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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Augenmaß; Augier; August; Augusta; Aurora-Depeschen; Auskunftswesen

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Augenmaß - Auskunftswesen.

Stellung der Kolben P und P_{1} verdeckt, so daß zur Maschine weder Wasser gelangen noch von ihr abfließen kann: die Maschine steht. Wurden dagegen die Kolben in die gezeichnete tiefste Lage gebracht, so steht das bei F angeschlossene Rohr 4 mit dem Zuleitungsrohr, das bei F_{1} angeschlossene Rohr C mit dem Ableitungsrohr in Verbindung, die Maschine rotiert in der Richtung der Pfeile. Werden endlich die Kolben in die höchste Stellung gebracht, so fließt das Druckwasser aus H durch F_{1} nach C, das verbrauchte Wasser von 4 durch F nach H_{1}. Eine solche Maschine von 100 mm Hub, 120 mm Kolbendurchmesser, 0,2 m Kolbengeschwindigkeit (60 Umdrehungen in der Minute) verbraucht bei 100 m Gefälle in der Sekunde 10 Lit. Wasser und ergibt dabei eine Nutzleistung von 7 Pferdekräften, was im Vergleich zu der aufgewendeten Arbeit (100.10)/75 = 1000/75 = 13,33 Pferdekräften einem Wirkungsgrad von etwas über 50 Proz. entspricht.

Unter dem Namen Treppenbahn (monte-escalier) ist von Amiot ein A. angegeben, welcher, längs des Geländers einer Treppe angebracht, zur Beförderung einzelner Personen dient. Eine Führung aus flachen Eisenschienen steigt, unterstützt durch geeignete Ständer oder Säulen, in einer Entfernung von einigen Zentimetern parallel mit dem Treppengeländer empor. Auf dieser Führung läuft ein kleiner Wagen mit einer horizontalen, über die Treppenstufen hinstreichenden Plattform, welche eine Person aufnehmen und im Nichtgebrauchsfalle in die senkrechte Lage aufgeklappt werden kann, so daß sie bei der Personenbeförderung auf der Treppe nur so viel Raum einnimmt wie eine die Treppe besteigende Person, im ungebrauchten Zustand aber die Treppe so gut wie gar nicht beengt. Die Bewegung des Wagens geschieht mittels einer Kette oder eines Seils von einem beliebigen kleinen Motor aus (z. B. einem Wassermotor oder einer elektrodynamischen Kraftmaschine). Der Vor- und Rückwärtsgang, bez. der Stillstand des Motors kann von der fahrenden Person nach Belieben durch die Handhabung eines kleinen Umstellhebels bewirkt werden. Für jedes Stockwerk ist ein isoliert funktionierender Wagen zur Verfügung, der immer nur von diesem Stockwerk zum nächst höhern und zurück führt, so daß eine Beförderung der Personen von Stock zu Stock stattfindet. Es kann also zu gleicher Zeit eine Person aufwärts und in einem andern Stock eine Person abwärts fahren.

Augenmaß. Zur Erklärung des Augenmaßes liegen zwei Theorien vor, die nativistische, welche eigentlich nichts erklärt, da sie mit der Behauptung einer angebornen Fähigkeit bloß den Thatbestand zurückverschiebt, und die empiristische, der zufolge unsre Größenschätzung auf Vergleichung der Intensitäten unsrer Augenmuskel-Bewegungsempfindungen beruht, die beim Durchmessen einer Distanz entstehen und mit den Lichtempfindungen verschmelzen. Diese Ansicht hat zuletzt Münsterberg vertreten, indem er experimentell zeigt, wie alles, was die Muskelbewegung erschwert, bez. erleichtert, die scheinbare Größe der durchmessenen Distanz vermehrt, bez. vermindert. Ob indessen die Muskelempfindung schlechthin als einzige Grundlage des Augenmaßes aufzufassen ist, erscheint noch zweifelhaft. Vgl. Münsterberg, Beiträge zur experimentellen Psychologie, Heft 2 (Freiburg 1889).

Augier, Emile, franz. Dichter. Vgl. P. de Saint-Victor, Le théâtre contemporain: Émile A. (Par. 1889); Parigot, Emile A. (das. 1890).

