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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bulacan; Bülach; Bulandschahr; Buldana; Bulgarien

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Bulacan - Bulgarien

hauser, Die deutschen Siedelungen der B. (Czernowitz 1882-88, 2 Tle.).

Bulacan, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz auf der Philippineninsel Luzon, an einem Arm des Pampagnaflusses in dessen Delta, mit 11,000 Einw., welche Zuckerfabrikation und Anfertigung von Teppichen und Matten betreiben.

Bülach, (1885) 1764 Einw.

Bulandschahr, Distrikt in der Division Mirat der britisch-ind. Provinz Nordwestprovilnen und Audh, 6161 qkm (112 QM.) mit (1881) 924,822 Einw. (darunter 175,458 Mohammedaner). Der durchaus ebene Distrikt wird an seinen Grenzen vom Ganges und der Dschamna berührt und von mehreren Gangeskanälen und zwei großen Eisenbahnlinien durchzogen und befruchtet und erzeugt namentlich Weizen u. Gerste. Die gleichnamige Hauptstadt, noch vor wenigen Jahren ein unbedeutendes Dorf, hat (1881) 17,863 Einw.

Buldana, Distrikt der britisch-ind. Provinz Berar, 17,262 qkm (313 QM.) groß mit (1881) 439.763 Einw., meist Hindu, welche auf dem fruchtbaren, wohlbewässerten Land reiche Ernten von Reis, Baumwolle, Weizen und Ölsaaten erzielen.

Bulgarien. Am 1. Jan. 1888 hat in B. eine Volkszählung stattgefunden, welche für Nordbulgarien und Südbulgarien (Ostrumelien) zusammen 3,154,375 Einw. ergab Es kommen somit bei 97,872 qkm Areal (davon B. 63,972 und Ostrumelien 33,900) auf 1 qkm 32 Einw. Auf die einzelnen Nationalitäten verteilt sich jene Zahl folgendermaßen:

Männer Frauen Zusammen

Bulgaren 1182360 1143890 2326250

Türken 309759 297560 607319

Griechen 29433 28905 58338

Zigeuner 25881 24410 50291

Juden 11734 11812 23546

Russen 618 451 1069

Serben 1428 1129 2557

Sonstige Slawen 1142 1000 2142

Deutsche 288 256 544

Franzosen 1156 1089 2245

Verschiedene 40344 37752 78096

Unbekannte 1246 732 1978

Zusammen: 1605389 1548986 3154375

Der Religion nach gab es 2.432,154 Griechisch-Orthodoxe, 668,173 Mohammedaner, 18,539 Katholiken, 1568 Protestanten, 5839 armenische Gregorianer, 24,352 Juden und 3750 sonstige. Die volkreichsten Städte sind, der Große nach geordnet: Philippopel 33,442 Einw., Sofia 30,428, Rustschuk 27,198, Warna 25,256, Schumla 23,161, Sliewen 20,893, Stara-Zagora 16.039, Tatar-Bazardschik 15,659, Widdin 14,772, Plewna 14,307, Swischtow 12,482, Silistria 11,414, Tirnowa 11.314 und Köstendil 10,689. Was den Handel anlangt, so ist der Hauptausfuhrartitel Getreide, dann folgen Wolle, Talg, Butter, Käse, Häute, Flachs und Holz, die Haupteinfuhrartikel Gewebe, Eisen und Kohle. Die Einfuhr wertete 1888: 66,362,000 Lei (oder Frank), die Ausfuhr 64,199,000. Erstere geschieht besonders von England (ein Drittel), dann von Österreich-Ungarn, der Türkei, Deutschland etc. Die Ausfuhr richtet sich hauptsächlich nach der Türkei (fast die Hälfte), dann nach Frankreich, Großbritannien, Österreich-Ungarn etc. Die Zölle betragen 8 Proz. des Wertes, beim Transitverkehr 1 Proz. An Eisenbahnen gab es 1888 in B. 338 km, in Ostrumelien 353 km, zusammen 691 km, nämlich die drei Linien Rustschuk-Warna (224 km), Zaribrod-Bakarel-Mustafa Pascha, ein Teil der so wichtigen

