Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Sander; Sanders; Sanitätskommissionen; Sankt-Gallen; Sankt Petersburg

811

Sander - Sankt Petersburg.

dies durch. Mit der Consorteria (s. d., Bd. 4) 1876 zurückgetreten, bekämpfte er aufs heftigste in der Kammer seine Amtsnachfolger Brin und Acton. S. wurde zum Vizeadmiral befördert und zum Chef des Marinedepartements in Neapel ernannt. Im Februar 1891 übernahm er von neuem das Marineministerium.

Sander, Ferdinand, Schulmann, geb. 12. Sept. 1840 zu Geismar bei Göttingen, studierte in Göttingen, war 1862-65 Gymnasiallehrer und Hilfsprediger in Lüneburg, dann bis 1867 Rektor der Bürgerschule zu Walsrode, bis 1872 Geistlicher in Gronau a. Leine, von wo aus er als freiwilliger Divisionspfarrer den französischen Krieg mitmachte; darauf Seminardirektor zu Schlüchtern in Hessen, 1874 Oberschulrat und Seminardirektor zu Oldenburg, 1877 Regierungs- und Schulrat zu Breslau und seit 1886 Oberleiter der vereinigten königlichen Schulanstalten zu Bunzlau. Studienreisen nach Belgien, Dänemark, Schweden (1880), England (1884), den Niederlanden (1885) brachten ihn in mannigfache Berührung mit den ausländischen Bestrebungen für verbessertes Schulwesen. Er schrieb außer Beiträgen zu Zeitschriften und Sammelwerken: »Dante Alighieri« (Hannov. 1872, 2. Aufl. 1887); »Beiträge zur Geschichte des Seminars zu Oldenburg« (Oldenb. 1877); »Lexikon der Pädagogik« (2. Aufl., Bresl. 1888); »Die Hugenotten und das Edikt von Nantes« (das. 1886); »Mahnworte aus ernster Zeit, Blätter der Erinnerung an das Kriegsjahr 1870/71« (Hannov. 1887); »Fr. Lücke, Lebens- und Zeitbild aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts« (das. 1891); »Drei Kaiserreden aus dem Jahre 1888/89« (Bunzlau 1891, Programm). Auch gab er »J. ^[Jean] Migaults Tagebuch«, übersetzt (mit P. Sander, Bresl. 1885), und »Lückes Briefwechsel mit den Brüdern Grimm« (Hannov. 1891) heraus.

Sanders, Wilbur Fiske, nordamerikan. Politiker, geb. 1834 in der Cattaraugas County im Staat New York, widmete sich dem Studium der Rechte, kämpfte während des Bürgerkriegs in der Unionsarmee, ging 1863 nach Montana und ließ sich als Rechtsanwalt in Bannack City nieder, welches damals erst ein Jahr alt und ein bloßes Lager der Goldgräber (mining camp) auf dem östlichen Gesenke des Felsengebirges war, wohin die verrufensten Elemente aus allen Weltgegenden zusammengeströmt waren. Die einzige öffentliche Behörde des Ortes war das Amt des Sheriffs, und dieses bekleidete ein gewisser Plumber, das Haupt einer großen, regelrecht organisierten Räuberbande, die ein wahres Schreckensregiment im ganzen Territorium ausübte. Als S. dorthin kam, waren von dieser Bande binnen weniger Monate 102 Raubmorde begangen worden, abgesehen von den vielen spurlos Verschwundenen und zahllosen Verbrechen andrer Art. Die Beraubung und Ermordung eines deutschen Einwanderers war die unmittelbare Veranlassung zur Gründung des Geheimbundes der »Montana-Vigilanten«, an dessen Spitze S. selbst trat. Schon nach zwei Wochen erstreckten sich die Verzweigungen dieses Femgerichts zum Schutze von Leben und Eigentum bis in jede Niederlassung des Territoriums, und seine Mitglieder verfolgten mit Vorsicht, Raschheit und Entschlossenheit die Verbrecher bis in ihre Schlupfwinkel und vollzogen die Todesurteile auf der Stelle, ohne vorherige Warnung, ohne jede öffentliche Verhandlung. Schon binnen Monatsfrist ward Plumber nebst 22 seiner Genossen gehenkt. Aber fast 20 Jahre dauerte es, bis die öffentliche Sicherheit den »Vigilanten« erlaubte, ihr Richteramt niederzulegen und die gesetzlichen Behörden an ihre Stelle treten zu lassen. S. hatte die ganze Zeit an der Spitze des Vigilanzausschusses gestanden und ihn im vollen Bewußtsein seiner furchtbaren Verantwortlichkeit geleitet. Als das Territorium Montana 1889 zum Staate erhoben worden war, wählte ihn der Landtag desselben zu seinem ersten Bundessenator.

