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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lecky; Lecointe; Ledroi; Lee; Lehrer; Lehrerinnenpensions-Anstalt; Lehrerversammlungen

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Lecky - Lehrerversammlungen.

Parasiten erweisen werden. Bei dem ebenfalls im Schafe vorkommenden kleinen L., Distomum lanceolatum, wird die Embryonalentwickelung im Innern des mütterlichen Körpers durchlaufen, so daß die nach außen abgelegten Eier bereits einen vollständig ausgebildeten Embryo enthalten. Diese Embryos schlüpfen im Freien überhaupt nicht aus, sondern erst, wenn die Eier in den Darm eines geeigneten Zwischenträgers gelangen; die Übertragung braucht aber nicht unmittelbar nach dem Ablegen der Eier zu geschehen, sondern die Embryos behalten lange ihre Entwickelungsfähigkeit. Welches Tier aber der Zwischenwirt ist, der die Eier mit den Embryos des kleinen Leberegels aufnimmt, ist noch unbekannt. Experimente, die Leuckart mit Sumpf-, Nackt- und selbst Landschnecken anstellte, führten zu keinem Resultat; jedenfalls ist es ein auf feuchten Wiesen und Triften verbreitetes Tier, da der kleine L. zusammen mit dem großen L. in Schafen, die auf solchen Weiden leben, vorkommt. Vgl. Leuckart, Die Parasiten des Menschen (2. Aufl., Leipz. 1879-89).

Lecky, William Edward Hartpole, engl. Geschichtschreiber, beendete seine »History of England in the eighteenth century« (Bd. 7 u. 8, Lond. 1890).

Lecointe, Alphonse Théodore, franz. General und Senator, starb 23. Dez. 1890 in Paris.

Ledroi, alte Stadt auf Cypern, welche in einer Tributliste der assyrischen Könige Assarhaddon (681-668) und Assurbanipal (668-626) als Lidir, von den klassischen Schriftstellern gar nicht erwähnt, dann aber wieder im 4. Jahrh. n. Chr. als Bischofsitz genannt wird und in der Nähe des heutigen, erst unter den Lusignans (1192-1489) in den Vordergrund tretenden Nikosia gelegen haben muß. Neuerliche Ausgrabungen aus dem Leondari Vuno (Löwenhügel), ca. 6 km südöstlich von Nikosia, welche Gegenstände aus der ältesten Periode cyprischer Kultur, der sogen. vorphönikischen Zeit, zu Tage förderten, erheben die Vermutung von Ohnefalsch-Richter, daß beide Lokalitäten, L. und Leondari Vuno, identisch seien, fast zur Gewißheit. Vgl. E. Oberhummer in der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin«, Bd. 25, S. 207 ff.

Lee, Robert Edmund, konföderierter General. Im Mai 1890 wurde in Richmond in Anwesenheit zahlreicher Offiziere und Soldaten der ehemaligen konföderierten Armee das Reiterstandbild Lees in Bronze enthüllt.

Lehrer, Gustav, Pseudonym, s. Erdmann.

Lehrerinnenpensions-Anstalt. Ende 1888 zählte die 1875 begründete Allgemeine deutsche Pensionsanstalt für Lehrerinnen und Erzieherinnen (s. Bd. 10, S. 637) 1763 Mitglieder, die an Jahresbeiträgen 147,336,20 Mk. entrichteten, wobei zu berücksichtigen, daß 75 Mitglieder durch einmalige Zahlungen im Betrag von 95,873 Mk. die Jahresbeiträge abgelöst hatten. Die gesamte Einnahme betrug 1888: 333,391,64 Mk., das Vermögen 2,382,925,26 Mk., wovon 276,171,55 dem Hilfsfonds angehörten; daraus können im Falle früher Erwerbsunfähigkeit Beihilfen gewährt werden, namentlich zur Leistung fälliger Beiträge. Im Genuß der versicherten Pension standen 159 Mitglieder mit einem Bezug von 32,847,70 Mk. jährlich. Zur Deckung von Beiträgen in Notfällen und andern Beihilfen waren 1888 verwandt: 9270 Mk. in 172 Fällen; für 1890 konnten zu gleichem Zwecke 10,000 Mk. ausgeworfen werden.

