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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Japan (Bevölkerung, Landwirtschaft)
Rettungsboote nebst 24 Bojen und 32 Pfosten zur Anzeige von Klippen.
Bevölkerung. Die Einwohnerzahl betrug 1. Jan. 1890: 40,072,020 gegen 35,929,060 Ende 1879, es ergibt sich demnach eine jährliche Zunahme von 0,92 Proz. Flächeninhalt und Bevölkerung der einzelnen Inseln waren folgende:
QKil. Bevölkerung männlich weiblich Zusammen Auf 1 QKil.
Zentral-Nippon 94793 7791098 7724826 15515924 164
Nord-Nippon 78225 3093668 2978883 6072551 78
West-Nippon 53561 4659502 4523956 9183458 171
Shikoku 18210 1461609 1401733 2863342 157
Kiushiu 43615 3102575 3063907 6166482 141
Hokkaido (Jeso) 94012 137884 132379 270263 3
^[Additionslinie]
Zusammen: 382416 20246336 19825684 40072020 104
Die Zahl der bewohnten Häuser betrug 7,840,072; danach kommen fünf Bewohner auf ein Haus. Die Zahl der Aino auf Jeso betrug 1888: 17,062 (8475 Männer, 8587 Frauen), eine Zunahme gegen die Zählung von 1872 (15,275), so daß also die früher ausgesprochene Ansicht vom Aussterben dieses Volksstammes hinfällig wird. Auf Jeso lebten 350,000 meist eingewanderte Japaner. In J. ist das durchschnittliche Heiratsalter für Männer das 22., für Frauen das 19. Lebensjahr. Durchschnittlich sind 37,8 Proz. der Gesamtbevölkerung verheiratet, auf eine Ehe kommen drei Geburten, 100 weibliche stehen 104,8 männlichen gegenüber. Man zählte 340,445 Heiraten, 107,478 Ehescheidungen und 7,445,119 Ehepaare. Es wurden geboren 1,209,910, es starben 808,680. Die japanische Statistik unterscheidet drei Klassen der Bevölkerung: den Adel (Ka-zoku), 3825 Mitglieder mit 591 Familienhäuptern, die vormaligen Krieger (Shi-zoku), 1,993,637 Personen mit 428,182 Familienhäuptern, und die gewöhnlichen Sterblichen (Heimin), 38,674,558 Personen mit 7,705,949 Familienhäuptern. Die Zahl der Fremden betrug Ende 1889: 9062, darunter 4975 Chinesen, 1701 Engländer, 899 Amerikaner, 550 Deutsche, 335 Franzosen; dagegen lebten Ende 1890 18,688 Japaner im Auslande. Das Christentum breitet sich immer weiter aus; Anfang 1889 betrug die Zahl der Christen 79,624, davon 25,514 Protestanten, 37,211 römische und 16,899 griechische Katholiken. Infolge von Verhandlungen" mit der päpstlichen Kurie wurden die Städte Tokio, Nagasaki, Kioto und Sandani zu Bischofsitzen erklärt Die Zahl der protestantischen Missionare betrug Anfang 1889: 443, darunter 171 Missionarinnen nebst 135 eingebornen Pastoren. Die Römisch-Katholischen hatten 87, die Griechisch-Katholischen 3 Missionen. Gegenwärtig ist selbst einer der Minister ein Christ. Reste des alten japanischen Christentums hat Pfarrer Spinner auf den Goto-Inseln zwischen J. und China nachweisen können. Dieselben scheinen sich nach der Schimabara-Rebellion (1638) dorthin geflüchtet zu haben; sie bewohnen 60 Häuser und schicken allmonatlich ein Geschenk Reis an die katholische Mission in Nagasaki. Der Buddhismus und Shintoismus, zählten 31. Dez. 1884: 99,741, bez. 18,464 Geistliche und 72,097, bez. 190,284 Tempel und Schreine. Das Schulwesen macht gewaltige Fortschritte; gegenwärtig hat J. 1 Universität, 102 technische Schulen, 106 Mittelschulen, 59 Präparandien, 2 Navigationsschulen, 10 Handelsschulen, 7 Ackerbauschulen, 1 Industrieschule, 10 höhere Töchterschulen, 1 Musikakademie, 1 Schule für höhere Künste, 1 Taubstummenschule und 28,280 Elementarschulen. 1888 zählte man 28,581 Unterrichtsanstalten mit 69,023 Lehrern und 3,050,538 Schülern (1873 erst 1,326,190). Die Schulen mit europäischem Unterricht gehen aber stark zurück. Zwei Schulen mit 300, bez. 150 Zöglingen mußten zu einer vereinigt werden, welche nun nur 150 Schüler zählt. Auch hat man die Zahl der fremden Lehrer an der Universität, selbst der deutschen, den angesehensten von allen, mehr und mehr durch einheimische, europäisch gebildete Lehrer ersetzt. Nach den Verhandlungen im Parlament über die in Europa und Amerika auf Staatskosten studierenden Japaner wird deren Zahl in Zukunft beschränkt werden. Diese mehr und mehr hervortretende Reaktion macht sich auch in der Verschiebung der Verhandlungen über das nach deutschem Muster abgefaßte Handelsgesetz auf das Jahr 1893 bemerkbar. Die Leichenverbrennung hat sich in Tokio so eingeführt, daß 1888 von 34,437 Verstorbenen 11,032 in den sechs von Aktiengesellschaften errichteten Krematorien verbrannt wurden.
