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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kasos - Keller.

mit Vorrichtungen zum Waschen, rechts und links je ein Mannschaftszimmer, 20 m lang und 6,8 m breit, an beiden Enden des Pavillons je 2 Zimmer für Unteroffiziere mit eignen Eingängen an der Giebelseite von 3,66 und 2,60 m. Die Mannschaftszimmer haben 8 große Fenster, dazu noch Giebelrosetten und Dachklappen. Über ein Artillerieregiment, welches 1874-75 in einer K. alten Stiles, seit 1875 in einer Tolletschen K. untergebracht ist, liegen folgende Angaben vor:

1874-75 1875-76 1876-77

ins Spital abgegeben 32,45 Proz. 16,54 Proz. 7,65 Proz.

in die Krankenstube 45,63 - 33,50 - 18,49 -

im Zimmer behandelt 189,80 - 98,66 - 72,07 -

Es unterliegt keinem Zweifel, daß dem Tolletschen System die Zukunft gehört. Einstweilen benutzt man noch Übergänge; im speziellen sind in Deutschland durch den Kasernierungsplan des Reichsheeres von 1885 (vgl. Garnisonsgebäudeordnung vom 19. Dez. 1889) sehr wichtige und weitgehende Konzessionen an das Dezentralisationssystem gemacht worden: kleinere, höchstens dreigeschossige Wohngebäude für 1-2 Kompanien, außerdem je ein Ökonomiegebäude mit Küche, Speiselokal, Bädern, Waschküche etc., ferner ein Montierungsgebäude, ein Wachtgebäude, ein Wohngebäude für Verheiratete, unter Umständen ein Gebäude für Handwerker und die Offizierspeiseanstalt. Die Einrichtung besonderer Wohn- und Schlafräume ist gestattet, bedarf aber der jedesmaligen Genehmigung des Kriegsministeriums. Jede Kompanie erhält einen besondern Raum zum Putzen, Reinigen der Kleidung etc. Auch sind Revierkrankenstuben mit 20 cbm Luftraum für den Kopf vorgesehen. Für Wasserversorgung, Entwässerung etc. wird die Berücksichtigung hygienischer Anforderungen stets in erster Linie betont.

Kasos, türk. Insel östlich von Kreta, ist jüngst von G. Bukowski geologisch untersucht worden. Sie besteht fast ganz aus Kreidekalk und trägt, da Bäume gänzlich fehlen, einen rauhen karstartigen Charakter. Im NW. findet sich eocäner Flysch und an zwei Stellen marines Miocän, das guten Boden gibt, und auf welches sich der Ackerbau beschränkt.

Kastenwesen, s. Ostindien.

Kaszewski, Kasimir, poln. Ästhetiker, geb. 1825 zu Warschau, studierte daselbst, wurde 1862 Sekretär der dortigen Universität, an welcher er Psychologie und Logik vortrug, und lebt seit der Russifizierung der Universität (1869) als Schriftsteller in Warschau. Er lieferte klassische Übersetzungen der Tragödien von Sophokles und Äschylos sowie von Meisterwerken der deutschen und französischen Litteratur. Unter seinen zahlreichen Monographien sind hervorzuheben die über den Positivismus, das griechische Theater, das Lustspiel, über Voltaire, Camoens, die Volksromane Kraszewskis, über Ästhetik, über die Seele. Sein Hauptwerk ist eine »Geschichte der griechischen Litteratur« (Warschau 1880).

Kaufmännische Vereine, s. Vortragsvereine.

Kaulbars, 1) Nikolai, Baron von, russ. General, wurde im Dezember 1889 zum Generalstabschef des 6. Armeekorps in Warschau ernannt.

Kehlhobel, s. Holzbearbeitung, S. 431.

