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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Zollern - Zöllner.

Batanga (Moanja) südlich von Camerun und begab sich dann zum Congo, von wo er aber fieberkrank nach Deutschland zurückkehren mußte. Er veröffentlichte hier »Die deutschen Besitzungen an der westafrikanischen Küste« (Stuttg. 1885-86, 4 Bde.). Im J. 1888 machte Z. eine Reise nach Neuguinea und drang mit drei Offizieren vom Konstantinhafen bis zum Finisterregebirge, das bis zu 2660 m erstiegen wurde, vor und ging dann zum Salomonarchipel, wobei das bisher für Eine Insel gehaltene Bougainville als Doppelinsel erkannt wurde. Danach begab sich Z. nach Ostafrika, um die durch den Aufstand der Araber geschaffene Lage der Deutschen kennen zu lernen.

Zollern, s. Hohenzollern.

Zollfeld, Ebene im österreich. Herzogtum Kärnten, nördlich von Klagenfurt, in welcher der »Herzogstuhl« liegt, auf dem die Herzöge von Kärnten die Belehnung und Huldigung der Stände empfingen (ursprünglich Grabstein eines Bewohners des altrömischen Virunum, s. d.). Vgl. Moro, Der Fürstenstein in Karnburg und der Herzogsstuhl am Z. (Klagenf. 1862).

Zollgewicht, bis zur allgemeinen Einführung des metrischen Maß- und Gewichtssystems das von den Staaten des Deutschen Zollvereins vertragsmäßig für den Zoll bestimmte Gewicht, dem das Kilogramm zu Grunde lag, deren 50 einen Zollzentner bildeten.

Zollgrenze, s. Zolllinie.

Zollikofer, Georg Joachim, Kanzelredner, geb. 5. Aug. 1730 zu St. Gallen in der Schweiz, studierte zu Utrecht, erhielt 1754 eine Predigerstelle zu Murten und 1758 die der reformierten Gemeinde zu Leipzig, wo er 25. Jan. 1788 starb. Außer Predigten (Leipz. 1789-1804, 15 Bde.) veröffentlichte er unter anderm das »Neue Gesangbuch« (das. 1766, 8. Aufl. 1786). Vgl. Claudius, Z. (Leipz. 1783); Garve, Über den Charakter Zollikofers (das. 1788).

Zolling, Theophil, Schriftsteller, geb. 30. Dez. 1849 zu Scafati bei Neapel, in der deutschen Schweiz erzogen, studierte Philosophie und Geschichte in Wien, Heidelberg und Berlin, wo er 1875 promovierte, und siedelte dann als Feuilleton-Korrespondent der »Neuen Freien Presse« nach Paris über, wo er sich dramatischen, dramaturgischen und feuilletonistischen Arbeiten widmete. Im Oktober 1881 übernahm er die Redaktion der von P. Lindau gegründeten Berliner Wochenschrift »Die Gegenwart«. Z. trat zuerst als Lyriker auf, doch existiert noch keine Sammlung seiner Gedichte. Von seinen Schriften erwähnen wir die Quellenstudie »Alexanders d. Gr. Feldzug in Zentralasien« (Leipz. 1875), das satirische Epos »Die Jungfrau vom Stuhl« (anonym, das. 1876), das mit Alphonse Daudet verfaßte Drama »Neue Liebe« (das. 1877), die gesammelten Feuilletons »Reise um die Pariser Welt« (Stuttg. 1881, 2 Bde.), die Monographie »Heinrich v. Kleist in der Schweiz« (das. 1882), endlich die Romane: »Der Klatsch« (Leipz. 1889) und »Frau Minne« (das. 1889). Z. steht in der ersten Reihe unsrer Feuilletonisten. Sein Stil ist elegant, geistvoll und von plastischer Lebendigkeit.

Zollkartell, eine Übereinkunft zwischen zwei oder mehr Staaten, durch welche sie sich gegenseitig Hilfe bei Aufrechterhaltung ihrer beiderseitigen Zollvorschriften und insbesondere zur Unterdrückung des Schleichhandels zusichern.

Zollkontraventionen (Zollordnungswidrigkeiten), s. Zollstrafrecht.

Zollkredit, s. Zölle, S. 955.

