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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kreta; Kretzer; Kretzschmar; Kreutz; Kreuzotter

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Kreta - Kreuzotter.

jetzt zu liefern begonnen, was man von ihr erwarten durfte, nämlich den Hinweis auf die Verknüpfung der niedern Formen mit den Monodelphen, die bisher ganz isoliert standen, obwohl man ihre die Säuger mit den niedern Wirbeltieren verknüpfende Stellung nie verkannt hat, und zweitens den Beweis, daß sich wirklich das Säugetierleben erst in der Tertiärzeit zur Herrschaft erhoben hat, da es selbst noch in der letzten Epoche der Sekundärzeit wesentlich nur durch kleine und niedere Formen vertreten gewesen zu sein scheint. Die letztern bildeten wenigstens sicher die Überzahl, da sich so viele Stücke von ihnen erhalten haben. Mit ihnen finden sich die Reste großer Dinosaurier (s. d.), darunter die abenteuerlich behörnten Ceratops und Triceratops, kleine Krokodile und Schildkröten, sowie ein mit Zähnen versehener Vogel von Taubengröße (Cimolopteryx rarus). Nähere Beschreibungen und Abbildungen der einzelnen Fundstücke bringt das »American Journal of science«, Bd. 38 und folgende.

Kreta. Schakir Pascha kehrte 1890 nach der Unterdrückung des letzten Restes des Aufstandes nach Konstantinopel zurück, doch war die Zufriedenheit der christlichen Bevölkerung noch nicht hergestellt. Dies zeigte sich bei den Neuwahlen für die Nationalversammlung im Juni 1890, bei denen die christlichen Einwohner sich teilweise der Wahl ganz enthielten und die gewählten Abgeordneten das auf sie gefallene Mandat nicht annahmen, so daß die Versammlung nicht zusammentreten konnte.

Kretzer, Max, Schriftsteller, geb. 7. Mai 1854 zu Posen, kam früh nach Berlin, wo er auf autodidaktischem Wege seine Bildung erwarb und mit den Romanen und Erzählungen: »Die beiden Genossen« (Berl. 1880), »Die Betrogenen« (das. 1882, 2 Bde.), »Die Verkommenen« (das. 1883, 2 Bde.), »Berliner Novellen und Sittenbilder« (Jena 1883, 2 Bde.) ein entschiedenes Talent für treue Wiedergabe schlichten Lebens und eine noch entschiedenere Neigung zur grellen und unwirklichen Schilderung von Kreisen und Bildungszuständen, die er nur in Auswüchsen und Entartungen zu kennen schien, an den Tag legte. Schon die Erzählungen: »Im Riesennest« (Leipz. 1886) und »Im Sündenbabel« (das. 1886), namentlich aber die Romane: »Meister Timpe« (Berl. 1888), »Ein verschlossener Mensch« (Leipz. 1888, 2 Bde.) und »Die Bergpredigt« (das. 1890, 2 Bde.) bekundeten eine bedeutende Klärung und einen innern Fortschritt des Verfassers. Von K. erschien auch ein Drama »Bürgerlicher Tod« (Dresd. 1888).

Kretzschmar, Hermann, Musikschriftsteller, geb. 19. Jan. 1848 zu Olbernhau, studierte in Leipzig Philologie und zugleich Musik am Konservatorium daselbst, erlangte 1871 den Doktorgrad mit einer Arbeit über die Notenschriftzeichen des Guido von Arrezzo, wurde in demselben Jahre Lehrer am Leipziger Konservatorium und war daneben einige Jahre als Dirigent verschiedener Musikgesellschaften thätig, bis er 1877 als akademischer und städtischer Musikdirektor nach Rostock ging. 1887 kehrte er als Universitätsmusikdirektor nach Leipzig zurück und wurde 1890 zum außerordentlichen Professor ernannt. Studienreisen zu musikgeschichtlichen Arbeiten führten ihn nach England und Italien. Er schrieb außer mehreren kleinern Monographien über Chorgesang, Peter Cornelius, öffentliche Musikpflege u. a. (in Waldersees »Sammlung musikalischer Vorträge«) den vortrefflichen »Führer durch den Konzertsaal« (Leipz. 1887-90, 3 Bde.), eine durch Gediegenheit des Urteils ausgezeichnete Besprechung der symphonischen, kirchlichen und weltlichen Tonwerke mit Analysen, und lieferte eine Neubearbeitung von Lobes »Lehrbuch der musikalischen Komposition« (Bd. 1, Leipz. 1884; Bd. 5, 1886). Von eignen Kompositionen veröffentlichte er bisher Orgelwerke, Chöre und Lieder.

