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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Erz- und Kohlenlagerstätten

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Erz- und Kohlenlagerstätten (in Deutschland).

eine kleine Kohlenablagerung mit 7 bauwürdigen Flözen von zusammen 5 m Kohle und unter ähnlichen Verhältnissen am Piesberg bei Osnabrück eine solche mit 3 Flözen und 2,74 m anthracitischer Kohle abgebaut. Die kleine Kohlenmulde von Löbejün-Wettin bei Halle a. S. ist, soweit sie bekannt war, abgebaut. Unbedeutend sind die dem Rotliegenden angehörigen Vorkommen nördlich und südlich des Harzes (Meisdorf und Ilfeld), ferner im Thüringer Wald (Ruhla, Manebach, Crock), in Oberfranken (Stockheim) und der Oberpfalz (Erbendorf). Auch die am Teutoburger Wald, Wesergebirge, Deister, Süntel und Osterwald zum Teil gegenwärtig noch im Gange befindliche Gewinnung einer der Wealdenformation angehörenden jüngern Steinkohle ist nur von örtlichem Interesse. Bedeutender sind die wiederum (wie auch die sub a-c genannten) der Steinkohlenformation angehörenden Becken des Königreichs Sachsen. Hier ist es neben dem kleinen Becken von Hainichen-Ebersdorf (nicht mehr in Gewinnung) und dem Plauenschen Grunde bei Dresden vor allem d) das Becken von Zwickau-Lugau, welches 9 bauwürdige Flöze von zum Teil sehr bedeutender Mächtigkeit umschließt. Gegen O. fortschreitend erreichen wir e) das niederschlesische oder Waldenburger Becken mit 16 bauwürdigen Flözen (zusammen 28,7 m Kohle), deren Südflügel nach Böhmen hineinreichen. Gegenwärtig bereits von hervorragender wirtschaftlicher Bedeutung und in der Zukunft noch einer außerordentlichen Entwickelung fähig ist das große gegen O. nach Rußland, gegen S. und SW. nach Österreich übergreifende f) oberschlesische Becken. Seine bedeutendste Entwickelung findet dasselbe in den Kreisen Kattowitz, Beuthen und Zabrze. Nur in verhältnismäßig kleinen Flächen zu Tage tretend, auf weite Erstreckung aber von Kreide, Tertiär und Diluvium bedeckt, erstreckt sich das bergmännisch aufgeschlossene Feld bereits über 650 qkm mit 104 bauwürdigen Flözen von 155 m Kohle.

In den vorerwähnten Gebieten bilden die Steinkohlen mehr oder minder reine Lagen (Flöze) zwischen Schieferthonen, Sandsteinen und Konglomeraten. Die Kohle der Flöze stellt eine Zusammenhäufung pflanzlicher, mehr oder minder chemisch und physikalisch veränderter Substanz dar. Über die ursprüngliche Natur und Beschaffenheit derselben geben zum Teil die in der Nachbarschaft der Flöze im Gestein eingebetteten vereinzelten Pflanzenreste, zum Teil auch vereinzelte Partien der Kohlenmasse selbst Aufschluß. Diese letztere läßt nämlich öfters nach geeigneter Behandlung unter dem Mikroskop noch pflanzliche Gewebsteile und Zellen zwischen dem feinsten, aus der Vermoderung hervorgegangenen Kohlenmulm erkennen. Dabei hat sich herausgestellt, daß die gegenwärtigen physikalischen, chemischen und pyrotechnischen Eigenschaften der Kohle in erster Linie abhängig sind von dem Vorwalten dieser oder jener Pflanzengattung (Kalamiten, Sigillarien etc.) oder bestimmter Teile der Pflanzen (Rinde, Holzkörper, Samen) in der ursprünglichen Pflanzenzusammenhäufung. Man hat guten Grund, sich die Bildung der Steinkohlen im ganzen als einen der Entstehung des Torfes und der Braunkohlen analogen Vorgang zu denken, jedoch nicht so, daß im Laufe der Zeit nun aus Torf in jedem Falle Braunkohle, dann Steinkohle und endlich gar Graphit entstände; es ist das Endergebnis der Entwickelung zu Braun- oder Steinkohle weit mehr von dem verwendeten Material und den besondern physikalischen Bedingungen als lediglich von der Zeitdauer des Bildungsprozesses abhängig. Die Steinkohlen erlangten zum Teil sicher ihre gegenwärtige Beschaffenheit sehr bald nach ihrer Ablagerung, wie die Steinkohlenbruchstücke zerstörter Flöze, welche in Schichten der Steinkohlenformation und des Rotliegenden eingeschlossen sind, beweisen. Die große Masse der Steinkohlenflöze besteht aus Pflanzenmaterial, welches nicht an Ort und Stelle der gegenwärtigen Ablagerung gewachsen, sondern in lagunenartigen flachen Becken mit schwach bewegtem Wasser zusammengeflößt ist. An den Rändern dieser Becken wuchsen in schlammigen, von Wasserrinnen durchzogenen Wäldern die Bäume und Gewächse, welche das Material zur Kohlenbildung lieferten. Zeitweilige und in einzelnen Territorien wiederholte Niveauschwankungen ermöglichten Einbrüche des benachbarten Meeres und begruben die Reste mariner Faunen zwischen den aus Landpflanzen gebildeten Kohlenflözen.

