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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Poschinger - Possart
wurden von den Reformen, welche die Progressisten als Opposition immer gefordert und bei ihrer Übernahme der Regierung versprochen hatten, nur wenige wirklich durchgeführt; bloß ein neues Handelsgesetzbuch kam 1888 zu stände sowie eine Reform der Getreideuno Spirituszölle. Die Regierung war schutzzöllnerisch gesinnt und begünstigte das Monopolsystem, besonders bei der Weinausfuhr, was bei den Weinhändlern in Oporto große Unzufriedenheit erregte.
Die Hauptaufmerksamkeit der Regierung und des Volkes wendete sich den Kolonien zu, welche P. sich in dem Wettkampf der Nationen um den Besitz der Länder in Asien und Afrika zu sichern suchte. Ein Vertrag mit China vom 26. März 1887 erkannte P. den Besitz von Macao zu und gab ihm das Recht, dieses Gebiet ohne Erlaubnis Chinas abzutreten. Ein Konkordat mit dem Papst regelte die kirchlichen Verhältnisse in den portugiesischen Besitzungen in Ost-indien. Mit Deutschland ward 30. Dez. 1886 eine Übereinkunft über die Grenzen der beiderseitigen Besitzungen in West- und Ostafrika abgeschlossen.
Die bisher gänzlich vernachlässigte Kolonie Angola wurde durch Errichtung emer eingebornen Truppe und durch Anlage von Eisenbahnen gehoben, während das Protektorat über die Küste von Dahome l.887 wieder aufgegeben wurde. Im Osten Afrikas wahrte P. seine Rechte gegen Sansibar und beteiligte sich an der von Deutschland und England zur Unterdrückung des Sklavenhandels unternommenen Blockade der Ostküste von Afrika. Gegenüber dem Plan Englands, durch einen einer Gesellschaft erteilten Freibrief das ganze innere Afrika vom Kapland bis zu den Nilquellen unter englische Hoheit zu bringen und so die besonders im Gebiet des Sambesi wichtige Verbindung zwischen den portugiesischen Besitzungen Mosambik und Angola zu unterbrechen, wahrten die Kammern im Juni 1889 die portugiesischen Rechte und forderten die Regierung zur energischen Verteidigung derselben auf. Diese nahm, da die Gesellschaft, welche den Bau der Eisenbahn an der Delagoabai bis zur Grenze von Transvaal zu bauen begonnen hatte, diesen nicht in der vertragsmäßigen Zeit vollendete, die Bahn 1889 in Besitzt England wurde durch diese nachdrückliche Wahrung der portugiesischen Ansprüche in Afrika in seinen Plänen gestört und erhob dagegen Einspruch. König Ludwig I. starb 19. Okt. 1889, ihm folgte der Kronprinz als König Karl I. Derselbe erließ eine Proklamation, in welcher er verkündete, daß er dem Beispiel seines Vaters folgen werde und durch strenge Beobachtung der politischen Einrichtungen des Landes sowie durch Förderung seiner Größe und seines Gedeihens sich oie Liebe des Volkes zu erwerben suche. Er bestätigte die Minister in ihren Stellungen, und die 20. Okt. erfolgenden Abgeordnetenwahlen ergaben eine starke ministerielle Mehrheit. Anfang Januar 1890 erhielt die englische Regierung aus Mosambik die Kunde, daß der Reisende Major Serpa Pinto (s.d., Bd. 17) am Schire und in Maschonaland die portugiesische Flagge aufgeheißt und den sich widersetzenden Eingebornen vom Stamm der Makalolo in einem Gefecht (8. Nov. 1889) eine englische Flagge weggenommen habe. Sofort sandte sie nach Lissabon ein Ultimatum mit der Forderung der Räumung jener Gebiete, welche englische Gesellschaften beanspruchten, während P. ein altes Recht auf sie zu haben behauptete. Der portugiesische Minister Barros Gomes versprach die Räumung, wenn England ebenfalls Expeditionen nach jenen Ländern unterlasse, bis der Streit entschieden sei. England drohte aber mit dem sofortigen Abbruch der diplo matischen Beziehungen, wenn sich P. nicht füge, und nun gab das Ministerium 12. Jan. mit Vorbehalt der Rechte Portugals nach, reichte aber am nächsten Tag seine Entlassung ein. Auf die Kunde hiervon kam es in Lissabon z'u Unruhen, bei denen das Haus des englischen Konsuls angegriffen wurde. Der König entließ das Ministerium de Castro, und der liberal-konservative Serpa Pimentel bildete ein neues. Dasselbe rief die Entscheidung der Mächte in der Streitfrage mit England an, das aber von weitern Verhandlungen nichts wissen wollte, weswegen in P. große Erbitterung gegen das mächtige Inselreich herrschte. Die Republikaner suchten sich die Nieder läge der Regierung zu nutze zu machen und zettelten Tumulte an, die jedoch energisch unterdrückt wurden.
