Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

353

Gautier - Gebäudegrundsteuer

getroffen und das Ventil nur wenig gelüftet wird, oder bei noch heftigerer Bewegung die Schneide auch an dem zweiten Ansatz vorbeigeht und somit das Ventil ganz geschlossen bleibt. Bei geringerer Ventilöffnung gelangt weniger Gas, also eine schwächere Ladung in den Cylinder Z der Maschine, beim gänzlichen Ausbleiben des Ventilanhubs tritt nur Gas ohne Luft ein, so daß auf diese Weise der Gang der Maschine langsamer oder schneller wieder auf die normale Geschwindigkeit zurückgebracht wird, bei welcher die Schneide M wieder den untersten Ansatz der Ventilspindel trifft.

Nach Ebbs gestaltet sich der Betrieb der G. mit Generator-Gas in jeder Hinsicht sehr günstig, weil es billiger ist als das Leuchtgas. Von neuern für Motorenbetrieb verwendbaren Gasgeneratoren sind die von Wilson und die von Dowson zu nennen, von denen namentlich der letztere sehr gute Leistungen ergeben hat. Derselbe besteht aus einem Dampfkessel mit Überhitzer und Strahlpumpe, einem Gaserzeuger mit Abblaserohr, Schornstein und Schacht, zwei Wasservorlagen, einem nassen und einem trocknen Skrubber und einem Gasometer. Eine Regelung der Gaserzeugung erfolgt durch den Gasometer, indem dessen Glocke bei hohem Stande ein Ventil im Aschenfall öffnet, durch welches ein Teil der Gebläseluft entweicht. Die Zusammensetzung des Dowsongases ist nach Foster: Kohlenwasserstoff 0,65, Wasserstoff 18,73, Kohlenoxyd 25,07, Kohlensäure 6,57, Stickstoff 48,98 in 100 Raumteilen. Der Heizwert beträgt 1487 Wärmeeinheiten, die zur Verbrennung von 1 cbm Gas erforderliche Luftmenge 1,1324 cbm. Das Dowsongas ist wegen des Gehalts an Kohlenoxyd giftig, jedoch ist dies beim Motorenbetrieb nicht gefährlich, weil die Gase unmittelbar in die Maschine geleitet werden. Ein Dowsongas-Apparat für 8 Pferdekräfte kostet etwa 3600 Mark, für 80 Pferdekräfte nur etwa 5-6000 Mark. Die Kosten nehmen für größere Anlagen schnell ab. Mit Gasmotoren, die mit Dowsongas gespeist waren, wurden von Teichmann, Böcking und Witz folgende Versuche angestellt:

Versuche von Teichmann und Böcking an einem Deutzer Motor ergaben:

Bremsleistung der 40 pferd. Zwillingsmaschine 53,63 Pferdekräfte

Verbrauch an Anthracit 0,677 kg für 1 Pferd und 1 Stunde

""Koks 0,0869 - " 1 " " 1 "

Dampfverbrauch 0,54 - " 1 " " 1 "

Druck des Dampfes 3,65 Atmosphären.

Ein 30pferdiger Motor brauchte 0,716 kg Anthracit und 0,180 kg Koks für 1 Pferdekraft und 1 Stunde.

Versuche von Witz an einem Motor von Delamare-Deboutteville: Dauer des Versuchs 23 1/2 Stunde; Verbrauch an Anthracit 920 kg, an Koks 171 kg, mittlere Umdrehungszahl 100,8 in der Minute; Bremsleistung 75,86 Pferdekräfte; hiernach kam man zu folgenden Ergebnissen:

Verbrauch an Anthracit 0,516 kg für 1 Pferd und 1 Stunde

" " Koks 0,096 - " 1 " " 1 "

Zusammen: 0,612 kg für 1 Pferd und 1 Stunde

Verbrauch an Wasser für Dampfeinspritzung 0,487 Lit. für 1 Pferd und 1 Stunde

Verbrauch an Wasser für die Skrubber 10,2 " " 1 " " 1 "

Verbrauch von Kühlwasser für den Motor 50,0 " " 1 " " 1 "

Gesamtwasserverbrauch: 60,687 Lit. für 1 Pferd und 1 Stunde

Verbrauch an Öl und Fett für den Cylinder 3,84g und 0,45g für 1 Pferd und 1 Stunde

Gasverbrauch 2370 Lit. " " 1 " " 1 "

Temperatur des Kühlwassers beim Eintritt 19° C.