Kehlkopf (Krankheiten). Die bösartigen Geschwülste des Kehlkopfes, die Kehlkopfkrebse, haben seit der Erkrankung des Kaisers Friedrich an diesem Leiden das Interesse der Ärzte und Laien besonders in Anspruch genommen, und es kam in jenen Monaten eine 1875 von einem englischen Kehlkopfspezialisten, Lennox Browne, aufgestellte Behauptung von neuem zu lebhafter Diskussion. Nach diesem Autor sollten nämlich alle Operationen, welche im K. von der Mundhöhle aus bei gutartigen Geschwülsten (z. B. Polypen) gemacht würden, in hohem Grade gefährlich seien, weil infolge derselben sehr häufig die vorher gutartige Geschwulst bösartig, d. h. krebsartig würde. Hatte auch diese Behauptung unter den Kehlkopfärzten wenig Zustimmung gefunden, so war die Prüfung ihrer Richtigkeit doch um so mehr erwünscht, als in jener Zeit schon die Tagespresse sich der Angelegenheit bemächtigt hatte. Eine von dem englischen Kehlkopfarzt Semon aus diesem Grunde ins Leben gerufene große internationale Sammelforschung, bei welcher 107 Kehlkopfärzte aller Kulturländer ihre den Gegenstand betreffenden Beobachtungen (10,747 Fälle) einsandten, hat nun ergeben, daß es zwar im K., wie dies von andern Organen längst bekannt ist, vorkommen kann, daß anfänglich gutartige Geschwülste auch ohne vorangegangene Operationen später bösartig werden, daß dieses Ereignis aber, wenn es bei Operierten eintritt, nicht als Folge der Operationen im K. betrachtet werden kann, denn es kam das Ereignis des Überganges gutartiger Geschwülste in bösartige bei 249 Operieren nur einmal vor, selbst wenn solche Fälle mitgezählt werden, bei welchen es zweifelhaft geblieben war, ob die Geschwülste nicht doch von Anfang an schon bösartig gewesen waren. Rechnet man nur die ganz zweifellosen Fälle, so kam nur ein Fall von Bösartigwerden der Geschwulst auf 1645 Operierte. Es ist sonach als endgültig erwiesen zu betrachten, daß 1) das Bösartigwerden gutartiger Kehlkopfgeschwülste eine äußerst seltene Erscheinung ist, und daß 2) wenn dieses Ereignis eintritt, sein Auftreten nicht Folge einer Operation im K. ist.

Keiter, Heinrich, Schriftsteller, geb. 17. Juni 1853 zu Paderborn, widmete sich 1869 dem Buchhandel, betrieb aber dabei wissenschaftliche Studien, war 1884-88 Redakteur des »Westfälischen Merkur« zu Münster und übernahm 1888 die Redaktion der katholischen Unterhaltungszeitschrift »Deutscher Hausschatz« in Regensburg. In seinen litterarhistorischen und kritischen Schriften suchte K. hauptsächlich für größere Anerkennung der katholischen deutschen Dichter und Schriftsteller zu wirken, entging dabei natürlich der Einseitigkeit nicht. Er veröffentlichte: »Versuch einer Theorie des Romans« (Paderb. 1876); »Katholische Erzähler der Neuzeit« (das. 1880, 2. Aufl. 1890); »Lichtstrahlen aus den Werken der Gräfin Hahn-Hahn« (Mainz 1881); »Friedrich W. Weber, der Dichter von 'Dreizehnlinden'«, Biographie (Paderb. 1883, 3. Aufl. 1890); »Zeitgenössische katholische Dichter Deutschlands« (das. 1883); »Die katholische Poesie in Deutschland seit 1848« (Frankf. 1885); »Joseph von Eichendorff« (Vereinsschrift der Görres-Gesellschaft, Köln 1887); »Leitsterne auf dem Lebenspfad«, 2000 Aussprüche neuerer deutscher Dichter (Münst. 1889); »Der tolle Christian in Paderborn«, Erzählung (Paderb. 1889); »Katholischer Litteraturkalender« (Regensb. 1891) u. a.

Keith, 2) Jakob, preuß. General. Sein Leben beschrieb v. Paczynski-Tenczin (Berl. 1889).

Keller, 8) Gottfried, Dichter (geboren zu Zürich, künstlerisch ausgebildet in München), starb 16. Juli 1890 in seiner Vaterstadt. Seine »Gesammelten Werke« erschienen Berlin 1889-90 in 10 Bänden.

11) Franz (K.-Leuzinger), Ingenieur, Schriftsteller und Maler, starb 19. Juli 1890 in München.

Keller, Ludwig, Historiker, geb. 28. März 1849 zu Fritzlar, studierte 1868-72 in Leipzig und Mar-^[folgende Seite]