Braunkohlen. Die im folgenden aufgeführten Lager gehören sämtlich der Tertiärformation an. Im oberrheinischen Tertiärbecken sind kleine Ablagerungen bei Buchsweiler, ferner in der Bayrischen Pfalz (bei Dürkheim etc.), dann bei Ober-Ingelheim und Hallgarten bekannt. Auch im Neuwieder Becken ist die Braunkohlenführung gering; dagegen sind in der niederrheinischen Bucht bei Herzogenrath, dann zwischen Aachen-Jülich und Düren, weiter bei Rott, Uthweiler, auf der Hardt, endlich bei Bergisch-Gladbach, Deutz und Grevenbroich auf große Strecken Braunkohlenflöze von allerdings nur geringer Mächtigkeit verbreitet. Gegen O. schließen sich die vielfach ergiebigen Becken des Westerwaldes, der Wetterau und des Vogelsbergs an und leiten über zu den zwar ausgedehnten, aber ärmlichen Lagern der Rhön. Reicher sind die niederhessischen Tertiärablagerungen mit ihren Ausläufern zum Knüll, Reinhardswald und in das Werragebiet. Der Meißner, der Hirschberg, Stellberg, Kaufunger Wald und Habichtswald bei Kassel beherbergen einige mächtige, stellenweise durch Basaltkontakt veredelte Braunkohlenflöze, die zum Teil bereits über 100 Jahre in lohnender Ausbeute stehen. Alle vorgenannten Becken werden jedoch weit übertroffen von den zahlreichen und wertvollen oligocänen Braunkohlenlagern der Provinz Sachsen und deren Umgegend. Auflagernd auf Trias und Bechstein beginnen die Ablagerungen südlich vom Kyffhäuser (Frankenhausen-Artern), gewinnen dann über Riestädt, Bornstädt Anschluß an die bedeutende Oberröblinger Mulde und das ausgedehnte und reiche, teils auf Trias, teils auf Rotliegendem lagernde, von der Saale durchschnittene unteroligocäne Braunkohlengebiet von Halle a. S., an welches sich mit mehrfacher Unterbrechung gegen SO. die reichen Becken von Weißenfels, Teuchern, Zeitz, Meuselwitz bis Altenburg anschließen. Hier ist neben der Mächtigkeit der Kohle die vortreffliche Beschaffenheit (Schwelkohle, Pyropissit) Veranlassung zu einer großartigen Paraffin- und Mineralölindustrie geworden. Von Halle gegen NO. reichen die Ablagerungen, in einzelne kleine Becken getrennt, über Bitterfeld bis zum Fläming, während gegen NW. die kleine, aber an mächtigen Flözen reiche Mulde von Aschersleben und die langgestreckte Staßfurt-Egeln-Helmstädter Mulde zu erwähnen sind. Die Braunkohlen der Mark sind jüngern, nämlich miocänen Alters. Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt um Frankfurt a. O. und erstreckt sich einerseits nach Freienwalde, anderseits nach Landsberg a. W., Schwiebus und Grünberg. Ein südlicherer Zug von Dobrilugk-Senftenberg-Spremberg-Muskau-Sorau reicht in die Lau-^[folgende Seite]