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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kreideformation

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Kreditreform - Kreideformation.

Verkehr der Reisenden auf den Büreaus und aus dem Mahnverfahren (s. unten) eine wertvolle Bereicherung.

Die mündliche Auskunftserteilung, eine spezielle und von der Geschäftswelt sehr günstig aufgenommene Einrichtung der Vereine K., erfolgt kostenfrei auf Grund von Legitimationskarten, welche von den Vereinen zum Preise von 50 Pf. den Mitgliedern und deren Reisenden ausgestellt werden. Der Erlös aus den Legitimationskarten fließt in die Verbandskasse. Die Zahl der 1891 ausgegebenen Legitimationskarten beläuft sich bereits im Monat März auf beinahe 18,000 Stück.

Mahnverfahren und Inkasso. Außer der Auskunftserteilung gehört zum Geschäftsbetrieb der Vereine K. die Einziehung zweifelhafter Forderungen im Auftrag der Mitglieder mittels vorschriftsmäßiger zweimaliger Anmahnung, wofür nur die Portoauslagen vergütet werden. Schuldner, welche diese Anmahnung ignorieren, werden den Mitgliedern des Verbandes durch periodisch erscheinende Listen bekannt gegeben. Unverschuldetem Unglück gegenüber soll die Humanität nicht aus dem Auge gelassen werden; gegen Schwindel, Schikane und Böswilligkeit ist mit aller Strenge vorzugehen (§ 7 der Geschäftsordnung zum Statut). Eine Verpflichtung zur Einziehung von Ausständen außerhalb des statutgemäßen Mahnverfahrens besteht für die Vereine nicht. Falls jedoch ein Mitglied einen Geschäftsführer mit dem Inkasso betrauen will, darf ihm kein höherer Gebührensatz als der nachfolgende berechnet werden: Von Beträgen bis zu 20 Mk. 10 Proz., von Beträgen über 20-100 Mk. eine Provision von 5 Proz., von Beträgen von über 100-300 Mk. 3 Proz., über 300-1000 Mk. 2 Proz., von Beträgen über 1000-5000 Mk. eine Provision von 1 Proz., von Beträgen über 5000 Mk. eine Provision von ½ Proz. Die Vertretung der Mitglieder in Konkursen wird von den Vereinen ebenfalls in wirksamer Weise besorgt, doch bedarf es dazu eines besondern Übereinkommens mit dem betreffenden Geschäftsführer.

Beitrag. Der Jahresbeitrag beträgt nach dem allgemein geltenden Vereinsstatut 12 Mk. (pränumerando), kann jedoch, wie auch an einigen Plätzen geschehen, durch Generalversammlungsbeschluß erhöht oder ermäßigt werden. Neu eintretende Mitglieder haben ein Eintrittsgeld von 3 Mk. zu entrichten. Die Mitglieder erhalten unentgeltlich die vom Verbandsbüreau seit 1885 herausgegebene »Verbandszeitung für die Vereine Kreditreform« nebst »Suchliste« (zur Ermittelung unabgemeldet verzogener Schuldner), die Listen säumiger und böswilliger Zahler und die »internationale Warnungstafel« (Schwindelfirmen u. dgl.). - Nach den vom Verbandsvorstand der Vereine K. gemachten Mitteilungen sind die geschäftlichen Resultate einiger älterer Vereine überaus günstige. Das Jahr 1889 weist folgende Ergebnisse auf:

Verein Mitgliederzahl Ausgegeb. Legitimationskarten Mündlich erteilte Auskünfte Schriftlich erteilte Auskünfte Einzug von Außenständen

