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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Böhringer - Bondeli

Geologie von B. (Prag 1889); Neuwirth, Geschichte der christlichen Kunst in B. bis zum Aussterben der Przemysliden (das. 1888).

Böhringer, Georg Friedrich, protest. Theolog, geb. 28. Dez. 1812 zu Maulbronn in Württemberg, studierte zu Tübingen, mußte aber als Führer der burschenschafilichen Bewegungen 1833 in die Schweiz flüchten. Hier wurde B. Vikar in Greifensee und 1842 Pfarrer in Glattfelden (Kanton Zürich). Als die Berufung von Strauß an die Universität Zürich den sogen. Septembersturm zur Folge hatte, schrieb er die anonym erschienenen »Briefe eines Zürichers an einen Basler«. Nachdem er 1853 sein Amt niedergelegt hatte, widmete er sich ganz seinen wissenschaftlichen Arbeiten in Zürich und später in Basel, wo er 16. Sept. 1879 erblindet und gelähmt starb. Er schrieb: »Die Kirche Christi und ihre Zeugen« (Zürich 1842 bis 1858, 9 Bde.), eine bis zu den Vorreformatoren reichende Kirchengeschichte in einzelnen Lebensbildern, deren 2. Auflage (Stuttg. 1873-78,24 Bde.) nach der Erkrankung des Verfassers von dessen Sohn Paul B., geb. 1. Sept. 1852 zu Glattfelden, seit 1878 Pfarrer zu St. Peter und Privatdozent für Kirchengeschichte in Basel, herausgegeben wurde. Letzterer schrieb außer zahlreichen Broschüren noch: »Gregoire, Lebensbild aus der französischen Revolution« (Basel 1878), »Maria und Martha« (das. 1886) und »Käthe, die Frau Luthers« (Barmen 1888).

Bohrmaschine, s. Metallbearbeitung (Bd. 17).

Bohtlingk, Otto von, Sanskritist, feierte am 3. Febr. 1888 sein 50jähriges Doktorjubiläum. Zu Ehren desselben veröffentlichte R. von Roth einen philologischen Festgruß (Stuttg. 1888) mit wissenschaftlichen Beiträgen der namhaftesten Sanskritisten Deutschlands. 1889 erschien in Petersburg die letzte Lieferung des großen »Sanskritwörterbuchs in kürzerer Fassung« von B.

Bois-Guillaume, (1886) 5287 Einw.

Boitzenburg, 1) Mecklenburg-Schwerin, (1885) 3574 Einw. - 2) Regierungsbezirk Potsdam, (1885) 845 Ew.

Bojanowo, seit 1887 im Kreis Rawitsch, (1885) 2216 Einwohner.

Boker, Karl, Maler, geb. 1836 zu Barmen, bildete sich von 1852 bis 1858 auf der Akademie zu Düsseldorf unter Karl Sohn und W. Schadow und begann seine künstlerische Thätigkeit mit biblischen Bildern (Joseph und die Frau des Potiphar, die Flucht nach Ägypten, Johannes der Evangelist), wandte sich aber bald der Genremalerei zu, in welcher sich seine humoristische Begabung in einer Reihe von glücklich erfundenen Bildern offenbarte, deren bald rein, bald derb komischer Inhalt mit dem heitern Kolorit in vollem Einklang stand. Von diesen Bildern haben der Schulausgang, die kleinen Rekruten, Amor in der Skulpturengalerie, die teure Hotelrechnung, der sächsische Vogelhändler und der beste Trumpf den größten Beifall gefunden. Gelegentlich hat er auch durch seine Charakteristik ausgezeichnete Bilder mit Figuren aus dem vorigen Jahrhundert gemalt, wie z. B. der Fürstin Morgenpromenade (1886).

Bolas (span. »Kugeln«), südamerikan. Instrument zum Fangen von Tieren, besteht aus einem 1 - 1,5 m langen Lederriemen, welcher an jedem Ende eine Kugel trägt und in der Mitte zusammengerollt wird. Beim Gebrauch werden die Kugeln durch Drehen um den Kopf des Reiters in Schwung versetzt und auf die Hinterbeine des zu fangenden Tiers geworfen, wo sich der Riemen aufwickelt und das Tier zu Falle bringt.

Bolbec, (1886) 11,102 Einw.

Bolchen, (1885) 2372 Einw.

