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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Orientalistenkongreß

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Orientalistenkongreß (Stockholm und Christiania 1889).

deur der 2. Infanteriebrigade. An der Spitze derselben machte er den Krieg gegen Frankreich mit, nach dessen Beendigung ihm die Geschäfte der Inspektion der Militärbildungsanstalten übertragen wurden, welche er neben dem Kommando seiner Brigade und, nachdem er 1873 zum Kommandeur der 1. Division ernannt war, neben dem Kommando der letztern führte, bis er 1874 mit der Führung des 2. Armeekorps in Würzburg beauftragt ward, dessen kommandierender General er 1875 wurde. 1880 zum General der Infanterie ernannt, wurde er im April 1890 zur Disposition gestellt.

Orientalistenkongreß. Der achte internationale O. in Stockholm und Christiania (1.-14. Sept. 1889) hat nach allgemeinem Urteil seine Vorgänger in Paris, London, St. Petersburg, Florenz, Berlin, Leiden und Wien mindestens erreicht, ja in den Schatten gestellt. Zwei Umstände trugen vorzugsweise zu dem glänzenden Gelingen dieser gelehrten Vereinigung bei: die persönliche Beteiligung und aufopfernde Gastfreundschaft des Königs Oskar von Schweden und der starke Zuzug zu dem Kongreß, selbst aus dem von Skandinavien so weit entfernten Heimatland der orientalischen Studien. König Oskar, der gekrönte Poet und Historiker, der sich durch seine geschmackvolle Übersetzung von Goethes »Tasso« und Herders »Cid« auch um die Einbürgerung der deutschen Dichtung in Schweden besonders verdient gemacht hat, eröffnete den Kongreß mit einer französischen Rede und schloß ihn mit einer lateinischen Ansprache; er setzte goldene Medaillen aus für Bearbeitungen der Geschichte der semitischen Sprachen und der vormohammedanischen Epoche Arabiens und war bei den Verhandlungen der semitischen Sektion des Kongresses persönlich anwesend. Generalsekretär des Kongresses war der Freund des Königs, Graf Landberg, der als schwedischer Konsul in Beirut sich eine vorzügliche Vertrautheit mit der arabischen Sprache und Litteratur erworben hat.

Die wissenschaftlichen Resultate des Kongresses werden in den im Druck befindlichen Vorträgen hervortreten, über die bei dem Kongreß selbst nur ganz kurze Bulletins veröffentlicht wurden, doch mögen hier einige Vorträge von allgemeinem Interesse hervorgehoben werden, die teils in den allgemeinen Sitzungen, teils in einer der fünf Sektionen des Kongresses (semitisch-biblische, arabische, arische, ägyptische und ostasiatische Sektion) gehalten wurden. Professor Goldziher aus Budapest sprach deutsch über die schriftliche Überlieferung der mohammedanischen Tradition (Sunna), der Scheich Hamza Fathallah arabisch über die Rechte der Frauen im Islam. Professor Haupt aus Baltimore verbreitete sich über den gewaltsamen Tod Königs Sargon II. nach keilschriftlichen Quellen, Halévy aus Paris über den Zustand Palästinas vor der Einwanderung der Israeliten, ferner über das Reich und die Nationalität des Königs Cyrus von Persien, den er nach den Keilinschriften für einen Elamiten erklärte, wie überhaupt die zahlreich anwesenden Keilschriftforscher: Oppert und Halévy aus Paris, Sayce aus Oxford, Haupt aus Nordamerika, Schrader aus Berlin, Hommel aus München u. a., eine Menge neuer Resultate und Probleme aus dem Gebiete der Keilschriftforschung zur Erörterung brachten. Über die auf ihren Forschungsreisen in Arabien entdeckten nabatäischen und südarabischen Inschriften sprachen Euting und Glaser. Professor Ethé aus Aberystwith gab Mitteilungen über ein von ihm entdecktes arabisches Werk des berühmten Yakut. Professor Guidi aus Rom erörterte die syrischen Quellen für die Geschichte der Sassaniden. Professor Merx aus Heidelberg sprach über die Messiaslehre bei den Samaritern, A. Ginsburg aus London über eine projektierte Ausgabe des masoretischen Textes des Alten Testaments und über die Herausgabe von Handschriftenproben auf alttestamentlichem Gebiet, Professor Chwolson aus Petersburg über Gräberinschriften der syrischen Nestorianer an der chinesischen Grenze, der schwedische Reichsantiquar Hildebrand über die in Schweden gefundenen orientalischen Münzen und über die von schwedischen Offizieren 1710 gemachten Zeichnungen der damals noch vollständiger als jetzt erhaltenen Ruinen von Palmyra, Professor D. H. Müller aus Wien über seine Ausgabe altarabischer Inschriften, Professor A. Müller aus Königsberg über die Werke des Arabers Elqifti, Professor de Goeje aus Leiden über die orientalischen, namentlich arabischen Quellen der bekannten Legende von der Navigatio St. Brandani, Professor Karabacek aus Wien über alte mohammedanische Goldmünzen. Über das Dschagataiisch-Türkische in den letzten 500 Jahren sprach Amirchanjanz, über den türkischen Lyriker Bâki und eine projektierte Ausgabe desselben Dworak.

Ganz von dem vorderasiatischen Kulturgebiet getrennt verläuft die Entwickelung der indischen Litteratur und Geschichte. Von den ebenfalls in großer Anzahl erschienenen Sanskritisten sprachen unter andern Max Müller aus Oxford über seine neue Ausgabe des Rigveda mit Sayanas indischem Kommentar und über die Einwirkung des Christentums auf die religiöse Bewegung in Indien, Professor Peterson aus Bombay über ein altes buddhistisches Werk über Logik, der Inder Dhruva aus Baroda über eine alte Übersetzung des Euklid in das Sanskrit und über die Geschichte der Gudscheratisprache, Professor Bühler aus Wien über eine kürzlich entdeckte Inschrift des indischen Königs Asoka, Professor A. Hillebrandt aus Breslau über den Ursprung des Samaveda, Direktor Burgeß aus Kalkutta über die archäologischen Forschungen in Indien, die von der englischen Regierung seiner Leitung unterstellt sind, Professor Oldenberg aus Kiel über die älteste Form der unter dem Namen Upanischad bekannten philosophischen Werke, Professor Leumann aus Straßburg über Parabeln der indischen Dschainasekte, Professor Kielhorn aus Göttingen über den Stammbaum einer indischen Dynastie auf Grund der Inschriften, Professor Jolly aus Würzburg über das Gesetzbuch des Harita, der Schwede Johansson über den Dialekt der Asoka-Inschriften, Professor de Gubernatis aus Florenz über ein Problem der indischen Mythologie, Professor Vasconcellos aus Lissabon über eine Sanskritinschrift in Cintra. Im Anschluß an den Vortrag von Burgeß wurde ein Antrag von Professor Bühler angenommen, dahin gehend, der englischen Regierung in Indien die Wichtigkeit einer regelmäßigen Fortsetzung der begonnenen Ausgrabungen und andrer archäologischer Nachforschungen vorzustellen.

Auf das Gebiet der iranischen Sprach- und Altertumskunde bezogen sich namentlich die Vorträge von W. Geiger aus München über die Beludschisprache, woran sich ein von Professor Kuhn aus München begründeter und von der arischen Sektion angenommener Antrag schloß, die an den Nordwestgrenzen Indiens lebenden Europäer zur Erforschung der dortigen Sprachen aufzufordern, und