Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brünnow; Brustbräune; Bücher; Bücherzeichen; Bulgarien

131

Brünnow - Bulgarien

»Leitfaden für den Unterricht im Festungskrieg« (5. Aufl., Wien 1884), »Leitfaden für den Unterricht in der beständigen Befestigung« (3. Aufl,, das. 1887) und »Leitfaden für den Unterricht in der Feldbefestigung« (5. Aufl., das. 1887); »Sind Festungen erstürmbar?« (das. 1882); »Die Verteidigung von Straßburg im 1.1870« (das. 1872), Über die Anwendung des Infanterie-Spatens« (2. Aufl., das. 1880) u. a.

Brünnow, Franz Friedrich Ernst, Astronom, starb 20. Aug. 1891 in Heidelberg.

Brustbräune, Wesen und Behandlung, s. Innere Medizin.

Bücher, Karl, Nationalökonom, wurde 1890 als Professor an das Polytechnikum in Karlsruhe berufen.

Bücherzeichen, in Holzschnitt, Kupferstich, Stein- oder Farbendruck ausgeführte Blättchen von verschiedener Größe, die seit der Mitte des 15. Jahrh. auf die Einbände der Bücher, zumeist auf die Innenseite, aufgeklebt wurden, um durch ein Monogramm, eine Inschrift, ein Wappen oder eine bildliche Darstellung auf den Besitzer des Buches hinzuweisen. Da solche B. zumeist von Besitzern ganzer Bibliotheken verwendet wurden, bürgerte sich auf ihnen die Inschrift Ex libris (aus den Büchern) vor dem Namen des Eigentümers ein, weshalb die B. auch kurzweg Ex libris genannt werden. Die Anlage großer Büchersammlungen wurde durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wesentlich erleichtert, und darum ist auch das B., das die einzelnen Bücher als Bestandteile eines Ganzen kennzeichnen soll, erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. mehr und mehr aufgenommen worden. Vereinzelte Beispiele von B. kommen jedoch schon um die Mitte des 14. Jahrh. vor. Seine höchste Blüte erlebte das B. im 16., 17. und 18. Jahrh. durch Maler und Kupferstecher, wie Dürer, Hans Holbein, Lucas Cranach, Virgil Solis, Jost Amman, J. E. Riedinger ^[richtig: Ridinger], D. Chodowiecki, die dem B. ein künstlerisches Gepräge gaben. Die Mitwirkung dieser und andrer Künstler hat in neuerer Zeit die Aufmerksamkeit der Kunst- und Kuriositätensammler auf die B. gelenkt, und nach dem Vorgange von Frankreich, England und Amerika haben sich auch in Deutschland Bücherzeichensammler und -Freunde gefunden, die 1891 für ihre Interessen in Berlin einen Ex Libris-Verein begründet haben, der auch ein eignes Organ unter dem Titel »Ex libris« herausgibt. Nach der in dieser Zeitschrift aufgestellten Definition gibt es zwei Arten von B., Eignerzeichen für diejenigen B., die der Besitzer eines Buches darin einkleben läßt, um sein Eigentumsrecht zu bezeugen, und Geberzeichen für diejenigen B., die entweder der Schenker eines Buches selbst einkleben läßt, oder die von dem Beschenkten zur Erinnerung an den Geber eingeklebt werden. Vgl. Warnecke, »Die deutschen B. von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart« (Berl. 1890).

