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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wolle

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Wolle (Produktion, Handel).

Kammern abgeteilt ist, und an dessen Umfang sich sechs Wülste befinden. Die Wülste, die Seiten- und innern Scheidewände sind aus glattem, geschlossenem Blech hergestellt; dagegen sind die Umfangsteile zwischen den Wülsten aus glattem, gelochtem Blech. Die innern Scheidewände sind mit Rücksicht auf die Drehrichtung der Trommeln so angeordnet, daß beim Eintritt eines Wulstes ins Wasser der Kufe an dieser Stelle ein wasserleerer Raum im Innern der Trommel entsteht. Sobald nun der folgende gelochte Umfangsteil ins Wasser kommt, dringt das Wasser durch dasselbe und füllt den leeren Raum der betreffenden Kammer allmählich aus. Die Zahl der kleinen, 2-3 mm weiten Löcher ist so groß, daß die Kammer gefüllt ist, wenn ihr Wulst am tiefsten Punkt im Wasser eingetaucht ist. Von da an bis zum Austritt des Wulstes aus dem Wasser entleert die entsprechende Kammer wiederum das beim Eintritt aufgenommene Wasser. Sämtliche Trommeln erhalten durch Kegelrädergetriebe eine Drehgeschwindigkeit, welche am Umfang annähernd der Geschwindigkeit des Speisetisches T gleichkommt.

Behufs des Waschens werden die Kufen K und k mit Waschwasser gefüllt, worauf man die Maschine in Bewegung setzt; die eingetriebene erwärmte Luft strömt dann aus sämtlichen Röhren des Rostes, steigt an die Oberfläche des Wassers und bringt dasselbe in ein gelindes Wallen. Die zu waschende W. fällt hinter der Trommel D in die innere Kufe k, wird durch das Eindringen des Wassers in die Trommel sanft an den gelochten Teil gezogen, mit Hilfe des nachfolgenden Wulstes in das Wasser eingetaucht und über den tiefsten Punkt der Trommel fortbewegt. Von diesem Punkt an beginnt das wieder austretende Wasser die W. von der Trommel loszudrängen; die aufsteigende Luft treibt die W. in wallender Bewegung wieder an die Oberfläche des Wassers, wodurch sie rasch ausgelöst und von dem ihr anhaftenden Schmutz befreit wird. An der Oberfläche sammelt sie sich und wächst bis zur zweiten Trommel E an. Hier erfolgt wieder das Anziehen, Eintauchen, Loslassen, Aufsteigen, Waschen und Vorwärtsschieben der W. von der zweiten bis zur dritten Trommel F. Dasselbe Spiel erfolgt ein drittes Mal, wonach sich die W. zwischen der Trommel F und der Trommel G und mit Hilfe letzterer bis zum Speisetisch T sammelt, welcher sie sanft und regelmäßig in der Breite der Ausmündung der Kufe k aus dem Wasser schafft und zu den Druckwalzen der Presse befördert.

Als Vorteile dieser Maschine gegenüber den bisherigen gelten: rasche Reinigung mit bedeutender Seifenersparnis, durchaus offene W. ohne verfilzte Teile, Warmhalten des Waschwassers durch die stets eingetriebene erwärmte Luft. Letzterer Umstand ermöglicht einen stetigen Betrieb mit ständigem Zufluß des reinern Waschwassers an der Stelle des Speisetisches T und mit ebenso ständigem Abfluß am entgegengesetzten Ende der Kufe K, ohne das Wasser durch unmittelbare Dampfeinströmung zu erwärmen, was bekanntlich schädlich auf die W. wirkt. Da jedoch die eingetriebene Luft nur mäßig über die Temperatur des Waschwassers erwärmt werden darf, so reicht sie nicht völlig aus, um die Temperatur des Waschwassers auf ihrer anfänglichen Höhe von etwa 40° zu erhalten. Zur Nachhilfe ist ein hufeisenförmiges Dampfrohr U in der Kufe K angebracht, dessen Ende mit kleinen Löchern versehen ist. Ein geringes Öffnen des Ventils V genügt, um das Waschwasser durch die Ausstrahlung des Rohrs U auf seiner Temperatur zu erhalten, ohne den Dampf unmittelbar in das Wasser einlassen zu müssen.

[Produktion und Verbrauch.] Die europäische Wollzucht ist in neuerer Zeit durch diejenige der überseeischen Länder immer mehr zurückgedrängt worden. In England, Frankreich, Österreich-Ungarn und Deutschland ist der Schafbestand bedeutend zurückgegangen, und selbst da, wo dies nicht der Fall war, züchtet man jetzt mehr Fleischschafe als Wollschafe. Dazu kommt, daß in den englischen Kolonien wie in Südamerika die Produktion feiner W. erheblich zugenommen hat, so daß auch in dieser Hinsicht das frühere Übergewicht Europas schwindet. Die Wollproduktion betrug in

Mill. Kilogr. Mill. Kilogr.

Rußland (1884) 119,28 Australien (Ausfuhr 1885 bis 1886) 206,60

Großbritannien und Irland (1885) 61,66 Vereinigte Staaten (1884) 139,52

Frankreich (1882) 36,35 Argentinien (Ausf. 1885) 128,39

Spanien (1878) 30,00 Uruguay (Ausfuhr 1884) 26,80

Deutsches Reich (1881) 24,90 Kapkolonie (Ausf. 1885) 13,20

Ungarn (1884) 19,57 Britisch-Ostindien (Ausfuhr 1885/86) 10,49

Italien (1874) 9,70 Natal (Ausfuhr 1885) 7,85

Österreich (1883) 5,06 Asiatische Türkei u. Persien etwa 6,00

Portugal 4,70 Brit.-Nordamerika (1884) 2,00

Belgien 2,00

Schweden (1884) 1,50 Andre fremde Wolle etwa 40,00

Die übrigen Staaten etwa 4,00

Europäische Produktion: 318,72 Außereurop. Produktion: 580,94

Die gesamte Wollproduktion kann hiernach auf ca. 910 Mill. kg geschätzt werden. Der Wollhandel bezifferte sich 1885 in Millionen Kilogramm in

Einfuhr Ausfuhr Mehreinfuhr + Mehrausfuhr -

Großbritannien 229,5 132,0 +97,5

Frankreich 167,3 23,5 +143,8

Deutschland 105,5 13,5 +92,0

Belgien 43,9 3,1 +40,8

Österreich-Ungarn 22,0 8,9 +13,1

Niederlande 15,3 13,8 +2,0

Rußland 5,6 23,5 -17,9

Italien 11,1 0,8 +10,3

Schweiz 3,0 1,1 +1,9

^[Abb.: Fig. Mehls Wollwaschmaschine. Durchschnitt.]