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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Italienische Litteratur

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Italienische Litteratur (Litteratur- und Kunstgeschichte).

Giovanni Mesticas Chrestomathie (»Manuele della letteratura italiana nel secolo XIX«, 1883-87) ein wertvolles Mittel zur Einführung in die i. L. der neuesten Zeit. Für die älteste Zeit soll Ernesto Monacis »Crestomazia italiana dei primi secoli« (1. Lief. 1889) dasselbe bieten. Ein populäres, aber doch gründliches Werkchen über die sagenhaften Liebeshöfe schrieb Pio Rajna (1890). Sehr viel Anregendes und Belehrendes enthält die Sammlung der litteraturgeschichtlichen Einleitungen Carduccis zu den bei Barbéra erschienenen Miniaturausgaben italienischer Dichter (»Il libro delle prefazioni«, 1888).

Zur Geschichte des italienischen Theaters lieferten wertvolle Beiträge: Francesco Torraca (»Il teatro italiano dei secoli XIII, XIV e XV«, 1885) und Alessandro Ademollo (»Una famiglia di comici italiani«, 1885, und »I teatri di Roma nel secolo XVIII«, 1888). Viel geringern Wert hat L. Stoppatos »La commedia popolare in Italia« (1887). Leone Fortis veröffentlichte »Note e ricordi« über den 1889 verstorbenen Dramatiker Paul Ferrari.

Zur Geschichte der einzelnen Dichter und ihrer Werke übergehend, können wir von der überaus reichen Dante-Litteratur hier nur als das Bedeutendste erwähnen: Tommaso Casinis Kommentar zur »Göttlichen Komödie« (1888), Giov. Franciosis Ausgabe von Castelvetros bisher ungedrucktem Kommentar zur »Hölle« (1886), Alessandro D'Anconas Monographie »Beatrice« (1889), G. del Noces »Ugolino« (1889), L. Rossi-Casès Schrift über den Kommentator Benvenuto von Imola (1889), Michele Barbis »Geschichte des Dante-Studiums und der Kommentare« (»Della fortuna di Dante«, 1890) und G. Locellas in deutscher Sprache geschriebene »Zur deutschen Dante-Litteratur« (1889). Voll Geist, wie die meisten Arbeiten Carduccis, ist auch seine kleine Schrift »L'opera di Dante« (1888), die aber auch scharfen Tadel gefunden hat. Eine sehr nützliche und gründliche Arbeit versprach G. Polettos Dante-Wörterbuch zu werden, von dem aber nur die ersten zwei Bände (1885-86) erschienen sind. Endlich ist auch G. Scartazzinis Dante-Werk mit dem vierten Bande zum Abschluß gelangt. G. M. Cornoldis Dante-Kommentar soll nur erwähnt werden, weil der Verfasser Jesuit ist.

Lesenswerte und gründliche Arbeiten lieferten: Gianantonio Mandalari über Fra Barlaamo, den Lehrer Petrarcas im Griechischen (1888), und N. F. Tartaglia über des letztern Freund Barbato di Sulmona (1889). Von Dantes Freund Guido Cavalcanti gab Pietro Ercole die Werke mit litterarhistorischen Erläuterungen heraus (1885), Giuseppe Kirner schrieb eine gute Monographie über die historischen Werke Petrarcas (1889); eine treffliche, auf gründlichen Studien beruhende Arbeit über Boccaccio lieferte Vincenzio Crescini (»Contributo agli studi sul Boccaccio«, 1887); E. Nunziante gab unedierte Briefe Sannazaros (1887), C. Ferrero und G. Müller Briefe der Vittoria Colonna (1889), Gius. Mazzatinti die Alfieris (1890) heraus. Camillo Antona Traversi gab allein unedierte oder wenig gekannte Briefe Metastasios (1886) und im Verein mit Dom. Bianchini die von Alfieris Freundin, der Gräfin Albany, an Foscolo (1887) heraus. Zur Biographie Ugo Foscolos, zur Beurteilung und Textkritik seiner Werke lieferten wertvolle Beiträge C. Antona Traversi, A. Avoli, G. Chiarini, G. A. Martinetti, Antonio Ugoletti u. a.; eine Biographie Foscolos schrieb Gilbert de Winckels (1885). Von den unedierten und seltenen Werken Manzonis erschienen in den Jahren 1885-89 weitere drei Bände; manches Neue und Interessante über denselben enthalten die von seinem Stiefsohn Stephan Stampa herausgegebenen »Appunti e memorie« (1885 u. 1889, 2 Bde.). Eine recht brauchbare biographisch-kritische Arbeit über Manzoni lieferte Torello del Carlo (1886). Luigi Morandi haben wir die erste vollständige Ausgabe der köstlichen Sonette des römischen Satirikers G. G. Belli zu verdanken.