Bulgarien. Die ethnographischen Veränderungen in B. bestehen hauptsächlich in der langsamen, aber ununterbrochen fortdauernden Auswanderung der osmanischen Türken und in der stetigen Ausbreitung der Bulgaren über das ganze Land, namentlich der Niederlassung von Gebirgsbewohnern in den bisher zu schwach bewohnten Ebenen. Hierüber belehrt uns C. Jireček in der »Österreichisch-ungarischen Revue«. Während die Gebirge im großen und ganzen ihre bulgarische Bevölkerung seit dem Mittelalter nicht gewechselt haben, ließen sich die erobernden Türken in den verödeten großen Ebenen an der Donau und der Maritza nieder und drangen längs der Küste des Schwarzen Meeres bis zu den Donaumündungen vor. Die zahlreichen Verschiebungen der Zwischenzeit übergehen wir. In der Zeit von 1877 bis 1889 sind dann weit über 100,000 Türken aus Unzufriedenheit mit dem Wechsel der Dinge ausgewandert, teils in die Gegend zwischen Adrianopel und Konstantinopel, teils nach dem Gebiete von Brussa, und diese Auswanderung dauert noch an; eine genaue Statistik derselben aber seit ihrem Beginn fehlt. Nach der Zählung von 1888 befanden sich unter den 3,154,375 Einw. Bulgariens 607,331 Türken, = 19,25 Proz. Mehr als 5/6 davon sitzen in den Kreisen Silistria, Warna, Schumen, Rasgrad, Rustschuk, Trnowo, Sewlijewo, Burgas, Sliwen und Chaskowo (Chasköi), also im O. des Landes, in der Nähe des Schwarzen Meeres. In den ersten 7 Kreisen (nördlich des Balkan) zählten die Türken 1881: 482,349 (47,39 Proz.), 1888 nur 443,436 (41,5 Proz.), also ein Rückgang um 38,913 Seelen. Im W. Bulgariens, wo die Türken meist auf die Städte beschränkt waren, sind sie am häufigsten in den Bezirken Widin (7,9 Proz.) und Lom (4,6 Proz.). Umgekehrt wanderten, als die Russen die im türkischen Besitz verbleibenden Gebiete räumten, dort ansässige Bulgaren nach Ostrumelien und in die verödeten Türken- und Tscherkessendörfer bei Warna. Viele davon kehrten freilich wieder zurück, ebenso wie die aus Makedonien eingewanderten. Etwa 1000 schon halb türkisierte Bulgaren kamen aus der Gegend von Brussa, andre aus dem Banat, Südrußland, der Dobrudscha und den Städten Rumäniens. Daneben finden unausgesetzt Wanderungen innerhalb der Grenzen Bulgariens statt. Die Gebirgsbewohner von Teteven ziehen in die Ebene von Rachowo, die von Sewlijewo und Gabrowo in die Gegend zwischen Trnowo und Swischtow, die von Trjawna und Elena in den von den Türken verlassenen Kreis Rasgrad, die von Kotel nach der Dobrudscha. In letzter Zeit wandern die Balkanbewohner auch nach S. Wie stark diese ganze Bewegung ist, zeigt die Thatsache, daß von den 338 christlichen Dörfern des Bistums von Warna und Schumen (Schumna) 135 seit dem letzten Kriege durch Bulgaren neu kolonisiert worden sind. Auf diese Weise wird die sehr wechselnde Bevölkerungsdichtigkeit (während die gebirgigen Kreise Sewlijewo 49,5 und Trnowo 42 Einw. auf das Quadratkilometer zählen, haben die fruchtbaren Ebenen der Kreise Warna nur 24,7, Tatar-Bazardschik 23,9 und Burgas nur 18,7 Einw. auf das Quadratkilometer) allmählich sich ausgleichen und der Boden mehr und mehr urbar gemacht werden.

[Landwirtschaft.] Der Ackerbau bildet den Haupterwerbszweig der Bevölkerung, von der 70 Proz. demselben obliegen. Fast 66 Proz. der bearbeiteten Bodenfläche werden für den Anbau von Getreide verwendet. Die Ernte des Jahres 1890 lieferte an Getreide 4¾ Mill. Doppelztr. weniger als im Vorjahr, und zwar: Weizen 8,1 Mill. (-1,2 Mill.), Mais 2,2 Mill. (-2,6 Mill.), Roggen 1,6 Mill. (-0,5. Mill.), Gerste 2,2 Mill. Doppelztr. Wein wurde auf 84,131 Hektar angebaut und lieferte einen Ertrag von 2,4 Mill. Doppelztr., fast 1 Mill. weniger als im Vorjahr. Die Viehzählung ergab im J. 1888 einen Bestand von 147,147 Pferden, 1,249,996 Stück Hornvieh, 7,164,072 Schafen, 1,302,979 Ziegen, 393,714 Schweinen und 61,994 Eseln. S. auch Getreideproduktion.

[Handel.] Die Ausfuhr überstieg im J. 1889 die Einfuhr, wie folgende Tabelle zeigt (in Mark):

1888 1889 1890

Ausfuhr 51 358 900 64 464 860 56 840 880

Einfuhr 53 089 940 58 295 400 67 623 558

Die Handelsbilanz ist für 1890 erheblich schlechter als im Vorjahr, da die Ernte einen Minderwert von