*Pojchinger, Heinrich, Edler Ritter von, Schriftsteller, geb. 31. Aug. 1845 zu München, sta dierte daselbst zuerst Philosophie, sodann die Nechto in München und Berlin, wurde auf Grund einer gekrönten Preisschrift: »Über das Eigentum am Kirchenvermögen« (Münch. 1871), zum Doktor der Rechte in München promoviert, trat sodann in den bay rischen Staatsverwaltungsdienst und ging 1876 in den Reichsdienst über. Er wurde als ständiger Hilfs arbeiter im Reichskanzleramt, dem spätern Reichsamt des Innern, zu Berlin angestellt und zum kaiserlichen Geheimen Regierungsrat ernannt. Zu Bismarck trat er infolge eines gemeinschaftlichen Aufenthalts zu Kissingen 1880 in nähere Beziehungen.
Er schrieb: »Die Lehre von der Befugnis zur Aus stellung von Inhaberpapieren« ..(Münch. 1870)»Die Banken im Deutschen Reich, Österreich und der Schweiz«, Bd. 1: »Bankgeschichte des Königreichs Bayerns (Erlang. 1874-76); Bd. 2: »Königreich Sachsen« (Jena 1877); »Beitrag zur Geschichte der Inhaberpapiere« (Erlang. 1875); »Bankwesen und Bankpolitik in Preußen«'(Verl. 1878-79, 3 Bde.)»Lassattes Leiden« (anonym, 4. Aufl., das. 1889»»Fürst Bismarck als Volkswirt« (das. 1889, 2 Bde.. dazu .Aktenstücke«, das. 1890). In den Publikationen aus den königlich preußischen Staatsarchiven gab er das wichtige Urkundenwerk »Preußen im Bundestag 1851-59 (2.Aufl., Leipz. 1882-85,4Bde.) heraus, außerdem »Oorre Zpoiitwi K^ äipioinatiyus äs N. s^ Lisiuklok 1851-59« (Par. 1883, 2 Bde.) und »1^ t,i 63 p0ÜtiM68 C0nüäoiiti6ii68 <1ft N. ä6 Viftiuarl'k 1851-59« (das. 1885).
*Pose, Wilhelm, Maler, geb. 9. Juli 1812 zu Düsseldorf, bezog 1826 die dortige Akademie, aus welcher er sich, beeinflußt von Lessing, neun Jahre lang der Landschaftsmalerei widmete. Nachdem er sich kurze Zeit in München aufgehalten, ging er aus ein Jahr nach Frankfurt a. M.. machte mehrere Sta dienreisen und kehrte nach Düsseldorf zurück, wo eins seiner besten Bilder, Schloß in Tirol, entstand, das der König der Belgier ankaufte. Nach einer noch maligen Studienreise nach Paris und Italien nahm er 1842 in Frankfurt seinen Wohnsitz. Von seinen durch Großartigkeit und Gediegenheit der Be Hand: lung ausgezeichneten Landschaften sind hervorzuheben: der Gebirgssee (1834, Nationalgalerie in Berlin), die Geißalm (1839), die Linde bei Gerol stein in der Eifel, Mühle an der Ahr, das Städtchen Erpel am Rhein, Burg Elz an der Mosel (im Stadel: schen Museum in Frankfurt), Falkenstein im Taunus, der Königssee, die Wasserfälle von Tivoli, Theater von Taormina. Er starb 14. März 1878 in Frankfurt.
*Poffart, 2) Felix, Maler, geb. 7. März 1837 zu Berlin, widmete sich juristischen Studien, trat dann in den preußischen Staatsdienst und war bereits eine