Sanitätskommissionen, preußische Behörden zum Zweck der Verhütung und Beschränkung ansteckender Krankheiten. Nach dem Regulativ vom 8. Aug. 1835 sollen S. ständig in Kraft sein in Städten von 5000 und mehr Einwohnern, an den kleinern Plätzen und auf dem Lande bei eintretendem Bedürfnis seitens der Regierungen ins Leben gerufen werden. Der Vorstand der Ortspolizeibehörde führt den Vorsitz, Mitglieder sollen teils Ärzte, teils Vertreter der Garnisonsbehörde, teils Angehörige des Gemeinderats sein. In größern Städten können Spezialkommissionen gebildet werden. Die Wirksamkeit der S. kann eine ratgebende oder zugleich exekutivische sein. Sie decken ungesunde Zustände jeder Art auf und wirken auf Beseitigung derselben hin. Die Mittel zur Erreichung dieser Aufgaben müssen die Gemeinden beschaffen. Während der Dauer schwerer Epidemien muß im Amtslokal der Sanitätskommission stets ein Mitglied derselben anwesend sein, welches berechtigt und verpflichtet ist, alle erforderlichen Anordnungen unverzüglich zu treffen. Die bei Ausbrüchen von Cholera zu ergreifenden Maßregeln sind durch besondere Verfügungen abgeändert, ergänzt und spezialisiert worden.

Sankt-Gallen. Infolge einer von den verbündeten Ultramontanen und Demokraten ins Werk gesetzten Revisionsbewegung wurde ein Verfassungsrat gewählt, in welchem die bisher herrschende liberale Partei eine knappe Mehrheit behauptete. Nach heftigen Kämpfen einigten sich die Parteien auf einen Kompromiß, kraft dessen die Ultramontanen in die (übrigens von der Bundesverfassung geforderte) Beseitigung der konfessionellen Schulgemeinden willigten, die Liberalen aber denselben und den mit ihnen verbündeten Demokraten die Volkswahl der Regierung und Erleichterung des fakultativen Referendums zugestanden. Infolge dieses Kompromisses wurde die neue Verfassung 30. Aug. 1890 vom Verfassungsrat einstimmig beschlossen und in der am 16. Nov. stattgefundenen Volksabstimmung angenommen. - Von Jak. Baumgartners »Geschichte des schweizerischen Freistaats und Kantons S.« erschien der dritte Band, die Zeit von 1830 bis 1850 umfassend (hrsg. von seinem Sohn Alexander, Einsiedeln 1890).

Sankt Petersburg. Während im Zentrum der Stadt die Bauthätigkeit in den letzten Jahren eine sehr geringe war, sind in den entferntern Stadtteilen an Stelle der hölzernen Häuser vielfach steinerne getreten und geben diesen Teilen allmählich eine andre Physiognomie. In ihnen sind auch neue Straßen angelegt, ältere reguliert und gepflastert worden. Der Newakai ist 1890 bis zum Schlüsselburger Wege ausgebaut worden, so daß jetzt das ganze linke Ufer der Newa im Rayon der Stadt freigelegt und dem Verkehr übergeben worden ist. Im Zentrum wurde im Herbst 1890 der Teil des Alexandergartens, in welchem sich das berühmte Denkmal Peters d. Gr. befindet, in einen Platz Peters d. Gr. umgewandelt, um das imposante Denkmal zu heben. Von größern Neubauten sind zu nennen: das 1889 vollendete Palais des Großfürsten Alexei Alexandrowitsch am Ausfluß des Moikakanals in die Newa, ein origineller Bau im Barockstil von Professor Meßmacher; dann desselben Architekten edler Renaissancebau, das Kunstgewerbemuseum bei