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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Rein; Reinicke; Reinländer; Reisbier; Reiz; Rekonvaleszentenhäuser

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Rein - Rekonvaleszentenhäuser.

Dissertation »Quaestiones metricae«, 1875; Studien zur griechischen Musikgeschichte, »Über den Nomos«, 1882; »Über die Prosodien«, 1885 u. 1886), machte er sich später als Musikschriftsteller einen geachteten Namen durch die Biographie Robert Schumanns (in der »Edition Peters«, 1887), als Mitarbeiter der »Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft« (»Zur Geschichte und Theorie der byzantinischen Musik«, Jahrg. 1889), der »Allgemeinen Deutschen Musikzeitung« und durch die Neubearbeitung des 2. Bandes von Ambros' »Musikgeschichte« etc. Auch veröffentlichte er wertvolle Orgelkompositionen, Studienwerke für Orgel, Lieder, Duette und Männerchöre und trat mit großem Erfolg als Orgelspieler auf.

Rein, Wilhelm, Pädagog Herbartischer Richtung, geb. 10. Aug. 1847 zu Eisenach, ward nach zurückgelegtem theologischen und philosophischen Studium in Heidelberg, Leipzig und Jena 1872 Seminarlehrer zu Weimar, 1876 Seminardirektor in Eisenach und 1886 als Stoys Nachfolger Professor der Pädagogik zu Jena. Er schrieb: »Theorie und Praxis des Volksschulunterrichts« (mit Pickel und Scheller, Dresd. 1879 bis 1885, 8 Bde.; 4. Aufl. seit 1888); »Das Leben Dr. Martin Luthers« (Leipz. 1883); »Pädagogik im Grundriß« (Stuttg. 1890); »Die Geschichte des Zeichenunterrichts« (in Kehrs »Geschichte der Methodik«) und gab 6 Hefte »Zeichenvorlagen« (mit Bauer, 2. Aufl., Kassel 1881) sowie eine Neubearbeitung von Ottos »Pädagogischer Zeichenlehre« (3. Aufl., Weimar 1885) heraus. Auch besorgte er Neuausgaben von A. H. Niemeyers »Grundsätzen der Erziehung« (Langens. 1878-79, 3 Bde.) und von Brzoskas (s. d.) Schrift »Notwendigkeit pädagogischer Seminare« (Leipz. 1887). Unter seiner Leitung erscheinen die Zeitschrift »Pädagogische Studien« (Dresd., seit 1880) und die Hefte »Aus dem pädagogischen Universitätsseminar zu Jena« (Langens. 1888 ff.).

Reinicke, René, Maler und Zeichner, geb. 1860 zu Strenz-Naundorf bei Halle, machte seine ersten Kunststudien in Weimar, wo er drei Jahre Schüler des Professors A. Struys war, begab sich dann nach Düsseldorf und fand dort Aufnahme im Atelier E. v. Gebhardts. 1884 siedelte er zu seiner weitern Ausbildung nach München über, wo er sich an Piglhein anschloß, der ihn in seiner malerischen Technik erheblich förderte, und den er auch nach Palästina begleitete, wo die Vorstudien für Piglheins Panorama der Kreuzigung Christi gemacht wurden, an denen R. reichen Anteil nahm. Auf das seiner eigentlichen Begabung entsprechende Kunstgebiet gelangte R. aber erst einige Zeit nach seiner Rückkehr nach München, indem er Bilder aus dem modernen Leben für die »Fliegenden Blätter« zu zeichnen begann. Er erlangte bald darin eine solche Virtuosität, daß seine Darstellungen aus dem geselligen Leben der höhern Stände, auf der Promenade und im Park, in den Theater- und Konzertsälen, auf Ballen und andern Vergnügungen eine Spezialität der »Fliegenden Blätter« geworden sind. Mit großer Lebendigkeit und Wahrheit der Charakteristik verbindet er ein sein entwickeltes Schönheitsgefühl und eine liebenswürdige Anmut der Gestaltung, die auch da, wo der Humor zur Satire wird, nichts Herbes und Karikaturenhaftes an sich hat. R. beherrscht die Aquarell-, Gouache- und Öltechnik mit gleicher Sicherheit. Eine Auswahl seiner geistvollen Schöpfungen erschien in Heliogravüren unter dem Titel: »Spiegelbilder aus dem Leben« (Münch. 1890).