" " " " Austritt 43.5° C.

" der Auspuffgase 440" C.

Kosten (nach Witz)

einer Dampfmaschinenanlage:

Mark

75pferd. Korlißmaschine^[richtig: Corlißmaschine] 12800

Kessel und Vorwärmer 7200

Rohrleitungen 1040

Fundamente 800

" für den Kessel 800

Schornstein 2400

Montage 800

Zusammen: 25840

einer Gasmotorenanlage:

Mark

75pferd. Motor 18400

Pumpe und Rohrleitung 240

Vollständ. Gasgenerator 5600

Rohrleitungen 200

Fundamente 400

" des Generators 160

Montage 800

Zusammen: 25800

Die Anlagekosten sind demnach für Dampfmaschine und Gasmotor mit Generatorgasbetrieb gleich hoch. Sind die Kohlenpreise: Anthracit 25,36 Mk., Koks 28, Steinkohle 22Mk., so betragen die Betriebskosten für einen 1Ostündigen Arbeitstag

bei der Dampfmaschine:

Mark

Zinsen u. Abschreibung 12,90

Kohle (1,18 kg für 1 Stunde und 1 Pferd) 19,42

Öl (1,5 kg für 1 Tag) 0,78

Fett 0,36

Heizer 4.80

Zusammen: 38,26

bei dem Gasmotor:

Zinsen u. Abschreibung 12,90

Anthracit 9,81

Koks 2,00

Öl (2,805 kg) 1,45

Fett (0,337 kg) 0,40

Elektrische Zündung 0,28

Heizer 4,80

Zusammen: 31,64

Hiernach würde sich bei einer 75pferdigen G. der Betrieb pro Tag um 6,62 Mk. billiger als bei einer gleich starken Corlißmaschine stellen.

Gautier (spr. gohtjeh), Emile, Astronom, geb. 18. April 1822 zu Genf und durch seinen Oheim Alfred G. (geb. 1793, gest. 30. Nov. 1881; 1819 - 39 Direktor der Sternwarte in Genf) schon frühzeitig der Astronomie zugeführt, studierte in Genf und Paris, wo er sich an Leverriers Rechnungen beteiligte, und promovierte 1847 in seiner Vaterstadt mit dem »Essai sur la théorie des pertubations des comètes«. Später widmete er einen großen Teil seiner Zeit der Thätigkeit als Offizier im Schweizer Geniekorps, in welcher Stellung er bis zum Oberst aufrückte. Doch ging er 1860 zur Beobachtung der totalen Sonnenfinsternis nach Spanien, auch veröffentlichte er in den »Archives des sciences physiques et naturelles de Genève« eine Reihe astronomischer Artikel, namentlich über die Physik der Sonne, und nach Plantamours Tode wurde ihm 1882 die Direktion der Genfer Sternwarte übertragen, die 1889 an seinen Sohn Raoul G. überging. Er starb 25. Febr. 1891.

Gavril Pascha, s. Krestowitsch.

Gebäudegrundsteuer. Die G. wird in Frankreich in einer doppelten Form erhoben. Sie zerfällt in eine Grundsteuer der Bodenfläche, auf welcher das Haus steht, nach dem Satze des besten Ackerlandes der Gemeinde, und in eine eigentliche Gebäudesteuer, Steuer des Bauwerkes, mit Zugrundelegung des Mietwertes des Hauses unter entsprechendem Abzug für die Bodenfläche. Beide Steuern waren Repartitionssteuern und wurden auf Grund von umfassenden Kontingentierungsarbeiten veranlagt, deren Entwickelung und Ausbildung die Geschichte der französischen Grundsteuerverfassung im 19. Jahrh, ausfüllen. Durch das neue Gesetz vom 8. Aug. 1890, welches eine längst geplante Anregung zur Ausführung brachte, wurde die Grundsteuer der Bodenfläche nach Umfang, Kontingentierung und Repartition beibehalten, die Steuer des Bauwerkes dagegen in eine Quotitätssteuer vom Mietwert in jährlich fest-^[folgende Seite]