Noch reichlicher als die Litteratur über die bis jetzt Genannten war die über Leopardi, wobei aber auch viel Überflüssiges publiziert wurde. Als das Bedeutendste ist zu nennen A. Avolis mit einem sehr wertvollen Anhang publizierte Ausgabe von Monaldos, des Vaters des Dichters, Autobiographie (1883), E. Costas Ausgabe der Briefe Paolina Leopardis (1887) und von den zahlreichen Arbeiten Antona Traversis nur »I genitori di Giacomo Leopardi« (1887). Erwähnt sei noch D. Ciampolis, den Manen Hamerlings gewidmetes »La natura nelle opere di G. Leopardi« (1889). Leone Vicchi setzte seine fleißigen Studien über Monti fort, als deren wertvolles Resultat 1887 der vierte Band seiner »Saggi di un libro intorno V. Monti« erschien. Geistreiche, von gründlichen Studien zeugende Essays über Monti hat B. Zumbini geschrieben, dem wir auch eine schöne Studie über G. B. Vicos kritische Prinzipien zu verdanken haben. M. Passanisi gab eine recht gute, wenn auch in etwas manieriertem Stile geschriebene Biographie des Freiheitsdichters G. Berchet (1888). Brauchbare Arbeiten sind auch Antonio Malmignatis Biographie Gasparo Gozzis (1890) und O. Giuntinis »Giuseppe Giusti e 50 anni di storia« (1890). Dagegen haben die so lange mit Ungeduld erwarteten, endlich von Ferdinando Martini herausgegebenen Memoiren Giustis (1890) den großen Erwartungen nicht entsprochen, obwohl sie immerhin als Autobiographie eines großen Dichters von hohem Interesse sind und ihr Wert durch die Einleitung des Herausgebers vermehrt wird. M. Menghinis »La vita e le opere di G. B. Marino« (1888) enthält sehr viel nicht zur Sache Gehöriges, während die eigentliche Lebensgeschichte des Dichters vieles zu wünschen übrigläßt. Doch ist das Buch, weil eine sonst vernachlässigte Litteraturperiode behandelnd, immerhin nützlich und nicht ohne Wert. Eine der bedeutendsten und reichhaltigsten Publikationen zur Volkskunde kam 1889 mit dem vierten Bande der »Usi costumi credenze e pregiudici del popolo siciliano« von Giuseppe Pitré (s. d.) zum Abschluß, welcher zugleich den 18. Band seines Gesamtwerks über Sizilien bildet. Pitrés Leistungen an Umfang und Bedeutung weit nachstehend, aber immerhin wertvoll ist des Grafen Konstantin Nigra Werk: »I canti popolari del Piemonte« (1888).

Als geistreiche journalistische Kritiker zeichneten sich aus: Ernesto Mast, F. D'Arcais (gest. 1890), Francesco Torraca und Ferd. Martini.

Auf dem Gebiet der Kunstgeschichte waren die Italiener nicht so fruchtbar, wie es nach den Traditionen ihres Landes zu erwarten wäre. Es können als wertvolle Leistungen nur genannt werden: Paolo Trombettas »Donatello« (1887), Pietro Caliaris »Paul Veronese« (1888), Eugenio Checchis »Giuseppe Verdi« (1887), Leopold Mastriglis »Giorgio Bizet« (1888) und eine kleine Schrift P. G. Molmentis: »Le origini della pittura veneta« (1890). Über die lebenden italienischen Künstler verspricht A. de Gubernatis' im Erscheinen begriffenes »Dizionario degli artisti italiani viventi« gute Auskunft zu geben.