Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

1010

Zweibrücken - Zweiflügler.

rend der übrige Teil an Oldenburg, Sachsen-Koburg und Hessen-Homburg fiel. Vgl. Lehmann, Geschichte des Herzogtums Z. (Münch. 1867).

Zweibrücken (Bipontinum, in alten Urkunden auch Geminus pons), Hauptstadt des ehemaligen Herzogtums Z. (s. d.), jetzt Bezirksamtsstadt in der bayr. Rheinpfalz, liegt im sogen. Westrich, an der Schwarzbach im Knotenpunkt der Linien Homburg-Z., Saargemünd-Z. und Landau-Z. der Pfälzischen Ludwigsbahn, 221 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen (darunter die schöne, 1497 erbaute Alexanderkirche mit der herzoglichen Gruft), eine kath. Kirche, ein großes Schloß (jetzt Sitz der verschiedenen Gerichtsbehörden) und (1885) mit der Garnison (ein Infanteriebat. Nr. 18 und eine Eskadron Chevau-legers Nr. 5) 10,534 meist evang. Einwohner, welche sehr bedeutende Gerberei, Wollspinnerei, Maschinen-, Seidenplüsch-, Zichorien- und Armaturfabrikation, Kesselschmiederei, Färberei, Weberei und Bierbrauerei betreiben; auch befinden sich dort eine Eisengießerei, ein Hammerwerk und werden bedeutende Viehmärkte abgehalten. S. ist Sitz eines Oberlandes- und eines Landgerichts, einer Handelskammer, eines Forstamtes und eines Bezirksbergamtes und hat ein Gymnasium, eine Realschule (mit reichem zoologischen Kabinett), eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Landgestüt und eine Strafanstalt. Zu Z. gehört Tschifflik, an der Eisenbahn von Landau nach Z., eine verfallene Anlage, die an den flüchtigen Polenkönig Stanislaus Leszczynski erinnert. In litterarischer Hinsicht ist Z. merkwürdig durch die seit 1779 von einer Gesellschaft Gelehrter in der herzoglichen Druckerei herausgegebenen »Editiones Bipontinae«, eine Reihe korrekter und eleganter Ausgaben griechischer, lateinischer und französischer Klassiker (vgl. Crollius, Origines Bipontinae, Zweibr. 1761 ff., 2 Bde.; Butters, Über die Bipontiner etc., das. 1878). Zum Landgerichtsbezirk Z. gehören die neun Amtsgerichte zu Blieskastel, Dahn, Homburg, Landstuhl, Pirmasens, St. Ingbert, Waldfischbach, Waldmohr und Z. Vgl. Molitor, Burg und Stadt Z. (Zweibr. 1879); Derselbe, Geschichte der Residenzstadt Z. (das. 1885).

^[Abb.: Wappen von Zweibrücken.]

Zweibrüderig, s. Diadelphus.

Zweicylindermaschine, s. Dampfmaschine, S. 466.

Zweidecker, s. Linienschiff.

Zweideutigkeit, s. Amphibolie.

Zweidrittelstücke, in Norddeutschland die Guldenstücke, welche ⅔ Thaler gleich waren. Sie wurden namentlich in Hannover und Mecklenburg als Neue Zweidrittel (2,338 Mk.) geprägt, die nach dem Verhältnis von 6 auf 7 in Kurantthaler und von 6 auf 21 in Mark umzurechnen sind.

Zweifachchlorkohlenstoff, s. Kohlenstoffchloride.

Zweifarbenmaschine, s. Schnellpresse, S. 583.

Zweifel (Dubitatio), im weitern Sinn jedes Urteil, dessen Gegenteil uns möglich, im engern Sinn ein Urteil, dessen Gegenteil uns wahrscheinlich, im engsten Sinn ein solches, dessen Gegenteil uns in gleichem Grad möglich erscheint. Im ersten Fall sprechen wir es deshalb mit Vorsicht, im zweiten mit Besorgnis, im dritten Fall gar nicht aus, sondern enthalten uns (mit Rücksicht auf das gleiche Gewicht der für und wider sprechenden Gründe) der Entscheidung. So peinlich der Z. besonders da, wo von wichtigen Gegenständen der Erkenntnis oder von ebenso wichtigen Angelegenheiten des Lebens die Rede ist, fällt, so kann ihm doch niemand entgehen, der Gründe und Gegengründe abzuwägen, d. h. zu denken, angefangen hat. Kenntnis der gegebenen Verhältnisse, klare Einsicht, ruhige und besonnene Überlegung und Entschiedenheit des Charakters helfen wohl am schnellsten über den Z. hinweg. Über den Z. in seiner Bedeutung für die Philosophie s. Skeptizismus.

Zweifel, Josua, Reisender, geb. 10. Sept. 1854 zu Glarus, widmete sich dem Handelsberuf, kam jung nach Sierra Leone als Agent einer Marseiller Firma (Verminck) und unternahm im Auftrag derselben mit Marius Moustier 1879 eine Reise zum obern Niger, sowohl um weitere Handelsverbindungen anzuknüpfen, als um die Quellen des Flusses zu erforschen. Mit einer Karawane von 75 Mann begab er sich von seiner Station Rotombo in Sierra Leone nach Port Lokko und von dort zwischen dem Rokelle und dem Scarcies nach Falaba zum Sultan Sewa, mit dessen Unterstützung die Quelle des Rokelle erreicht wurde. Dann überschritt die Expedition das Gebirge, erreichte Koolako am Tembi, dessen heilige Quelle (unter 8½° nördl. Br. und 11½° östl. L.) nur von fern gesehen werden konnte, da der Oberpriester eine nähere Besichtigung derselben verweigerte. So wurde denn 4. Okt. die Rückreise angetreten und 6. Nov. Port Lokko wieder erreicht, von wo Z. sich auf seinen Posten, den er noch heute bekleidet, zurückbegab. Vgl. »Expédition C. A. Verminck, voyage aux sources de Niger, par J. Zweifel et M. Moustier« (Mars. 1880).

Zweiflügelnuß, s. Dipterocarpus.

Zweiflügler (Fliegen, Diptera, hierzu Tafel »Zweiflügler«), Ordnung der Insekten, umfaßt Kerbtiere mit saugenden und auch wohl stechenden Mundteilen, unbeweglichem, ringförmigem Prothorax, häutigen, meist nackten Vorder- und zu Schwingkolben (Halteren) verkümmerten Hinterflügeln und vollkommener Verwandlung. Der Kopf ist gewöhnlich kugelig oder halbkugelig und an der Brust nach allen Seiten drehbar eingelenkt. Die Ringe der Brust (Thorax) sind meist unter sich und mit dem ersten Hinterleibsring zu einer festen Masse verschmolzen. Der Hinterleib ist sitzend oder gestielt, fünf- bis achtringelig. Die Fühler sind schnurförmig, vielgliederig u. dann oft dicht gefiedert oder kurz und dreigliederig. Der Saugapparat (Saug- und Schöpfrüssel) wird meist von der Unterlippe gebildet, in welcher sich die Stechborsten bewegen; die letztern sind entweder die umgebildeten Kiefer oder auch die Oberlippe und der sogen. Hypopharynx, d. h. eine Verlängerung der untern Schlundwand (s. Figur).

^[Abb.: Mundteile der Mücke (Culex). H Stechborste, Lb Lippentaster, Md Mandibeln, Mx Maxilla (Rüssel).]