August, 1) der jüngere, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. Vgl. Koldewey, Die Schulgesetzgebung des Herzogs A. des jüngern von Braunschweig-Wolfenbüttel (Braunschw. 1887).

6) Kurfürst von Sachsen. Vgl. Ebeling, A. von Sachsen, eine Charakterstudie (Berl. 1886).

Augusta, deutsche Kaiserin und Königin von Preußen. Vgl. L. Morgenstern, Kaiserin A., Begründerin der vaterländischen Frauenvereine (Berl. 1890); O. Schrader, A., Herzogin zu Sachsen, die erste deutsche Kaiserin (Weimar 1890).

Aurora-Depeschen (aurora borealis, Nordlicht; daher auch Nordlichttelegramme) wurden im Herbste 1859 in Nordamerika Telegramme genannt, welche dadurch zu stande gekommen waren, daß man die um jene Zeit auftretenden mächtigen elektrischen Ströme kosmisch-tellurischen Ursprungs, welche in Richtung und Stärke sehr beständig waren, wie einen großen Ruhestrom (s. Telegraph, Bd. 15, S. 566) durch Unterbrechen der Leitungen zum Telegraphieren benutzte. Die Bezeichnung kam deshalb auf, weil gleichzeitig mit den in den Telegraphenlinien wahrgenommenen Störungen herrliche Nordlichtsäulen am Himmel erschienen, welche gewissermaßen die Lichtwirkungen des natürlichen elektrischen Systems bildeten, dessen Ströme die Telegraphenleitungen durchflossen.

Auskunftswesen. Auskunft ist die in der Regel auf Anfrage erteilte Berichterstattung über die finanziellen Verhältnisse eines Dritten, des »Angefragten«. Geschäftsfreundliche Auskunft, die vom Geschäftsfreunde, berufsmäßige, die von einem Auskunftsbüreau gegen Entgelt erteilte Auskunft.

Geschäftsfreundliche und berufsmäßige Auskunftserteilung. Die Bedeutung der geschäftsfreundlichen Auskunft wird in der neuern nationalökonomischen Litteratur viel zu sehr unterschätzt. So hält Gerlach »ihre Rolle für ausgespielt«. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so ungünstig, urteilt V. Eheberg, der ihre große Verbreitung der »übertriebenen Sparsamkeit« des Handelsstandes zuschreibt. Ein Vorzug der geschäftsfreundlichen vor der berufsmäßigen Auskunft besteht darin, daß die gestellte Anfrage rascher erledigt werden kann. Dem Kaufmann, welcher seinen Kunden gegenüber bei Warenlieferungen zumeist an bestimmte Fristen gebunden ist, liegt außerordentlich viel an einer prompten Auskunftserteilung. Der Geschäftsgang unsrer Auskunftsbüreaus, selbst der bestorganisierten, ist aber ein schleppender. Dieser Umstand macht sich namentlich dann für den Handeltreibenden schwer fühlbar, wenn er in größerer Entfernung von dem Hauptsitz des Auskunftsbüreaus etabliert ist. Zwar haben die bedeutendern Auskunftsbüreaus in den größern Städten Deutschlands Filialen, d. h. Zweigniederlassungen, welche der Leitung eines Vorstehers, der über das nötige Arbeitspersonal verfügt, unterstellt sind. Jedoch wäre einem Kaufmann, welcher in der Nähe einer solchen Filiale sein Geschäft hat, nicht anzuraten, sich nach dem Nachbarort um Auskunft zu wenden. Die Filialen berichten nämlich nur über Geschäftsleute am Platze, (also z. B. eine Münchener Filiale nur über Firmen in München), nicht über Kaufleute in der Provinz. Die Anfrage des Augsburger Hauses über einen Geschäftsmann in Kempten würde, wenn sie in München einliefe, von dem Leiter dieses Büreaus nach dem Hauptsitz in Berlin gesendet werden und erst von hier aus zur Erledigung kommen. Die straffe Zentralisation unsrer großen Auskunftsbüreaus hindert die schleunige Beantwortung der einlaufenden Anfragen und verteuert den Abonnenten