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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Deutsch-Südwestafrika

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Deutsch-Ostafrika - Deutsch-Südwestafrika.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Deutsch-Ostafrika'

Anmerkung: Fortsetzung von [Geschichtliches. Die deutsche Kolonisation.]

welche den Deutschen Dienste geleistet, mit abgehauenen Händen in Wißmanns Lager. Eine auf seinen Kopf gesetzte hohe Belohnung hatte lange keinen Erfolg. Endlich aber fiel er, in einem Gefecht verwundet und fliehend, den aufgebrachten Eingebornen in die Hände, welche ihn an Wißmann auslieferten, der ihn sofort durch ein Kriegsgericht aburteilen und durch den Strang hinrichten ließ. Obwohl nun durch Wißmanns, der inzwischen zum Major befördert worden war, und seines ersten Offiziers, v. Gravenreuth, energisches Vorgehen die Sicherheit so weit hergestellt wurde, daß nach Errichtung einer befestigten Station zu Mpwapwa der Karawanenverkehr über diesen wichtigen Handelsplatz wieder aufgenommen werden konnte, so daß Stanley und Emin von hier unter deutschem Geleit zur Küste zogen, so war der Aufstand damit doch noch nicht völlig niedergeworfen. Eine längere militärische Besetzung des Landes erwies sich als dringend nötig, und der Reichstag bewilligte abermals 2 Mill. Mk. für militärische Zwecke in D.

Die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft erhielt 23. Mai 1889 die landesherrliche Genehmigung, sich in eine reichsrechtliche Korporation umzuwandeln mit dem Recht, Eigentum und andre dingliche Rechte an Grundstücken zu erwerben, Verbindlichkeiten einzugehen, vor Gericht zu klagen und verklagt zu werden. Mitglieder der Gesellschaft sind die Eigentümer von 536 Anteilscheinen in Einzelbeträgen von 200 bis 10,000 Mk. und im Gesamtbetrag von 3,726,200 Mk., der heute bis auf 1 Mill. reduziert ist. Die Finanzverhältnisse haben sich folgendermaßen entwickelt. Als die oben dargelegte Umwandlung der Gesellschaft »Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft Karl Peters und Genossen« in die »Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft« erfolgte und auf diese nun der ganze Besitz überging, betrug die buchmäßige Beteiligung der persönlich haftenden Gesellschafter und Kommanditisten 40,000, diejenige der stillen Gesellschafter 1,217,600 Mk. Am 26. Febr. 1887 wurde von den seitherigen persönlichen Gesellschaftern der genannten Kommanditgesellschaft und von ihren Kommanditisten, welche bei dem Unternehmen in der neuen Form in der Höhe ihrer seitherigen Quoten beteiligt wurden, sowie von andern Personen, welche auf das Unternehmen in der neuen Form 208 Anteile über je 10,000 Mk. gezeichnet hatten, eine neue »Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft« konstituiert. Die Gesamtbeteiligung beträgt gegenwärtig Neuzeichnungen bis 25. Febr. 1887: 2,080,000 Mk., Beteiligung der ehemaligen persönlich haftenden Gesellschafter und Kommanditisten 40,000, Anteile ohne Barzahlung als Gegenleistung 150,000, Beteiligung ehemaliger stiller Teilnehmer 1,216,300, Neuzeichnungen seit Februar 1887: 240,000 Mk. Die Gesellschaft ist berechtigt, auf Beschluß des Verwaltungsrats weitere Anteile von je 100,000 Mk. bis zum Gesamtbetrag von 10 Mill. Mk. auszugeben. Trotz der äußerst ungünstigen in jüngster Zeit eingetretenen Verhältnisse erweist sich unser ostafrikanischer Besitz für den Handel als außerordentlich wertvoll. Denn es betrug der Gesamtwert der in die Verwaltungsbezirke Tanga, Pangani, Bagamoyo, Dar es Salam, Quiloa Kiwindje, Lindi und Mikandani vom 18. Aug. 1888 bis 17. Aug. 1889 eingeführten Waren 2,478,388, der der Ausfuhr 4,388,150 Mk.; an Einfuhrzöllen wurden während der gedachten Periode 123,388, an Ausfuhrzöllen 523,678 Mk. erhoben.

