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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fearnley; Feiß; Fellsches System; Fergusson; Fernwirkung, chemische

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Fearnley - Fernwirkung, chemische

heure Preise erzielt, so auf der Auktion Hamilton eine Schale 32,000 Fr., ein Leuchter mit dem Wappen des Connétable Anne de Montmorency 91,875 Fr. Die Höhe der Preise ist zumeist durch die Seltenheit verursacht, es sind nicht viel mehr als 70 Stück bekannt geworden. Man muß aber auch zugeben, daß diese Fayencen zu den reizvollsten und eigenartigsten Produkten der Keramik überhaupt zu rechnen sind. Ihre feine gelbliche Masse ist mit durchsichtiger Glasur überzögen. Die Ornamente sind vorwiegend Arabesken und Bandverschlingungen, wie sie sich in der Buchausstattung des 16. Jahrh. ausgebildet haben. Sie werden mit großer Genauigkeit und Schärfe in die Masse eingepreßt und mit dunkelbraunem Thon ausgefüllt. Zum Flachornament treten Guirlanden, Engelsköpfe, Kartuschen und Knabenfiguren, die in Relief ausgeführt sind.

Allem Anschein nach sind sie nicht frei modelliert, sondern aus Formen gepreßt. Von Bemalung wird nur ganz bescheidener Gebrauch gemacht; in der Regel sind nur die die Wappen umrahmenden Kränze leicht in Grün getönt. Die erste Hypothese über ihre Herkunft stellte B. Fillon 1864 auf. Danach sollen sie in einer urkundlich genannten Töpferei bei Schloß Oiron in Poitou unter der Leitung der Schloßherrin Helene v. Hengist-Genlis und ihres Bibliothekars Jean Bernart nicht für den Gebrauch oder Handel, sondern nur als Geschenke gearbeitet worden sein.

Die Mitarbeiterschaft Bernarts erklärte die sonst in der Keramik nicht vorkommenden Buchornamente, der mehr dilettantische Betrieb die geringe erhaltene Zahl und die originellen Formen. Die Schwächen der Oironhypothese, ihren Mangel an strikten Beweisen hat Bonnaffe dargelegt (>Gazette dess Beaux-arts<, 1888). Er gründet seine neue Annahme auf ein Besitzinventar eines Francois de la Tremoille vom Jahre 1542. Darin werden Fayencen von St.-Porchaire genannt. In der Gegend von St.-Porchaire wurde die Mehrzahl der heute bekannten Stücke gefunden. Der in St.-Porchaire gegrabene Thon ist mit der Masse der Henri II- Gefäße identisch. St.-Porchaire gehörte zum Gebiete der Herren von Laval-Montmorency, und die ältesten Exemplare tragen die Wappen dieser Familie. Bonnaffé hat daher den überlieferten Namen für kostbare Fayencen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrh, mit den namenlosen Fayencen derselben Gegend und Zeit kombiniert.

Obwohl hier noch ein fester Beweis fehlt, ist doch die Bestimmung von Bonnaffé vorzuziehen.

