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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Deutschland

191

Deutschland (Statistisches).

Städte Einw. Zun. Proz. Städte Einw. Zun. Proz.

Wesel 20736 0,2 Graudenz 20393 17,6

Ratibor 20729 6,1 Kannstatt 20267 12,3

Lüneburg 20681 6,9 Minden 20208 8,6

Gießen 20611 8,4 Brieg 20154 6,6

Wandsbeck 20586 15,9 Greiz 20144 16,5

Glogau 20494 2,3

Die Zahl der deutschen Auswanderer zur See betrug 1889: 90,332 Personen; davon wählten 48,972 den Weg über Bremen, 22,963 über Hamburg, 16,231 über belgische, holländische oder französische Häfen. Die große Mehrzahl der Auswanderer (84,497) wandte sich nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika, 2412 nach Brasilien. Verhältnismäßig am stärksten war die Auswanderung (wie in beiden Vorjahren) in Westpreußen (694 auf 100,000 Einw.), Posen u. Pommern, am geringsten in Anhalt, Sachsen-Altenburg, Schlesien und der Provinz Sachsen. Die Gesamtzahl der überseeischen Auswanderer (Deutscher und Fremder) über deutsche Häfen betrug 1889: 180,909 Personen, so daß auf 100 deutsche 144 ausländische Auswanderer kamen. Über Bremen wurden 104,065, über Hamburg 74,248 Personen befördert.

Landwirtschaft. Im J. 1889 lieferte die Ernte einen geringern Ertrag, als der Durchschnitt des Jahrzehnts 1879-88 betrug. Der Anbau der wichtigsten Feldfrüchte hatte folgende Ausdehnung:

Erntefläche Erntemenge

Roggen 5801889 Hektar 5363426 Ton.

Weizen 1956441 2372413

Spelz 366110 299918

Gerste 1685000 1938419

Hafer 3886627 4197124

Hülsenfrüchte 852463 671241

Kartoffeln 2917720 26603965

Runkelrüben (Futter) 396779 7387722

Wiesenheu 5909337 18423230

Die mit Tabak bepflanzte Bodenfläche war im Erntejahr 1889/90 um 633 Hektar geringer als im Vorjahr, lieferte aber einen um 12,641 Ton. höhern Ertrag an getrockneten Tabaksblättern; es wurden nämlich auf 17,400 Hektar 39,000 T. Blätter im Werte von 31,956,800 Mk. geerntet. 1890 ist die Größe der mit Tabak bepflanzten Ländereien auf 20,195 Hektar gestiegen. Auch die Zuckerindustrie hat einen erheblichen Aufschwung genommen; es wurden im Betriebsjahr 1889/90: 9,8 Mill. T. Rüben (fast 2 Mill. T. mehr als im Vorjahr) verarbeitet und 1,205,310 T. Rohzucker und 679,199 T. raffinierter und Konsumzucker hergestellt. Die Weinernte blieb hinter dem zehnjährigen Durchschnitt erheblich zurück; es wurden auf 120,935 Hektar 2,021,569 hl Wein (288,827 hl weniger als im Vorjahr) geerntet.

Industrie. Im J. 1889 waren in 2189 Bergwerken (darunter 285 Nebenbetriebe) 364,932 Personen beschäftigt und förderten 96,243,433 Ton. Bergwerksprodukte im Werte von 548,9 Mill. Mk. Gegen das Vorjahr hat sich die Produktion um 3,6 Mill. T., der Wert der Produkte aber um 60,6 Mill. Mk. gesteigert. Im einzelnen betrug die Produktion:

1888 1889

Steinkohlen 65386120 Ton. 67342171 Ton.

