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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wirtschaftsfiguren - Wischnu.

juristische Persönlichkeit) seine Sonderbedürfnisse befriedigt, und die W. des öffentlichen Rechts, welche im wesentlichen sich mit dem Begriff der Zwangsgemeinwirtschaft deckt. Als Volkswirtschaft bezeichnet man die Gesamtheit der Wirtschaften aller Angehörigen eines Volkes oder einer Bevölkerung. Dann spricht man noch von einer Weltwirtschaft, unter welcher Bezeichnung die internationalen Handels- und Verkehrsbeziehungen besprochen zu werden pflegen (vgl. Volkswirtschaftslehre). Auf Grund der Arbeitsteilung bildete sich ein äußerlich wahrnehmbarer Gegensatz zwischen Gewerbe (s. d.) und Haushalt (s. Hauswirtschaft) aus, welche zwei Seiten der W. darstellen. Als Wirtschaftspflege, Wirtschaftspolitik, Wirtschaftspolizei bezeichnet man beschränkende und fördernde Thätigkeiten der öffentlichen Gewalt, welche sich unmittelbar auf wirtschaftliche Gebiete beziehen. Über Natural- und Geldwirtschaft s. Geld, S. 50.

Wirtschaftsfiguren, forstliche, s. Forsteinteilung.

Wirtschaftsgenossenschaften, s. Genossenschaften; auch s. v. w. Waldgenossenschaften (s. d.).

Wirtschaftspolitik, s. Politik.

Wirtschaftssystem, landwirtschaftliches, s. Betriebssystem.

Wirtschaftszehnt, s. Viehzehnt.

Wirzjärw, See in Livland, 276 qkm (5 QM.) groß, an den Ufern dicht bewohnt, nimmt von Westen den Tennasilm auf, von S. den Kleinen Embach, der am Nordostende den See wieder verläßt und als Großer Embach dem Peipussee zufließt.

Wis., Abkürzung für Wisconsin (Staat).

Wisa (Viza, im Altertum Bizye), Stadt im türk. Wilajet Edirné, an der Straße von Adrianopel über Kirkkilissa nach Konstantinopel, 190 m hoch, Sitz eines griechischen Metropoliten, hat eine verfallene Citadelle, Obst-, Gemüse- und Weinbau und 6000 meist mohammedan. Einwohner.

Wisbeach (spr. ŭísbihtsch), Stadt in Cambridgeshire (England, am schiffbaren Nen, 16 km oberhalb dessen Mündung in den Washbusen, für Schiffe von 500 Ton. zugänglich, hat 2 Lateinschulen, lebhaften Handel mit Holz und Korn und (1881) 9249 Einw. W. ist Sitz eines deutschen Konsulats.

Wisby, Hauptort der schwed. Insel Gotland, an der Westküste, erinnert durch seine gut erhaltene Stadtmauer mit mächtigen Türmen und die Ruinen von zehn Kirchen an seine große Vergangenheit. Erhalten ist nur die St. Marien- oder Domkirche (1225 vollendet). Kaum die Hälfte des Raums, auf dem die einst 20,000 Einw. zählende Hansestadt stand, wird von der (1885) 6666 Seelen zählenden Bevölkerung bewohnt, deren vornehmste Beschäftigung Handel und Schiffahrt bilden. Die Hafenanlagen befinden sich im SW. der Stadt, darunter ist der »äußere Hafen« durch einen Wellenbrecher künstlich hergestellt. Mit Stockholm und Kalmar besteht regelmäßige Dampferverbindung. W. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Die Stadt verdankte ihr Emporkommen der Lage inmitten des südlichen Teils der Ostsee auf dem Handelsweg zwischen Nowgorod und dem Westen. Schon im 12. Jahrh. entstanden daselbst Vereine dort ansässiger Kaufleute aus Westfalen, Niedersachsen und Preußen; später, als Mitglied der Hansa, entfaltete sich W. zu mächtiger Blüte und war nur Schweden gegenüber, dem die Insel gehörte, zu einem Zins verpflichtet, bis Waldemar IV. von Dänemark 1361 W. überfiel und zerstörte. Vgl. Braun, Wisbyfahrt (Leipz. 1882); »Hansische Wisbyfahrt« (Hamb. 1883).