Reinländer, Wilhelm, Freiherr von, österreich. General, geb. 20. Juni 1829 zu Pausram (Mähren), trat 1845 in die Armee, machte 1848 u. 1849 als Leutnant die Feldzüge in Ungarn mit, wurde 1849 Oberleutnant, 1854 nach absolvierter Kriegsschule Hauptmann im Generalstab, machte den Feldzug 1859 in Italien mit Auszeichnung mit, wurde 1864 Major und Professor der Taktik an der Kriegsschule, nahm 1866 als Oberstleutnant an dem Feldzug gegen Preußen teil, avancierte 1869 zum Obersten, wurde 1870 Generalstabschef beim Generalkommando in Ofen, 1874 militärischer Instruktor des Kronprinzen Rudolf, 1876 Generalmajor, 1877 Kommandant der 28. Infanteriebrigade und im nächsten Jahre Kommandant der 14. Infanterietruppen-Division, an deren Spitze er sich hervorragend an der Okkupation Bosniens beteiligte. 1879 wurde er Kommandant der 32. Infanterietruppen-Division, 1880 Feldmarschallleutnant, 1882 in den Freiherrenstand erhoben, 1884 Kommandant der 28. Infanterietruppen-Division und 1886 Kommandant, dann kommandierender General des 10. Korps in Brünn, mit welchem er im Herbst 1889 nach Przemysl übersiedelte. 1. Nov. 1889 erhielt er den Rang eines Feldzeugmeisters. R. ist seit 1885 Inhaber des 24. Infanterieregiments. Er schrieb: »Vorträge über die Taktik« (Wien 1871-72, 2 Bde.).

Reisbier, s. Saké.

Reiz, in der Physiologie und Pathologie bestimmte Einwirkungen auf lebende Gewebe, unter deren Einfluß diese aus dem ruhenden in den thätigen Zustand übertreten, in der Psychologie die äußere Vorbedingung für die Thätigkeit der Sinne und das Grunderfordernis für das Auftreten von Empfindungen (s. d.). Man unterscheidet äußere und innere Reize. Äußere Reize kommen von einem Gegenstand der Umgebung, der entweder unmittelbar, z. B. durch Druck, oder mittelbar durch Ablösung kleinster Teilchen, wie bei Riechstoffen, bez. durch Erschütterung der Luft, wie bei tönenden Objekten, wirken kann; innere Reize entspringen aus Vorgängen des eignen Körpers, etwa aus einem erhöhten Blutandrang nach dem Kopfe. Von den äußern Reizen treffen nun viele ein Sinnesorgan, das ihnen ausdrücklich angepaßt zu sein scheint; sie heißen adäquate Reize. Lichtstrahlen sind der adäquate Reiz für die vermittelst des Auges eingeleitete Erregung des Sehnervs, während elektrische Ströme, obwohl sie gleichfalls Gesichtsempfindungen auszulösen vermögen, als inadäquate Reize des Gesichtssinns bezeichnet werden müssen. Die Bestimmung der adäquaten Reize erfolgt auf Grund des Gesetzes der spezifischen Energie der Sinnesnerven (s. Empfindungen). Unter die absolut inadäquaten Reize, für die wir Menschen kein einziges besonderes Sinnesvermögen besitzen, gehören seltsamerweise zwei der mächtigsten Agenzien der Natur: Elektrizität und Magnetismus.

Rekonvaleszentenhäuser, Anstalten, welche den Genesenden bessere Bedingungen für schnelle und völlige Erholung schaffen, als der weitere Aufenthalt im Krankenhaus oder die Rückkehr in die gewohnten Lebensverhältnisse bieten kann. Die R. sollen aber auch solche Kranke von vornherein aufnehmen, deren Genesung durch den gewöhnlichen Aufenthalt im Krankenhaus nicht genügend gefördert oder überhaupt nicht erreicht wird. Sie sollen die vielfach überfüllten Krankenhäuser entlasten, damit diese ihrer eigentlichen Aufgabe besser gerecht werden können. Die R. sollen vornehmlich den minder Bemittelten und Armen möglichst schnelle und vollständige Wiederherstellung der Gesundheit erleichtern, um dauerndem Siechtum und dem Verlust der Arbeitskraft vorzubeugen. Die Erfahrung