einrückte, trat er in die Dienste der Cortes, wurde aber bei Coruña schwer verwundet und flüchtete nach Gibraltar. Infolge davon verlor er seine österreichischen, russischen und preußischen Orden. 1826 wurde er für Southwark wieder ins Parlament gewählt, unterlag aber bei der Wahl von 1831 als Gegner der Reformbill. Wilhelm IV. beförderte ihn 1830 wieder zum Generalleutnant. 1835 ward W. Inhaber des 15. Husarenregiments und 1842 Gouverneur von Gibraltar. Bald nach seiner Rückkehr starb er 9. Mai 1849 in London. Aus seinem Nachlaß wurde veröffentlicht: »Narrative of events during the invasion of Russia« (Lond. 1860; deutsch, Leipz. 1861) und von seinem Neffen Randolph »Private diary of travels, personal services and public events during missions and employments with the European armies in the campaigns of 1812-14« (Lond. 1861, 2 Bde.). Wilsons Leben beschrieb sein Neffe (Lond. 1863, 2 Bde.).

3) John, unter dem Pseudonym Christopher North bekannter engl. Dichter und Publizist, geb. 18. Mai 1785 zu Paisley in Schottland, Sohn eines reichen Kaufmanns, studierte zu Glasgow und Oxford die Rechte, lebte dann unter allerlei Abenteuern, nebenbei sich im Dichten versuchend, auf seinem Landgut Elleray in Cumberland. Nach dem Verlust seines Vermögens ging er nach Edinburg, wurde 1814 daselbst Advokat, 1818 Professor der Moralphilosophie an der Universität und starb 3. April 1854. Die wertvollsten von seinen zahlreichen ästhetischen, litterarischen, philosophischen und politischen Abhandlungen für das von ihm herausgegebene »Blackwood's Magazine« erschienen gesammelt unter dem Titel: »The recreations of Christopher North« (Edinb. 1842, 3 Bde.). Seine Gedichte: »The isle of palms« (Edinb. 1812) und »The city of the plague« (das. 1816) bekunden reiche Naturanschauung, Phantasie und Gedankenfülle. In seinen »Noctes Ambrosianae« kultiviert er Politik und Litteratur. W. war ein eifriger Bewunderer von Wordsworth, dessen Stil er nachahmte. Als Romanschriftsteller trat er 1822 mit einer Sammlung Erzählungen aus dem schottischen Volksleben: »Lights and shadows of Scottish life« und »The trials of Margaret Lindsay« (von beiden neue Ausg. 1866) aus. Seine Werke erschienen mehrfach in neuen Ausgaben, darunter die »Essays« (1866, 4 Bde.). Wilsons Memoiren wurden von seiner Tochter (1862, 2 Bde.; neue Aufl. 1878) herausgegeben.

4) Horace Hayman, berühmter Sanskritist, geb. 1786, studierte Medizin, trat 1808 als Arzt in die Dienste der Ostindischen Kompanie, studierte in Kalkutta die indischen Sprachen und gab 1813 Kalidasas Gedicht »The Meghadûta« im Sanskrit und mit freier englischer Übersetzung heraus. Bald folgte das große »Dictionary in Sanscrit and English« (Kalk. 1819, 3. Aufl. 1874). Eine Frucht seines Aufenthalts in Benares, wohin er als Mitglied der Kommission zur Neuorganisierung der Universität berufen ward, war sein »Hindu theatre« (3. Aufl., Lond. 1864-67, deutsch, Weim. 1828-31, 2 Bde.), in welchem er eine höchst geschmackvolle Übersetzung von 6 Dramen sowie die Analyse von 23 andern und eine Abhandlung über das dramaturgische System der Inder, ihre Bühne etc. lieferte. Als Sekretär der Asiatischen Gesellschaft in Kalkutta bereicherte er deren Schriften mit einer Menge trefflicher Einzelarbeiten. 1832 als Professor des Sanskrit nach Oxford berufen, 1836 zum Bibliothekar an dem East India House ernannt, später auch zum Präsidenten der Londoner Asiatic Society erwählt, veröffentlichte W. namentlich noch: »Vishnu-Purâna« (Lond. 1840), die Übersetzung eines sehr umfangreichen und wichtigen Sanskritwerkes über indische Mythologie; die »Grammar of the Sanscrit language« (2. Aufl., das. 1847); die Sammlung indischer Novellen »Dasa-kumâra-carita« (das. 1846); Forschungen über das indobaktrische Reich in dem Werk »Ariana antiqua« (2. Aufl., das. 1861); eine »History of British India from 1805 to 1835« (das. 1844-48, 3 Bde.) und zahlreiche Aufsätze in dem »Journal of the Royal Asiatic Society«. Seine Übersetzung des »Rig-veda« (1850 ff.) wurde nach seinem Tod von Cowell fortgesetzt. Er starb 8. Mai 1860 in London. Eine kritische Ausgabe von Wilsons Werken besorgte Rost (1862-71, 12 Bde., von denen Bd. 6-10 Halls verbesserte Ausgabe der Übersetzung des »Vishnu-Purâna« enthalten).