Vgl. Westphal, Sansibar und das deutsche Ost-Afrika (Weim. 1885); Wagner, Deutsch-Ostafrika (2. Aufl., Berl. 1888); Grimm, Der wirtschaftliche ↔ Wert von D. (das. 1886); Baumgarten, Deutsch-Afrika und seine Nachbarn (das. 1887); Derselbe, Ostafrika (Gotha 1890); Krenzler, Ein Jahr in Ostafrika (Ulm 1888); Graf Pfeil, Vorschläge zur praktischen Kolonisation in Ostafrika (Berl. 1888); Oberländer, Deutsch-Afrika (Leipz. 1889); Frenzel, Deutschlands Kolonien (2. Aufl., Hannov.1889); Förster, D., Geographie und Geschichte der deutschen Kolonie (Leipz. 1889); Fabri, Fünf Jahre deutscher Kolonialpolitik (Gotha 1889); Peters, Die deutsch-ostafrikanische Kolonie (Berl. 1889); Baumann, In D. während des Aufstandes (Wien 1889), Karten: Übersichtskarte von Mittelostafrika (1:800,000, 2. Aufl., Weim. 1887); Ketteler, Spezialwandkarte von D. (1:3,000,000, Wien 1887); Spezialkarte von Afrika, Sektion 8, bearbeitet von Lüddecke (Gotha 1887).

*Deutsch-Südwestafrika (s. Karte »Deutsche Kolonien«, Bd.17). Dies Gebiet hat sich aus den verhältnismäßig wenig umfangreichen Erwerbungen durch Lüderitz (s. Angra Pequena, Bd. 1) zu einer gewaltigen Größe entwickelt, indem durch Vertrag mit Portugal Ende 1886 als Nordgrenze gegen Angola angenommen wurde der Lauf des Cunene von der Mündung bis zum zweiten Katarakt im Chella- oder Kamagebirge, weiterhin der Breitengrad dieser Fälle bis zum Cubango, welchem Strom die Grenze bis Andara folgt, worauf dieselbe sich in gerader Linie bis zum Sambesi in der Gegend der Stromschnellen von Katima wendet. Die Ostgrenze ist südwärts noch nicht bestimmt bis zum 22.° südl. Br., von da bildet der 20.° östl. L. v. Gr. die Grenze gegen das britische Betschuanenland bis zum Oranjefluß, welcher das deutsche Gebiet von der Kapkolonie scheidet. Somit umfaßt das deutsche Gebiet Groß-Namaland, Dama- oder Hereroland, Kaoko und das ganze Gebiet der Ovampo. Die Küstenlänge beträgt 1500 km, die durchschnittliche Breite des südlichen Teils 400 km, den Flächeninhalt dieses ungeheuern Gebiets schätzt man auf 1 Mill. qkm (20,000 QM.).

[Physische Verhältnisse.] Trotz seiner großen Ausdehnung bietet das Land wenig. Namentlich im S. ist es seines Regenmangels wegen berüchtigt. Die längs der Küste von S. nach N. fließenden Strömungen kommen aus kalten Gegenden; die infolge dessen erkaltende Luftschicht nimmt daher die Feuchtigkeit auf, ohne sie als Niederschlag abzugeben. Das Klima ist demgemäß trocken und sehr gesund. Doch fehlt es nicht gänzlich an Niederschlägen; heftige Gewitterregen im Sommer sind im Innern nicht selten, nehmen aber von N. nach S. ab; das Küstengebiet hat Winterregen. Die Gegenden am Cubango und Tschobe sind zur Regenzeit undurchdringliche Sümpfe; der ganze Norden und Nordosten sowie die Striche nördlich des Ngamisees haben meist Überfluß an Wasser, während die südlichen Teile wasserarm sind. Von den Flüssen enthalten nur der Oranje, der Cunene und der Cubango das ganze Jahr hindurch Wasser, die übrigen sind nur zur Regenzeit, dann aber oft zur weiten Überflutung mit Wasser gefüllt, versiegen indes später ebenso schnell und enthalten nur streckenweise Wasser oder verlieren sich ganz, so daß man in der Trockenzeit Wasser durch Graben in den Flußbetten zu erlangen hat. Die wichtigsten dieser Regenflüsse sind der Große Fischfluß und der Nosob, die beide in den Oranjefluß gehen, der Kuisib, der Swakop oder Swachaub und der Omaruru, welche in den Atlantischen Ozean sich ergießen, während der Omuramba sein Wasser dem Ngamisee zuführt. Für den Verkehr sind alle Flüsse ohne Bedeutung.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 248.