Über die Landwirtschaft Japans hat M. Fesca, Dozent an der landwirtschaftlichen Akademie zu Komaba bei Tokio, eine wertvolle Schrift veröffentlicht (»Beiträge zur Kenntnis der japanischen Landwirtschaft«, Berl. 1890). Er teilt die japanischen Inseln in Bezug auf Vegetationsgebiete in fünf Zonen: eine südliche subtropische, eine nördliche subtropische als Grenze der Reiskultur, eine gemäßigte, eine Zone der Abies Veitchii, die Nordgrenze des Ackerbaues, und eine Zone der Pinus cembra, die Baumgrenze. Die südliche subtropische Zone mit dem perennierenden Zuckerrohr umfaßt nur einen kleinen Teil der Insel Kiushiu, nämlich den Rand der Kagosimabucht bis zum 32. Breitengrad. In der nördlichen subtropischen Zone werden die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte Japans kultiviert: Reis, Baumwolle, Bataten, nur im südlichen Teile einjähriges Zuckerrohr, der Talgbaum (Rhus succedanea), der Lackbaum (Rhus vernicifera), Kaki und Kastanie. Die gemäßigte Zone erzeugt Weizen, Gerste, Hirse, Mais, Buchweizen, Soyabohnen, Hanf, Tabak, japanisches Indigo (Polygonum), Kartoffeln, Äpfel. Auch ist sie Hauptanbaugebiet für den Maulbeerbaum zur Seidenzucht, doch ist derselbe auch in den beiden vorigen Zonen heimisch. Von der Gesamtoberfläche des Landes waren 1886 erst 35,4 Proz. produktiv (in Jeso nur 17 Proz.), wobei aber die allerdings erst wenig verwerteten Waldgüter des Staates und der Krone nicht inbegriffen sind. Als Ackerland sind nur 15,5 Proz. der Gesamtfläche benutzt, wovon nicht weniger als 9 Proz. auf Reisland und 6,5. Proz. auf Trockenland entfallen. Unter Bearbeitung standen Ende 1887: 2,659,231,39 Hektar Reisfelder und 1,911,851,11 Hektar sonstiges Ackerland, zusammen 4,571,082,50 Hektar. Hiervon wurden von den Besitzern bewirtschaftet 2,772,603,57 Hektar, von Pächtern 1,798,478,93 Hektar. Trotz der geringen Ausdehnung des Ackerbaues liefert derselbe dem Staate 58 Proz. seiner Steuern, mit Hinzurechnung der landwirtschaftlichen Gewerbe (Sakobrauereien u. a.) und der darauf ruhenden Steuern sogar 80 Proz. Von der Gesamtbevölkerung (1885 37,863,987) beschäftigen sich 51,25 Proz. (19,413,511) mit Landwirtschaft, zum allergrößten Teile Bauern, ein kleiner Teil betreibt die Landwirtschaft als Nebengewerbe, ca. drei Fünftel der gesamten Ausfuhrartikel sind landwirtschaftlicher Art. Etwa 40 Proz. der Ackerbauer bewirtschaften ihre eignen Felder, die übrigen sind Pachter. Latifundienwirtschaft besteht nicht, im