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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Dänemark

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Dänemark (Statistisches, Geschichte).

betrug für 1880-89: 2,89 Proz., in den übrigen Städten 2,54 Proz., in den Landdistrikten aber nur 0,38 Proz. Der natürliche Überschuß der Landbevölkerung geht teils nach dem Ausland (Amerika), teils und vornehmlich nach den Städten. Vor 50 Jahren machte die städtische Bevölkerung nur ein Fünftel, jetzt macht sie ein Drittel der ganzen Bevölkerung des Königreichs aus. Von der Bevölkerung waren 1890: 1,059,222 Personen männlichen, 1,112,983 weiblichen Geschlechts, also 1051 weibliche auf 1000 männliche. Im J. 1880 war das Verhältnis 1035, 1870: 1026 zu 1000. Dieser relative Rückgang der Männer ist auch durch die Auswanderung zu erklären, an welcher am meisten die Männer teilnahmen. Die Zahl der Gebornen (inkl. Totgeborne) betrug 1880-89 durchschnittlich jährlich 32,2 pro Mille der Bevölkerung (1870-79: 32,9 pro Mille), die Zahl der Gestorbenen (exkl. Totgeborne) 18,6 pro Mille (1870-79: 19,2 pro Mille). So ist die Geburtshäufigkeit im Steigen begriffen, während die Sterblichkeit abnimmt, woraus gleichfalls hervorgeht, daß der relative Rückgang des Zuwachses von der Auswanderungsziffer und nicht von den Geburts- und Sterblichkeitsverhältnissen herrührt.

Die Ermittelungen über die Berufsgattungen gelegentlich der Volkszählung von 1890 sind noch nicht bearbeitet, und vorläufig muß man sich also mit den längst bekannten Daten der Volkszählung von 1880 begnügen. Nur für Kopenhagen ist im Dezennium 1880-89 eine Industriestatistik (1882) und eine ausführliche Erwerbsstatistik (1885) erschienen, und einige Mitteilungen, das ganze Land umfassend, liegen in den Berichten der Fabrikinspektoren vor. Aus diesen letztern geht hervor, daß Ende Oktober 1889 in ganz D. die Zahl der Betriebe, welche Kinder und unerwachsene Personen beschäftigten, 753 betrug, von welchen 488 mechanische Triebkräfte anwendeten. Die Zahl der Arbeiter in diesen Betrieben war: 2027 Knaben und 382 Mädchen (im Alter von 10-14 Jahren), 2254 männliche und 548 weibliche Personen (im Alter von 14-18 Jahren), 16,358 erwachsene Männer und 5159 erwachsene Frauen.

Erwerbszweige. Zu Anfang des Jahres 1890 gab es in D. 240 Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von ca. 283½ Mill. Kronen, wogegen 1870 die Zahl der Gesellschaften nur 50 mit einem Kapital von 83½ Mill. Kr. betrug. In 20 Jahren ist also das Aktienkapital um 200 Mill. Kr. gestiegen, die sich auf ca. 200 Gesellschaften verteilten. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs des Kapitals machte in der ersten Hälfte der 70er Jahre 27½ Mill. Kr. aus, in der zweiten Hälfte 3½ Mill., in der ersten Hälfte der 80er Jahre 11½ Mill., in der zweiten 6½ Mill. Kr.; diese Zahlen illustrieren hinreichend die Geschäfts- und Geldverhältnisse in D. wie in der übrigen Welt in den erwähnten Perioden.

