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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wranje; Wrastan; Wratislaw; Wratza; Wraxall; Wrbas; Wrbna und Freudenthal; Wrede

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Wranje - Wrede.

und Berry (1881) ein Ende machten. Berry untersuchte das als Insel erkannte Land nach allen Richtungen hin. W. ist gebirgig und erreicht anscheinend über 750 m absolute Höhe. Vgl. »Petermanns Mitteilungen« (1882). S. Karte »Nordpolarländer«.

Wranje (Wranja), Kreishauptstadt im Königreich Serbien, mit blühender Seilerwarenindustrie, lebhaftem Handel und (1881) 8903 Einw. Die Stadt wird schon im 12. Jahrh. erwähnt und soll früher den Namen Golubatz gehabt haben. Sie gehörte bis 1878 zur Türkei. Der Kreis W. umfaßt 1915 qkm (34,80 QM.) mit (1887) 71,203 Einw.

Wrastan, armen. Name für Georgien.

Wratislaw, tschech. Name der Stadt Breslau.

Wratza (Vraca), Kreishauptstadt in Bulgarien, am Nordabhang des Balkans und an einem Zufluß des Ogust, 385 m ü. M., nördlich vom Durchbruch des Isker, in malerischer Lage, hat 7 Kirchen, 4 Moscheen, Export von Häuten, Vieh, Wachs, Honig, Wein, Mais etc. und (1881) 10,924 meist bulgar. Einwohner (darunter viele Silberfiligran- und Lederarbeiter). In der Nähe altrömische Ruinen.

Wraxall (spr. räxäl), Sir Nathaniel William, engl. Geschichtschreiber, geb. 8. April 1751 zu Bristol als Sohn eines Kaufmanns, trat 1769 zu Bombay in den Dienst der Ostindischen Gesellschaft, blieb drei Jahre in Indien und bereiste später fast das ganze europäische Festland. Als Frucht dieser Reise veröffentlichte er: »A voyage round the Baltic« (Lond. 1775). Bald darauf folgten seine »Memoirs of the kings of France of the race of Valois« (1784, 2 Bde.) und »History of France from the accession of Henry III. to the death of Louis XIV.« (1795, 3 Bde.; neue Ausg. 1814, 6 Bde.). 1780 kam er ins Parlament, wo er sich meist zu Pitts Partei hielt. 1799 gab er »Memoirs of the courts of Berlin, Dresden, Warsaw and Vienna« und 1815 »Historical memoirs of my own time« (neue Ausg. 1839, 4 Bde.) heraus. 1813 wurde er zum Baronet erhoben. Er starb 7. Nov. 1831. Nach seinem Tod erschienen noch »Posthumous memoirs of his own time« (Lond. 1839, 3 Bde.).

Wrbas, Fluß in Bosnien, entspringt an der Setz-Planina südlich von Foinitza, fließt erst nordwestlich, dann nördlich an Banjaluka vorbei, nimmt rechts den Ugar und die Wrbanja, links die Pliwa auf, führt etwas Goldsand, wird unterhalb Banjaluka schiffbar und mündet bei Strbaz rechts in die Save. Seine Länge beträgt 170 km.

Wrbna und Freudenthal, Rudolf, Graf von, österreich. Staatsmann, geb. 13. Juli 1761 zu Wien aus einem alten schlesischen Geschlecht, studierte in seiner Vaterstadt Philosophie und die Rechte, dann auf der Bergakademie zu Schemnitz die Bergwissenschaften, machte mehrere bergmännische Reisen und trat 1785 als Hofsekretär in den Staatsdienst. Schnell stieg er von Stufe zu Stufe, ward 1801 Vizepräsident der Hofkammer im Münz- und Bergwesen und leitete mit Umsicht und Geschick den gesamten österreichischen Bergbau. Als 1805 der Kaiser und die Regierungsbehörden Wien verließen, wurde W. Hofkommissar und leistete auf diesem Posten durch sein Auftreten den französischen Behörden gegenüber dem Staate die ausgezeichnetsten Dienste. Anfang 1806 zum Oberstkämmerer und zum Chef des Geheimen Kabinetts ernannt, machte er von seinem Einfluß auf den Kaiser den edelsten und wohlthätigsten Gebrauch. Er war teils Mitbegründer, teils thätiger Beförderer und Mitglied vieler vaterländischer Bildungsanstalten; starb 30. Jan. 1823.