5) Henry, amerikan. Staatsmann, geb. 16. Febr. 1812 zu Farmington (New Hampshire), erlernte das Schuhmacherhandwerk, betrieb neben dem Handwerk politische und nationalökonomische Studien, trat zuerst 1840 als Anhänger der Whigpartei öffentlich als Redner auf und ward in die Legislatur von Massachusetts gewählt. Er war eifriges Mitglied der Freibodenpartei, auch der Knownothings, ward 1855 als Bundessenator von Massachusetts in den Kongreß gesandt, diente im Bürgerkrieg 1861 kurze Zeit als Stabsoffizier unter Mac Clellan, ward 1872 zum Vizepräsidenten der Union erwählt, starb 22. Nov. 1875 in Washington. Er schrieb: »History of antislavery measures« (1864); »History of the rise and fall of the slave-power in America« (1872-1876, 3 Bde., unvollendet) u. a. Vgl. Nason, Life and public services of H. W. (Boston 1881).

6) Charles Rivers, engl. Finanzmann, geb. 19. Febr. 1831 zu London, wurde in Eton vorgebildet und studierte in Oxford, wo er 1853 graduierte. 1856 wurde er Sekretär im Schatzamt und noch im gleichen Jahr Sekretär des Finanzministers. 1858-1868 war er Sekretär des Permanent Secretary im Schatzamt und eine Zeitlang Privatsekretär Disraelis, 1868-73 Privatsekretär Robert Lowes und ward 1873 Zentralkontrolleur des Staatsschuldenamtes. Als die ägyptischen Finanzen in völlige Verwirrung gerieten, wurde er 1876 vom Chedive zur Reorganisation des Staatshaushalts nach Ägypten berufen. Er verblieb jedoch nur vom März bis Juni und erhielt im Januar 1877 die Stelle eines Vertreters Großbritanniens bei der Suezkanalkompanie, 1878 die des königlichen Kommissars bei der Pariser Weltausstellung. Im folgenden August nahm er den Posten des ägyptischen Finanzministers an, wurde im April 1879 entlassen, jedoch 1880 von neuem als Präsident der internationalen Liquidationskommission nach Ägypten berufen. 1882 kehrte er nach England in sein früheres Amt zurück.

7) Daniel, franz. Politiker, geb. 6. März 1840 zu Paris aus einer reichen protestantischen Familie englischer Abkunft, wurde 1869 als unabhängiger Kandidat in den Gesetzgebenden Körper gewählt, gehörte in demselben zur gemäßigten Opposition und stimmte 15. Juli 1870 gegen den Krieg mit Deutschland. Im Februar 1871 zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt, schloß er sich hier Grévy an und ward erst Mitglied des linken Zentrums, dann der republikanischen Linken. Er gehörte stets dem Budgetausschuß an. Seit 1876 Mitglied der Depu-^[folgende Seite]