Zollkreuzer, Regierungsschiffe, die das Schmuggeln an den Küsten zu verhindern, überhaupt eine Kontrolle über den Seeverkehr auszuüben haben, gewöhnlich als Jacht oder Schoner getakelt u. schnell segelnd.

Zolllinie (Zollgrenze), Grenze eines Zollgebiets gegen das Ausland, bei deren Überschreitung der Zoll zu zahlen ist. Dieselbe fällt, wenn Zollanschlüsse (s. d.) und Zollausschlüsse vorhanden sind, nicht mit der Landesgrenze zusammen, demgemäß auch das Zollgebiet, welches bei dem Zollverein mehrere Länder umfassen kann, nicht mit dem Staatsgebiet. Vgl. Binnenlinie.

Zöllner, 1) Karl Friedrich, Männergesangskomponist, geb. 17. März 1800 zu Mittelhausen im Weimarischen, besuchte die Thomasschule in Leipzig, wo er unter Schichts Leitung sein musikalisches Talent ausbildete, ward 1820 Gesanglehrer an der Ratsfreischule daselbst und später in gleicher Eigenschaft auch an andern Leipziger Schulen angestellt. Er starb 25. Sept. 1860 in Leipzig, wo ihm 1868 ein Denkmal (im Rosenthal) errichtet wurde. Z. hat sich namentlich durch zahlreiche Kompositionen für vierstimmigen Männergesang verdient gemacht, auch verschiedene Sammlungen vierstimmiger Lieder veröffentlicht. 1833 begründete er den ersten »Zöllnerverein«, es folgte eine Reihe andrer Männergesangvereine, die sich nach Zöllners Tod zum Zöllnerbund vereinigten. - Sein Sohn Heinrich, geb. 1854, seit 1878 Universitätsmusikdirektor in Dorpat, von wo er 1885 als Dirigent des Männergesangvereins und Lehrer am Konservatorium nach Köln berufen wurde, machte sich ebenfalls als Komponist (Chorwerke, eine Symphonie, die Opern: »Frithjof«, »Faust« etc.) bekannt. 1889 wurde er zum königlichen Musikdirektor ernannt. - Nicht zu verwechseln mit K. F. Z. ist Andreas Z., der, am 8. Dez. 1804 zu Arnstadt geboren, 1862 als Musikdirektor in Meiningen starb und ebenfalls ein fruchtbarer Komponist für Männergesang (»Gebet der Erde«, »Streit der Wein- und Wassertrinker«, »Doppelständchen« u. a.) war.

2) Johann Karl Friedrich, Astronom und Physiker, geb. 8. Nov. 1834 zu Berlin, studierte daselbst und in Basel, privatisierte dann in Berlin, Basel und Schönweide, ließ sich 1862 in Leipzig nieder, habilitierte sich dort 1865 in der philosophischen Fakultät, wurde 1866 außerordentlicher, 1872 ordentlicher Professor der physikalischen Astronomie und starb 25. April 1882. Wesentliche Verdienste erwarb sich Z. zunächst um die Photometrie der Himmelskörper, welche er in den Schriften: »Grundzüge der allgemeinen Photometrie des Himmels« (Berl. 1861) und »Photometrische Untersuchungen mit Rücksicht auf die physische Beschaffenheit der Himmelskörper« (Leipz. 1865) behandelt hat; das von ihm konstruierte Astrophotometer hat diesen Zweig der Astronomie wesentlich gefördert. Mit großem Eifer wandte sich Z. dann der Spektralanalyse und ihrer Anwendung auf die Himmelskörper zu; er war einer der ersten, der einen Apparat angab, um die Sonnenprotuberanzen jederzeit beobachten zu können. Im Zusammenhang damit stehen zahlreiche, meist in den Berichten der Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften veröffentlichte Abhandlungen über die physische Beschaffenheit u. die elektrische Fernewirkung der Sonne, über die Kometen u. a. Von selbständigen Werken Zöllners sind noch zu nennen: »Über die Natur der Kometen. Beiträge zur Geschichte und Theorie der Erkenntnis« (Leipz. 1871, 3. Aufl. 1883); »Prinzipien einer elektrodynamischen Theorie der Materie« (das. 1876, Bd. 1); »Wissenschaftliche Abhandlungen« (das. 1877-81, 4 Bde.). In den letztern nehmen spiritistische und hypnotische Studien, denen sich Z. in den