Wiscasset, Stadt im nordamerikan. Staat Maine, am Ästuar des Sheepscot, mit vortrefflichem Hafen (1888: 130 Schiffe von 5317 Ton. Gehalt), aber mit wenig Verkehr mit dem Ausland und (1880) 1847 Ew.

Wischau (tschech. Vyškov), Stadt in Mähren, in der Hanna, an der Nordbahnlinie Brünn-Prerau, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein erzbischöfliches Schloß, Bierbrauerei und Malzerzeugung, mechanische Weberei, Tuchfabrikation, eine Dampfmühle, bedeutenden Handel und (1880) 5221 Einw.

Wische, fruchtbare Niederungslandschaft an der Elbe, unterhalb der Mündung der Havel, in den preußischen Provinzen Sachsen (Werben) und Brandenburg (Lenzen).

Wischer, ein aus zusammengerolltem Leder oder Löschpapier bestehendes, stiftartiges, unten zugespitztes Malwerkzeug, welches bei Kohlen-, Bleistift-, Kreide- und Pastellzeichnungen zur Herstellung der Schatten und Übergänge und zum Vertreiben der Töne benutzt wird. Für W. ist auch die französische Bezeichnung Estompe (s. d.) üblich.

Wischera, linker Zufluß der Kama im russ. Gouvernement Perm, entspringt am Berg Porimontschit-Ur im Ural, ca. 440 km lang.

Wischerscher Kanal, Kanal im russ. Gouvernement Nowgorod, vereinigt die Msta mit dem Wolchow, 15 km lang, 1826-36 zu dem Zweck erbaut, sowohl dem Ilmensee als auch häufigen Hindernissen auf dem Sieverskanal auszuweichen.

Wischniak, s. Obstwein.

Wischnu (Vishnu), in der ind. Mythologie der zweite Gott der drei zu einem System (Trimûrti) vereinigten großen indischen Götter Brahma, W. und Siwa, jetzt der verehrteste und volkstümlichste aller indischen großen und kleinen Götter. In den wedischen Liedern spielt er keine bedeutende Rolle; W. ist hier ein Name des Sonnengottes, es wird von ihm gepriesen, daß er die ganze weite Welt in nur drei Schritten (d. h. Aufgang, höchster Stand, Untergang der Sonne) durchmessen habe. In der epischen Zeit erscheint er als der Liebling des arischen Volkes, als der Held unter den Göttern, während Indras Bedeutung zurückgedrängt ist. Seinen Haupteinfluß auf die Erhaltung der Welt übt er durch seine Awatâras (Herabsteigungen, Inkarnationen), eine Lehre, die ihren Ursprung dem Bedürfnis des indischen Volkes nach einem persönlichen Erlöser verdankt. »So oft eine Erschlaffung des Gesetzes und eine Erhebung des Unrechts eingetreten ist, kommt W. herab in irgend einer Gestalt«, heißt es im Mahâbhârata. In diesen Herabsteigungen nimmt der Gott bald tierische, bald menschliche, bald übermenschliche Form an und gebietet in jeder über wunderbare Fertigkeiten. Die Inder erkennen zehn Herabsteigungen an: neun haben sich bereits ereignet, die zehnte steht noch aus. Die zehn Verkörperungen sind: 1) Als Fisch rettet W. den Manu und belehrt ihn über das höchste Wesen, die Entstehung der Welt etc. (die Legende ist eine Variation der Flutsage des Mahâbhârata). 2) Als Schildkröte sichert er der Menschheit wieder einige der in der Flut verlornen Güter; zu diesem Zweck begibt er sich auf den Meeresgrund und dient dem Berg Mandara zum Stützpunkt, den die Götter und Dämonen mit der Spitze auf seinen Rücken stellen, um damit das Milchmeer zu quirlen, worauf die Kuh des Überflusses, die Weingöttin Wârunî u. a., schließlich die Götterspeise oder das Lebenselixir (amrita) als Butter auf die Oberfläche kommen, worauf die Götter, mit neuer Kraft erfüllt,