Den Haupterwerb Dänemarks bildet wie bekannt die Landwirtschaft, deren wesentlichste Exportprodukte Butter und Speck sind. Während Getreide jetzt häufiger ein- als ausgeführt wird, werden andre Zweige der Landwirtschaft neuerdings intensiver betrieben. Bei der am 16. Juli 1888 vorgenommenen Viehzählung ermittelte man im Königreich (ohne die Färöer) 375,533 Pferde, 186 Esel, 1,459,527 Stück Rindvieh, 1,225,196 Schafe, 13,405 Ziegen u. 770,785 Schweine. Rindvieh und Schafe überwiegen in Jütland, die andern Tiergattungen auf den dänischen Inseln. Im Verhältnis zur Bodenfläche waren die meisten Pferde und Rinder in Fünen (mit Langeland), die meisten Schweine in Seeland vorhanden. Außerdem zählte man 4,6 Mill. Hühner, 643,862 Enten, 213,530 Gänse und 125,771 Bienenstöcke. In den Jahren vor 1880 wurden jährlich 9 Mill. kg Butter ausgeführt, im J. 1889 mehr als das Dreifache (ca. 30 Mill. kg). Die Ausfuhr von lebendigen Schweinen hat wegen der vielen Hemmnisse, welche die Krankheiten der Tiere verursachten, abgenommen, so daß 1889 nur 25,000 Schweine ausgeführt wurden, zur selben Zeit aber nicht weniger als 35 Mill. kg Speck. Unter der ländlichen Bevölkerung haben sich Produktionsvereine gebildet zu dem Zwecke, Butter und Speck durch eine gemeinschaftliche Verwaltung nach dem Ausland verkaufen zu lassen und so den Zwischenhandel zu umgehen. Charakteristisch für die jetzige Landwirtschaft ist auch die Vermehrung der Gartenprodukte, des Geflügels etc. In letzterer Hinsicht ist erwähnenswert, daß jetzt über 100 Mill. Stück Eier jährlich im Werte von 4-5 Mill. Kr. ausgeführt werden, während die jährliche Ausfuhr vor 25 Jahren nur 1 Mill. Stück betrug. Die gesamte Wareneinfuhr betrug im Jahrfünft 1885-1889 durchschnittlich jährlich 2495 Mill. kg im Werte von 258 Mill. Kr., die gesamte Ausfuhr 551 Mill. kg im Werte von 178 Mill. Kr. Die Handelsflotte Dänemarks zählte 1. Jan. 1890: 2938 Segelschiffe von 177,438 Registert. und 305 Dampfschiffe von 103,577 Registert. und 25,253 Pferdekräften.

Nach der Abrechnung für das Finanzjahr 1888/89 betrugen die Staatseinnahmen 55,880,420 Kr., die Ausgaben 60,162,412 Kr., darunter 26 Mill. Kr. für Heeres- und Marinezwecke. Die Staatsschuld betrug 1. April 1889: 190⅓ Mill. Kr.

[Geschichte.] Dem neuen Folkething legte das Ministerium unverdrossen immer neue Gesetzentwürfe vor, ohne Aussicht auf ihre Annahme zu haben. Die Regierungsvorlage betreffs einer Geldbewilligung für die Seebefestigung Kopenhagens wurde 9. Febr. 1890 zwar gegen die Stimmen der Radikalen und Sozialisten an einen Ausschuß verwiesen, an die Bewilligung war aber nicht zu denken. Im übrigen war bei der Beratung des Budgets die Linke freigebiger als sonst, verschleppte aber den Abschluß derselben absichtlich bis zum Ende des Rechnungsjahrs, um dem Landsthing nicht die Zeit zu lassen, das Budget zu beraten. Auf Antrag der Rechten nahm daher das Landsthing, dem das Budget erst 30. März zuging, 31. März die Resolution an, den Regierungsvorlagen nebst den spätern, von der Regierung beantragten Forderungen, darunter derjenigen über die Seebefestigung Kopenhagens, beizutreten, da die langwierigen Verhandlungen des Folkethings über das Budget es dem Landsthing unmöglich gemacht hätten, die Einzelheiten des Budgets zu erörtern. Daraus wurde die Tagung der Kammern 1. April geschlossen, nachdem die Linke gegen den Beschluß des Landsthings noch Verwahrung eingelegt hatte, und gleichzeitig durch königlichen Erlaß ein provisorisches Finanzgesetz, das sechste, verkündet. Die Vorlagen über die Sundbahn von Klampenborg bis Helsingör und die Anlegung eines Freihafens in Kopenhagen gelangten nicht zum Abschluß, ebensowenig die von der Geschäftswelt mit Beifall begrüßten Zoll- und Verbrauchssteuergesetze, die mit den sozialen Gesetzen der Kranken- u. Unfallversicherung zusammenhingen, weil sie die Mittel zu deren Durchführung beschaffen sollten. Trotz des Wahlsiegs der Linken stieg die Unzufriedenheit über deren »Verdorrungspolitik«. Die Regierung fuhr in der Ausführung der Festungsanlagen unbeirrt fort und bewilligte für das laufende Etatsjahr 3½ Mill. Kronen für die Seebefestigung