Bolivia soll bei einem Areal von 1,334,200 qkm eine Bevölkerung von 2,300,000 Seelen haben. Die bedeutendsten Städte sind La Paz (60,000), Cochabamba (14,705), Sucre, die Hauptstadt (15,404), und Potosi (11,944). An zuverlässigen statistischen Angaben fehlte es fast in jeder Beziehung. So schätzte der amerikanische Konsul 1884/85 die Ausfuhr auf 8 Mill., die Einfuhr auf 7 Mill Bolivianos oder Dollar, während sich nach andrer Quelle die Einfuhr 1887 auf 7 Mill. Bolivianos belief. Eine Eisenbahn von La Paz aus nach der bereits bestehenden Antofagasta Bahn ist im Bau, aber die Bahn nach dem Puerto Pachuco am Parana ist immer nur Projekt. Die Möglichkeit ihres Baues (durch die Gran Chaco) scheint durch neuere Forschungen nachgewiesen zu sein. Die Staatseinnahmen beliefen sich 1887/88 auf 3,665,790 Bol., die Ausgaben dagegen auf 4,599,225 Bol., also auch hier ein chronisches Defizit. Die Nationalschuld soll 1888: 15,133,107 Bol. betragen haben, wovon 6,397,032 Bol. auf auswärtige Kreditoren kommen.

Bolkenhain, (1885) 3146 Einw.

Boll, Franz, Physiolog, geb. 26. Febr. 1849 zu Neubrandenburg, wurde von seinem Vater Franz Christian B., Präpositus in Neubrandenburg, der sich in Archäologie und historischer Theologie einen Namen erworben, und von seinem Oheim Ernst B., verdient um die botanische und geologische Erforschung der Heimat, erzogen, studierte dann in Bonn, Heidelberg, Berlin, war Assistent bei Max Schultze und Du Bois-Reymond, wurde 1873 Professor der Anatomie und vergleichenden Physiologie an der Universität Rom und starb daselbst 19. Dez. 1879. Von seinen zahlreichen physiologischen Arbeiten ist besonders die Entdeckung des Sehpurpurs zu erwähnen. Er schrieb: »Vergleichende Distiologie des Molluskentypus« (Bonn 1869); »Histologie und Histiogenese der nervösen Zentralorgane« (Berl. 1873); »Das Prinzip des Wachstums« (das. 1876); »Anatomia e fisiologia della retina« (Rom 1877).

Bollène, (1886) 3060 (Gemeinde 5388) Einw.

Bologna. Die Universität feierte im Juni 1888 das 80 jährige Jubiläum. Vgl. Bernhard, Die Universität B. im Mittelalter (Leipz. 1838); Fitting, Die Anfänge der Rechtsschule in B. (Berl. 1888).

Bommelsvitte, (1885) 3252 Einw.

Bomst, (1885) 2157 Einw.

Bonaparte, 2) Lucian, Fürst von Canino. Vgl. 1.6 »Le prince Lucien B. et sa famille« (Par. 1888).

4 d) Jerôme B., Prinz Napoleon, begab sich nach Annahnie des Gesetzes, welches die Prinzen der ehemals in Frankreich regierenden Familien auswies, im Juni 1886 nach Genf, sein Sohn Viktor, der immer noch in Zwiespalt mit seinem Vater lebte, nach Brüssel; sein zweiter Sohn, Prinz Louis Napoleon, schied 1889 aus der italienischen Armee aus und wurde zum Oberstleutnant im russischen Nishegorodskischen Dragonerregiment im Kaukasus ernannt; seine Tochter Marie Lätitia vermählte sich 11. Sept. 1838 mit ihrem Oheim, dem Herzog von Aosta. Die Partei der Bonapartisten schloß sich, um nur etwas zu bedeuten, 1888 zum großen Teil den Boulangisten an, vermehrte aber dadurch weder ihr Ansehen noch ihre Macht. B. schrieb »Napolèon et ses détracteurs« (1887).

Bondeli, Julie, Berner Patrizierin, geb. 24. Dez. 1731 zu Bern, blieb unvermählt, starb 8. Aug. 1778 in Neuchâtel. Durch ihre Beziehungen zu J. J. Rousseau, Wieland, Lavater, Sophie von La Roche, Zimmermann und andern hervorragenden Naturen gehört sie der Litteratur- und Kulturgeschichte ihrer Zeit an. Mit natürlichem, lebhaftem Geist und einer freien