Kreutz, Friedrich, österreich. Artilleriegeneral, geb. 1819 zu Brünn, trat 1834 in die österreichische Artillerie ein, nahm 1849 an der Beschießung und Einnahme von Wien und dann an dem Feldzug in Ungarn teil, ward 1854 dem Artilleriestab zugeteilt, 1857 Hauptmann, 1866 Major, 1867 Oberstleutnant, 1869 Abteilungsvorstand der Artilleriesektion des technischen und administrativen Militärkomitees, 1872 Oberst, 1878 Generalmajor, 1881 Chef der Artilleriesektion, 1883 Feldmarschallleutnant, 1884 Präsident des technischen und administrativen Militärkomitees, 1885 Inhaber des 12. Korpsartillerieregiments und trat im Juni 1890 mit dem Titel eines Feldzeugmeisters in den Ruhestand. K. ist der Erfinder der nach ihm benannten Geschoßzünder, welche seit Einführung der Uchatius-Geschütze bei der österreichischen Artillerie im Gebrauch sind.

Kreuzotter (Verbreitung). Die K. gehört zu den verbreitetsten europäischen Schlangen; sie findet sich fast in allen Ländern Europas, auch auf den britischen Inseln, Irland ausgenommen, und geht ostwärts durch das gemäßigte Asien bis zur Küste des Stillen Ozeans. Der Verbreitungsbezirk wird im N. von einer Linie begrenzt, welche in Schottland wahrscheinlich an der Nordküste beginnt, in Skandinavien ihren höchsten nördlichen Punkt bei 67° nördl. Br. erreicht und von da in südöstlicher Richtung über Archangel (64° nördl. Br.) und Jenisseisk (58° nördl. Br.) zum Udskoi-Ostrog (54° nördl. Br.) zieht. Als Südgrenze ist in Westeuropa das asturisch-kantabrische Küstengebirge, der 43.° nördl. Br. zu bezeichnen, der gleiche Grad ist in Italien, an der Linie Genua-Ferrara, die Südgrenze. Für den Südosten Europas ist das Vorkommen der K. konstatiert im nördlichen Bosnien, westlich von Travnik und im Hügelland bis Derben, Orte, die zwischen 43° und 44° nördl. Br. liegen; in Transkaukasien ist die Südgrenze ebenfalls der 43.° nördl. Br., in Westsibirien der 45.° und in Ostsibirien wahrscheinlich der 48.° nördl. Br. Zugleich geht die K. nicht nur am weitesten nach N., sondern steigt auch am höchsten aufwärts im Gebirge. So ist sie in der Schweiz in einer Höhe von ca. 2200 m gefangen, und im mittlern Kaukasus kommt sie zwischen 2200 und 2350 m vor. In Deutschland, wo sie sowohl das Gebirge wie die Ebene bis unmittelbar an die Meeresküste bewohnt, ergibt sich folgende speziellere Verbreitung: In Ostpreußen ist sie durchweg verbreitet, und in der Hälfte der Provinzkreise wird ihr Vorkommen als häufig bezeichnet; in Westpreußen fehlt sie nur der Weichselniederung; in Brandenburg trifft man sie in der Provinz nur vereinzelt und sehr zerstreut, auffallend zahlreich aber findet sie sich in der nähern und weitern Umgebung Berlins; in Pommern ist sie wie in Posen über die ganze Provinz verbreitet u. an vielen Punkten häufig; in Schlesien kommt die K. sowohl in der Ebene als im Gebirge vor, letzteres jedoch bevorzugend und bis zum Kamme steigend. Das Gleiche gilt von den Provinzen Sachsen, Schleswig-Holstein, Hannover, Westfalen und Hessen-Kassel, wo die K. überall Höhenlagen und mit Vorliebe Moor- und Heidedistrikte bewohnt, das Marschgebiet dagegen meidet. Sehr selten findet sich die K. in der Rheinprovinz, was wohl mit dem daselbst herrschenden milden Klima zusammenhängt; sie fehlt im eigentlichen niederrheinischen Schiefer-^[folgende Seite]