Braunkohlen 16573963 - 17631059

Eisenerze (inkl. Luxemburg) 10664307 - 11002187

Kupfererze 530956 - 573290

Zinkerze 667761 - 708829

Bleierze 161777 - 169569

Silber- und Golderze 20389 - 22264

Steinsalz 414557 - 544591

Kalisalze 1235335 - 1185749

Dem Wert nach wurden die geförderten Steinkohlen 1889 auf 385 Mill. Mk. (1888: 341 Mill.), Braunkohlen 44,3 Mill. (40,9 Mill.), Eisenerze 46,5 Mill. (39,9 Mill.), Kupfererze 18,2 Mill. (17,5 Mill.), Zinkerze 17,7 Mill. (13,7 Mill.), Bleierze 17,7 Mill. (16,7 Mill.), Silber- und Golderze 4 Mill. (4 Mill.), Steinsalz 2,2 Mill. (1,8 Mill.), Kalisalze 15,1 Mill. (14,9 Mill.) geschätzt. Von Salzen aus wässeriger Lösung wurden 1889 gewonnen: 814,464 T. im Werte von 39,7 Mill. Mk., darunter 492,522 T. Kochsalz. Die Produktion der Hütten ergab 1889 in Deutschland und Luxemburg:

Menge Wert

Roheisen 3962823 Ton. 195890232 Mk.

Kupfer 24597 - 28108643

Zink 135974 - 49334620

Blei 100600 - 25490125

Schwefelsäure 431258 - 14191631

Nickel und Wismut 781 - 4706521

Silber 403037 kg 50812728

Gold 1958 - 5465508

Die chemische Industrie hat wie schon seit einigen Jahren auch im J. 1889 eine Steigerung der Produktion erfahren; die Zahl der Betriebe stieg auf 4809, in denen 90,585 Arbeiter Beschäftigung fanden. Die Einfuhr von Rohstoffen zur Erzeugung von Chemikalien ist um 147,000 Ton. gegen das Vorjahr gestiegen, während die Ausfuhr davon sich um 29,000 Ton. verminderte. Die in der chemischen Industrie bestehenden 85 Aktiengesellschaften mit einem eingezahlten Kapital von 188 Mill. Mk. verteilten im Durchschnitt 10½ Proz. Dividende, 24 davon gar keine und 7 mehr als 15 Proz.

Der Anschluß von Hamburg und Bremen an die Branntweinsteuergemeinschaft des Deutschen Reiches (Oktober 1888) ist, wie bei der geringen Zahl der dortigen Brennereien vorauszusehen war, ohne Einfluß auf die deutsche Branntweinproduktion geblieben. Im Betriebsjahr 1888/89 waren von 90,313 vorhandenen Brennereien 65,652 in Betrieb (17,237 mehr als im Vorjahr); die Produktion an reinem Alkohol betrug 2,727,061 hl, wofür nach Abzug der Rückvergütung 139 1/7 Mill. Mk. an Steuern gezahlt wurden (22⅔ Mill. Mk. mehr als im Vorjahr). An reinem Alkohol wurden gegen Entrichtung der Verbrauchsabgabe 2,179,000 hl (im Vorjahr 1,684,000 hl) in den freien Verkehr gesetzt, dagegen abgabenfrei zu gewerblichen Zwecken verwandt 431,300 hl (im Vorjahr 387,600 hl).

Das Eisenbahnnetz hat 1890 eine Länge von 42,022 km erreicht, wovon 36,967 km auf Staatsbahnen entfallen. Die Zahl der Postanstalten betrug 1889: 23,410, darunter 21,212 im Reichspostgebiet; 13 deutsche Postagenturen befanden sich in den Schutzgebieten. Telegraphenanstalten gab es in D. 12,431, davon 10,607 im Reichstelegraphengebiet; die Länge der Linien betrug 98,391, resp. 86,212 km. Das im Post- und Telegraphenverkehr beschäftigte Personal betrug 120,629 Personen, davon 107,823 im Reichspostgebiet. Befördert wurden in D. 1338 Mill. Briefe und Postkarten (im Reichspostgebiet 1176 Mill.), 389 Mill. Drucksachen und Warenproben (350 Mill.), 77 Mill. Postanweisungen und 9 Mill. Geldbriefe (67, resp. 7,8 Mill.); der Gesamtwert der Geldsendungen betrug 22,241 Mill. Mk. (19,924 Mill.), das Gewicht der beförderten Pakete 4½ Mill. Doppelzentner. 1889 besaßen 214 Orte Fernsprecheinrichtung; die Länge der Linien betrug 8179 km, die der Leitungen 71,985 km, die Zahl der Teilnehmer an der Benutzung 42,824. Verbindungsanlagen zwischen verschiedenen Städten gab es 205. Vgl. auch die Einzelartikel: »Eisenbahn«, »Post« etc.