Posten Mark

Düsseldorf 815 560 10500 10150 1103 90980

Erfurt 950 703 8950 10315 1189 76030

Frankfurt a M. 965 1180 9350 22937 - 73460

Hamburg 1100 525 12300 25000 425 48390

Leipzig 610 583 6000 14831 1053 122160

Kreideformation. In unsrer Kenntnis der fossilen Säugetiere bestand bis 1889 eine große Lücke, sofern zwar Säugetiere der Trias- und Juraschichten, aber keine aus der K. bekannt waren, weshalb das plötzliche massenhafte und formenreiche Auftreten derselben in den ältesten Tertiärschichten um so auffälliger erscheinen mußte. Da die Formen der letztern einen sehr bedeutenden Fortschritt der Organisation gegen die erstern zeigen, so war die Lücke um so schmerzlicher; alle Übergänge zwischen den Jura- und Eocänsäugern fehlten. Zwar hatte Leidy bereits 1856 einige im Judithbecken (Montana) der Felsengebirge gefundene Wirbel mit einigem Vorbehalt als von einem Kreidesäugetier (Ischyrotherium antiquum) herrührend beschrieben, aber sein Zweifel erwies sich als begründet, und die Wirbel mußten von Cope einem Reptil (Ischyrosaurus) zugeteilt werden. Nicht viel mehr ergab ein zweiter Fund von Wortmann (1882) aus den sogen. Laramieschichten von Dakota; es waren ein paar Zähne und Fußbruchstücke, die sich teils einem Dinosaurier, teils einem Säugetier angehörig erwiesen und jedenfalls die Aufmerksamkeit auf diese durch Dakota, Wyoming und Montana verbreiteten Schichten lenkte, die als Süß- und Brackwasserbildungen viel eher Säugetierreste versprachen als die marinen Kreidebildungen. Marsh betraute daher seinen Assistenten Hotcher mit einer systematischen Durchforschung dieser Schichten, die im ersten Jahre (1888) so gut wie keine, 1889 aber so erhebliche Ausbeute lieferten, daß damit eine reiche Säugetierwelt der K. ans Licht gezogen wurde. Es wurden nahezu hundert Stücke von Säugerresten (Kiefer, Zähne und andre Skelettteile) meist in guter Erhaltung gefunden. Sie vertreten viele neue Gattungen, obwohl einige von schon bekannten Jura- und Eocäntieren nicht zu unterscheiden waren. Unter ihnen herrschen noch die ältern, mit den Beuteltieren auf ähnlicher Organisationshöhe stehenden Tiere vor; es sind insgesamt kleine Tiere, die vorwiegend den Charakter einer Gruppe zeigen, welche Marsh 1880 als die der Allotheria aufgestellt hat, und denen von Triastieren Triglyphus, Tritylodon und Microlestes, von Juratieren Stereognathus, Plagiaulax und Bolodon aus Europa sowie Allodon und Ctenodon aus Amerika zugehören. Leider sind von den meisten dieser Tiere nur Kiefer und Zähne bekannt, wie auch die neuen Formen der Kreidezeit (z. B. Cimolodon, Dipriodon, Tripriodon, Selenacodon, Halodon, Didelphodon, Stagodon, Platacodon, Oracodon, Allacodon etc.) meist nach den Zahnformen unterschieden und benannt wurden. Glücklicherweise sind noch einige andre Knochen mit erhalten, und der freie Korakoidknochen bei der einen Art sowie andre Kennzeichen deuten darauf hin, daß diese sonst insgesamt den Beuteltieren angereihten alten Formen noch bedeutsame Kennzeichen mit den unter denselben stehenden Schnabeltieren gemein hatten, dauernd bezahnte Monotremen darstellten, während unsre heute lebenden Vertreter die Zähne früh verlieren (vgl. Zähne).

Von den höhern, im Eocän vertretenen Säugern aus den Ordnungen der Fleischfresser, Nager, Huftiere etc. ist unter diesen Kreidesäugern bisher noch keine Spur angetroffen. Sie werden einzig durch einige Insektenfresser vertreten, und es mag daran erinnert werden, daß verschiedene Zoologen und Paläontologen aus mannigfachen Gründen zu dem Schlusse geführt worden sind, als Ahnen der verschiedenen Richtungen unter den höhern Säugern seien alte Insektenfresser zu betrachten. So hat diese Fauna, obwohl ihre Untersuchung erst begonnen hat, schon