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direkten Verbindung Westeuropas mit Konstantinopel (361 km) und Tirnowa-Jambolt (106km). Am 13. Mai 1889 begannen die Arbeiten zur Verlängerung der letztern Strecke von Jambolt bis nach Burgas am Schwarzen Meer (108 km). Diese Bahn durchschneidet einen sehr fruchtbaren Bezirk Südbulgariens, setzt große Teile des ganzen Fürstentums in unmittelbare Verbindung mit dem Meer und befreit die Ausfuhr der landwirtschaftlichen Produkte, auf welche B. vor allein angewiesen ist, von den türkischen Zollplackereien. Die Post zählte 1887: 110 Ämter mit 811 Beamten und beförderte 3,622.521 Privatbriefe und 1,884,301 Warenproben, Drucksachen und Zeitungen. Die Länge der Telegraphenlinien betrug 1888: 4402 km mit 108 Ämtern. Die Ausgaben von Post und Telegraphen zusammen beliefen sich 1887 auf 2.320,240 Lei, die Einnahmen nur auf 1,234,173 Lei, so daß ein Defizit von 1086,067 Lei entstand. Das Budget für 1889 balancierte mit 78,496,418 Lei. Das Heer zählte 1888 im Frieden 1484 Offiziere, 30,862 Mann und 4211 Pferde, im Krieg 2162 Offiziere, 88.843 Mann und 11,136 Pferde und bestand aus 12 Infanterieregimentern zu 4 Druschinen, 1 Eskadron berittener Leibgarde, 3 Regimentern Kavallerie zu 5 Eskadrons, 3 Regimentern Artillerie zu 7 Batterien, 2 Artillerie-Ersatzabteilungen und 1 Belagerungsbatterie, 1 Regiment Genietruppen zu 2 Bataillonen, 1 Disziplinarkompanie. Inzwischen nahm die Sobranie im Dezember 1888 einen Gesetzentwurf an, betreffend Reorganisation des stehenden Heers; es sollen statt der bisherigen 12 Regimenter zu 4 Druschinen deren 24 zu 3 Druschinen errichtet werden und die Druschine im Frieden 400, im Krieg 800 Kombattanten zählen. Die Flotte umfaßte 1889: eine Jacht, 3 Dampfer, 7 Dampfschaluppen und 2 Torpedoboote mit zusammen 12 Offizieren und 334 Mann Besatzung.

(Geschichte.) Schon seitdem Fürst Alexander im Einverständnis mit der bulgarischen Nationalversammlung, aber gegen den Willen der russischen Minister Sobolew und Kaulbars, welche daher ihre Entlassung nahmen, durch Manifest vom 19. Sept. 1883 die Verfassung von Tirnowa wiederhergestellt hatte, beschuldigten die russische Regierung und die von den Panslawisten beherrschte russische Presse die Bulgaren und den Fürsten Alexander der gröbsten Undankbarkeit. Zar Alexander III. gab gegen den jungen Fürsten, welcher bei der Kalserkrönung in Moskau (27. Mai 1883) vergeblich eine Aussöhnung versuchte, eine persönliche Abneigung kund, welche wohl durch die Eifersucht des Zaren auf die politischen Erfolge seines Vetters gesteigert wurde. Es blieben zwar viele russische Offiziere im bulgarischen Heer, und ein russischer General, Fürst Kantatuzen, leitete das bulgarische Kriegsministerium. Aber dies wurde von Rußland nur zugelassen, um für den Moment, wo es in der Lage sein würde, B. wieder unter seine Diktatur zu bringen, geeignete

Werkzeuge bereit zu haben. Überdies gaben die Russen sich den Anschein, als ob sie glaubten, daß das Volk in B. Rußland nach wie vor dankbar und ergeben sei und nur die Ränke des Fürsten und der ehrgeizigen, selbsüchtigen Politiker es an der Bethätigung dieser Gefühle hinderten. Der Aufstand, der in Philippopel 18 Sept. 1885 ausbrach, sollte den Fürsten stürzen, der, wie man in Rußland annahm, nicht wagen würde, sich ihm anzuschließen. Als aber Alexander, von dem Minister Karawolow vor die Wahl gestellt, entweder die Revolution anzuerkennen, oder gestürzt zu werden, 20. Sept. in Tirnowa eine Proklamation erließ, worin er die Union von Ost-