Lehrerversammlungen. Von den während der Jahre 1889 und 1890 in Deutschland abgehaltenen größern L. erwähnen wir die folgenden: A. Für das höhere Schulwesen: Der Delegiertentag des Allgemeinen deutschen Realschulmännervereines, der im Juli 1889 in Berlin tagte, faßte folgende Beschlüsse: 1) Wir stehen mit schmerzlicher Überraschung der von neuem angegebenen Erklärung des Herrn Ministers von Goßler gegenüber, daß die Gleichberechtigung der Realgymnasien mit den Gymnasien in gefahrdrohender Weise den Zudrang zur Universität zu vermehren geeignet sei. Diese Anschauung ist durch die Erfahrung wie durch die wissenschaftlichen Untersuchungen berufener Männer widerlegt; die Versammlung erachtet es für ihre Pflicht, ebenfalls erneut auszusprechen, daß gerade die jetzige Alleinberechtigung die gefährlichste Förderung jenes volkswirtschaftlichen Übels bildet. 2) Der Realschulmännerverein erblickt in dem Entstehen jüngerer Schulreformvereine nicht das Hervortreten gegnerischer Strömungen, sondern wertvolle Zeugnisse für das immer allgemeiner erwachende Bewußtsein von der Notwendigkeit zeitgemäßer Fortbildung des gesamten höhern Schulwesens. 3) Der Realschulmännerverein weiß sich mit den Vertretern dieser Bestrebungen einig in der Forderung gleicher Berechtigungen sowie in einer Reihe grundsätzlicher Überzeugungen und wichtiger Ziele: allmähliche Ausgestaltung des Unterrichts und der Erziehung auf nationaler Grundlage, sorgfältigere Pflege der körperlichen Entwickelung, Ausrüstung des heranwachsenden Geschlechts mit den Kenntnissen und dem Pflichtgefühl, deren es bedarf, um die großen wirtschaftlichen und sittlichen Aufgaben der Neuzeit klar und zielbewußt zu erfassen. 4) Aber auch in Übereinstimmung mit hervorragenden Vertretern der Gymnasien sieht der Realschulmännerverein eine Erweiterung der Berechtigungen der zur Zeit bestehenden neunklassigen Reallehranstalten als eine notwendige Vorbedingung jeder fernern gedeihlichen Entwickelung an. Die 40. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner fand vom 1.-5. Okt. 1889 in Görlitz unter zahlreicher Beteiligung statt. Neben den eigentlichen Gegenständen der Verhandlung erregte die vom Görlitzer Verein für Jugendspiele und Knabenhandarbeit veranstaltete Ausstellung von Knabenhandarbeiten sowie die Vorführung der Spiele auf dem großen dortigen Spielplatz die Teilnahme der versammelten Gymnasiallehrer und Philologen. Der deutsche Verein für das höhere Mädchenschulwesen hielt im September 1890 seine Jahresversammlung in Heidelberg ab, der im Auftrag der preußischen, badischen und andrer deutscher Schulverwaltungen Kommissare beiwohnten.

B. Für das Volksschulwesen. Im J. 1889 vom 10.-12. Juni fand die 28. allgemeine deutsche Lehrerversammlung in Augsburg statt. Sie war von 1500 Teilnehmern besucht und erledigte eine Reihe von Gegenständen aus dem innern Schulleben in eingehenden Debatten; so die Reform des naturkundlichen Unterrichts nach dem Prinzip der sogen. Lebensgemeinschaften, des Rechenunterrichts im Sinne der Vereinfachung, Wert der formalen Unterrichtsstufen der Herbartianer für den Unterricht, Umgestaltung des Sprachunterrichts nach Franz Kern, Ziel und Methode des Schulzeichnens, auch die gesundheitliche Beaufsichtigung der Volksschule durch den Arzt. Der bei dieser Versammlung erstattete Bericht ergab, daß der deutsche Lehrerverein jetzt 33,000 Mitglieder gegen 3500 im J. 1873 zählt, die sich auf 1030 Vereine in 34 Landes- oder Provinzverbänden verteilen. Wenige Tage zuvor, vom 23.-25. Sept. 1889, hatte in Nürnberg der 9. deutsche Seminar-^[folgende Seite]