Wrede, Karl Philipp, Fürst, bayr. Feldmarschall, geb. 29. April 1767 zu Heidelberg, machte daselbst seine juristischen Studien und widmete sich zugleich der Forstwissenschaft, wurde Hofgerichtsrat in Mannheim, 1792 Assessor beim Oberamt Heidelberg, war 1793 pfälzischer Landeskommissar bei dem österreichischen Korps unter Hohenlohe und 1795 bis 1798 bei dem Wurmsers. 1799 betrat er an der Spitze eines kurpfälzischen Korps, mit dem er 14. Okt. bei Friedrichsfelde focht, die militärische Laufbahn, machte als Oberst die Feldzüge von 1799 und 1800 mit und focht 1800 als Generalmajor bei Hohenlinden. Nach dem Frieden beteiligte er sich an der neuen Gestaltung des bayrischen Heers, wurde 1804 Generalleutnant und erhielt 1805 das Oberkommando über eine Division des für Frankreich gegen die Österreicher kämpfenden bayrischen Heers. 1807 befehligte er in Schlesien und Polen, und 1809 hatte er Anteil an den Siegen bei Abensberg und Landshut. Er verfolgte den Feind bis über die Isar, rettete in dem Treffen bei Neumarkt das von Hiller schon geschlagene Heer Bessières', eroberte Salzburg und besetzte Innsbruck, unterwarf dann ganz Tirol und trug durch sein pünktliches Eintreffen bei Wagram wesentlich zum Sieg Napoleons bei, der ihn zum französischen Reichsgrafen ernannte und dotierte. Zum General der Kavallerie befördert, führte W. mit Deroy 1812 die Bayern nach Rußland und übernahm nach dessen Tod allein den Oberbefehl. Nachdem sich Bayern 8. Okt. 1813 im Vertrag von Ried den Verbündeten angeschlossen, trat W. als Oberbefehlshaber an die Spitze des vereinigten bayrisch-österreichischen Heers und führte dasselbe vom Inn an den Main, wo er Napoleon bei Hanau den Rückzug verlegen wollte, aber 30. und 31. Okt. geschlagen und selbst schwer verwundet ward. Kaum hergestellt, eilte er nach Frankreich, um das Kommando über das 5. Armeekorps zu übernehmen. In der Schlacht bei La Rothière 1. Febr. 1814 eroberte er 23 Kanonen, entschied den Sieg bei Bar sur Aube und trug zu dem bei Arcis sur Aube 21. März viel bei. Inzwischen war er vom König von Bayern 7. März 1814 zum Feldmarschall ernannt und 9. Juni in den Fürstenstand erhoben worden und erhielt 24. Mai 1815 das im Nordgau liegende Ellingen als ein nach der Erstgeburt erbliches Fürstentum und als Thron- und Mannlehen unter bayrischer Hoheit. Auf dem Wiener Kongreß vertrat er Bayern, schadete aber dessen Interesse durch seinen Hochmut und Ehrgeiz. Als 1815 der Krieg von neuem begann, drang er als Führer des bayrischen Heers in Lothringen ein. Nach dem Friedensabschluß wirkte er für die Verleihung einer Verfassung, die er nach dem Sturz Montgelas' auch durchsetzte, und beteiligte sich als Reichsrat an den Verhandlungen des ersten Landtags in Bayern 1819. Später erhielt er mehrere diplomatische Sendungen und trat 1. Okt. 1822 als Generalissimus an die Spitze des bayrischen Heers. Bei den Unruhen in Rheinbayern 1832 ging er als Hofkommissar dahin ab und wußte dieselben durch sein gemäßigtes Auftreten schnell zu stillen. Er starb 12. Dez. 1838 in Ellingen. Sein Standbild steht in der Feldherrenhalle in München. Vgl. Heilmann, Feldmarschall Fürst W. (Münch. 1881). - Sein Sohn Eugen, geb. 4. März 1806, erwarb sich als Regierungspräsident in der Pfalz viele Verdienste und starb 1. Mai 1845 als Präsident des Oberappellationsgerichts in Bayern. Chef des Hauses ist der Enkel des Marschalls, Karl Friedrich, Fürst W., geb. 7. Febr. 1828, königlich bayrischer Kämmerer und erblicher Reichsrat.