Fearnley, Karl Friedrich, Astronom, geb. 19. Dez. 1818 zu Fredrikshald, Bruder des Landschaftsmalers F. in Norwegen, studierte seit 1837 in Christiania Mathematik und wurde 1844 Hansteens Assistent an der dortigen Sternwarte. Seine bedeutendste Arbeit in dieser Stellung ist die genaue Bestimmung der Lage der Sternwarte, worüber das Universitätsprogramm »Beschreibung und Lage der Universitäts-Sternwarte in Christiania« (1849) berichtet. Im Frühjahr 1850 reiste F. nach Bonn, wo er unter Argelanders Leitung ein Jahr lang seine Studien fortsetzte, auf der Sternwarte beobachtete und auch an geodätischen Arbeiten zur Ermittelung der täglichen Periode der terrestrischen Refraktion teilnahm. Dann hielt er sich noch ein Jahr lang, meist mit theoretischen Studien beschäftigt, in Königsberg auf, beobachtete auch 28. Juli 1851 in Rixhöft die totale Sonnenfinsternis und kehrte nach mehrwöchigem Aufenthalt auf der Sternwarte Pulkowa im Sommer 1852 wieder nach Christiania zurück, um seine Beobachtungen von Kometen und Planetoiden sowie des Neptun wieder aufzunehmen. 1857 wurde er Professor der Astronomie an der Universität und nach Hansteens Rücktritt 1861 Direktor der Sternwarte. 1860 beobachtete er im nördlichen Spanien die totale Sonnenfinsternis vom 18. Juli und veröffentliche darüber in Ranyards »Eclipse Volume« einen Bericht. Thätigen Anteil nahm F. an dem Zonenunternehmen der Astronomischen Gesellschaft, und es rühren die Fernrohrbeobachtungen der Zone von 64" 54' bis 70" 10' nördl. Deklination (veröffentlicht 1890) sämtlich von ihm her. Ebenso beteiligte er sich an der europäischen Gradmessung, maß für dieselbe zwei Grundlinien, auf dem Egeberg bei Christiania und auf Rindenleret bei Levanger, wurde 1876 Vorsitzender der Norwegischen Gradmessungs-kommission und nahm häufig an den internationalen Gradmessungskonferenzen teil. Eben auf Veranlassung der Landesvermessung von Norwegen mit der Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen Christiania und Fuglenes bei Hammerfest beschäftigt, starb er 22. Aug. 1890.

Feiß, Joachim, eidgenössischer Oberst, geb. 1835 zu Alt-St. Johann im Kanton St. Gallen, war 1859-73 Sekretär des eidgenössischen Militärdepartements, wurde 1868 zum Obersten ernannt, 1873 Oberzolldirektor, 1875 Waffenchef der Infanterie, 1886 Kommandant der 3. Division und 1891 Kommandant des 2. Armeekorps.

Fellsches System, s. Bergbahnen, S. 94.

Fergusson, Sir James, Baronet, britischer Staatsmann (Bd. 18.), wurde im September 1891 zum Generalpostmeister ernannt.

Fernwirkung, chemische. Amalgamiertes Zink wird bekanntlich von verdünnten Säuren nicht angegriffen, umwickelt man es dagegen mit einem Platindraht, so erfolgt in der Säure alsbald Auflösung unter Entwickelung von Wasserstoff. In den Lösungen von Neutralsalzen wird auch mit Platin armiertes Zink nicht gelöst, setzt man aber einige Tropfen einer Säure, z. B. Schwefelsäure, zu der Flüssigkeit, so erfolgt wieder Lösung. Das Platin wirkt bereits, wenn es nur an einem Punkte mit dem Zink in Berührung steht. Bildet man aus Zink und Platin einen Bügel, dessen beide Arme so in eine Lösung von Kaliumsulfat getaucht werden können, daß die Flüssigkeitsteile, welche beide Arme umgeben, durch eine poröse Scheidewand voneinander getrennt sind, so löst sich das Zink nur dann merklich, wenn die das Platin umgebende Lösung sauer gemacht wird; das Ansäuern der das Zink umgebenden Kaliumsulfatlösung hat keine Wirkung; der Wasserstoff erscheint am Platin. Das Charakteristische dieses Versuches liegt darin, daß man, um das Zink in Lösung zu bringen, das Lösungsmittel nicht auf das zu lösende Metall, sondern auf das mit dem Zink verbundene Platin einwirken lassen muß. Ebenso wie Kaliumsulfatlösung verhält sich auch Chlornatriumlösung, und zwar gegen Kadmium ebenso wie gegen Zink.

Zinn löst sich unter den angegebenen Bedingungen leicht in Chlornatriumlösung, sehr langsam in Kaliumsulfatlösung. Aluminium verhält sich ähnlich wie Zinn, doch sind die Erscheinungen unbedeutender.

Auch die widerstandsfähigern Metalle lassen sich in Flüssigkeiten, welche sie sonst nie angreifen, auflösen, wenn man sie mit Platin in Verbindung setzt und das spezifische Lösungsmittel auf das Platin einwirken läßt. So löst sich Silber in verdünnter Schwefelsäure, wenn es mit Platindraht verbunden ist und an diesem der Schwefelsäure einige Tropfen Chromsäurelösung zugesetzt werden. Ebenso löst sich