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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kartoffel (Bekämpfung der K.-Krankheit; Stärkemehlgehalt)
stimmte Verpflichtungen gegenüber den Arbeitern übernehmen. Dann solle der Staat sich eine Einwirkung auf die Preisbemessung vorbehalten. An eine derartige Monopolisierung, deren Durchführung bei den großartigen, immer wieder neu auftretenden Erfindungen mit großen Schwierigkeiten verbunden sein würde, ist jedenfalls heute noch nicht zu denken. Sie könnte allenfalls nur eine Frage der Zukunft bilden.
Eine genaue Statistik der in den verschiedenen Ländern bestehenden K. läßt sich nicht aufstellen, da Dasein und Wirksamkeit vieler Verbände und Vereinbarungen sich der Öffentlichkeit entziehen. Regelmäßige Mitteilungen über bekannt gewordene K. bringt die Zeitschrift »Die Industrie«. Hiernach stünde Deutschland jetzt an der Spitze aller Länder mit über 100Kartellen, dann folgte Nordamerika mit etwa 60, Österreich-Ungarn mit rund 40 und Großbritannien nit 30 Kartellen. Die übrigen angeführten Länder (Belgien, Frankreich. Rußland, Skandinavien, Italien und die Schweiz) weisen je weniger als 10 Verbände auf. An internationalen Kartellen werden über zehn aufgeführt. Nach einer von I. Großmann angefertigten Zusammenstellung war in Deutschland:
in der
Kohlenindustrie....
Eisenindustrie ....
Metallurg. Industrie, ausschließlich Eisenindustrie
Chemischen Industrie. .
Industrie der Steine und
Erden......
Textilindustrie ....
Papier- und Lederindustrie
Holz- und Schnitzindustrie
Die Anzahl aller deutschen K., einschließlich der im Laufe des betreffenden Jahres neu gebildeten, war:
die Zahl der Es bildeten Eshörten
Kartelle
sich neue auf
1887
1890 1887-91 1887-91
9 8 2
9
30 30 9
2
4 5 3
13
32 2? 8
12
29 20 3
1
16 14 1
13 14 2
4 5 1
188? 1888 1889 1890
72 2 70 88 11? 11 106 115 2 113
davon hörten auf. .. .. somit bleiben ....
Vgl. Kleinwächter, Die K. (Innsbr. 1883); Aschrott, Die amerikanischen Trusts (> Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik«, Vd.1); Schoenlank, Die K. (das., Bd. 3); Großmann, Über industrielle K. (»Jahrbuch für Gesetzgebung und Verwaltung«, 1891); Steinmann-Bucher, Wesen und Bedeutung der gewerblichen K. (das.); I. Lehr, Die K. und die Arbeiterfrage (»Bayrische Handelszeitung«, 1889); Eschenbach, Die Industriekartelle (»Gegenwart«, 1889); »Die Industrie, zugleich deutsche Konsulatszeitung« (seit Mai 1887 hrsg. von Steinmann-Bucher, einem eifrigen Anwalt der K.); »Handelsmuseum« (seit 1887 hrsg. von dem österreichischen Handelsministerium); Jenks, Die Trusts in den Vereinigten Staaten (»Jahrbücher für Nationalökonomie«, 1891); Bonham, Ii.ki1w9.^ 86oreo^ anä tru8t8« (New York 1890).
Kartoffel. Die Bekämpfung der Kartoffelkrank he it durch Bespritzen der Kartoffelpflanzen mit Kalkkupfervitriollösung scheint nach den vorliegenden Versuchen im Bereich der Möglichkeit zu liegen. Die bespritzten Pflanzen erhalten ihr Kraut länger grün, weshalb sie im Wachstum weiter fortschreiten tonnen als die unbehandelten Pflanzen, und bringen daher vielfach doppelt so großen Ertrag als letztere.
Die Menge der faulen und angefaulten Knollen be trug in einem besondern Falle bei den nicht bespritzten Pflanzen fast 60 Proz., bei den behandelten Pflanzen dagegen nicht mehr als 4 Proz. Für die Bereitung der Kupfervitriolkalkmischung gibt Samek folgende Anleitung: Man löst für je 100 Lit. der Mischung1 k^ vorher möglichst zerkleinerten eisenfreien Kupfervitriol in 10 L. heißem Wasser auf. Diese Lösung kann im Vorrat hergestellt und nach Bedarf entweder zu Hause oder erst auf dem Felde mit Kalk und Wasser gemischt werden. Man verfährt dabei in der Weise, daß man 1-1,5 K^- dicken, fetten, möglichst reinen Kalkbrei, wie er in den Kalkgruben aufbewahrt wird, mit Wasser anrührt und hierauf die so erhaltene Kalkmilch durch ein feines Sieb gießt, um Sandteilchen und gröbere Verunreinigungen zurückzuhalten. Die durchgesiebte Kalkmilch verdünnt man mit Wasser auf 90 L. und setzt hierauf unter Mischen mit einem tzolzstab die inzwischen abgekühlte Lösung von 1 k F Kupfervitriol zu. Willman sicher sein, daß die Kupfervitriolkalklösung die Kartoffelblätter nicht verbrennt, so läßt man die Mischung stehen und absetzen. Wird die auf der Oberfläche stehende Flüssigkeit farblos, so ist genug Kalk darin, ist dieselbe jedoch noch bläulich gefärbt, so muß noch Kalk zugesetzt werden.
Sehr leicht kann man sich auch dadurch überzeugen, ob der Kalkzusatz entsprechend war, daß man in die umgerührte Mischung ein rotes Lakmuspapier eintaucht. Wird dasselbe blau, so war der Kalkzusatz hinreichend. Vor jedesmaliger Benutzung der Mischung muß dieselbe gut durchgerührt werden. Die Verstäubung der Flüssigkeit geschieht mit einer Peronosporaspritze und mutz gleichmäßig und zwar so geschehen, daß alle Blätter getroffen werden; der Erfolg dieses Mittels gegen die Kartoffelkrankheit hängt nämlich weniger von der Stärke der Lösung als von dem gleichmäßigen Bespritzen der Pflanzen ab. Es dürfte im allgemeinen ein zweimaliges Bespritzen genügen, und zwar zum erstenmal, wenn die Pflanzen eine Höhe von etwa 20-25 ein erreicht haben, und zum zweitenmal etwa 3 Wochen nach der ersten Spritzarbeit; sollte jedoch später ein anhaltender warmer Regen eintreten oder die Pflanzen noch sehr im Wachstum zugenommen haben, so dürfte sich eine dritte Bespritzung empfehlen. Pro Hektar werden nach A.Petermann vorteilhaft gegeben 50 k^ Kupfervitriol und 25 kA Kalk in 15 di Wasser gelöst.
Stärkemehl.gehalt. Von Marek (Königsberg i. Pr.) liegt (»Österreichisches landwirtschaftliches Wochenblatt«, Jahrg. 17, Wien 1891, Nr. 21) eine interessante Untersuchung über die Frage vor, ob die großen, mittelgroßen oder die kleinen Kartoffeln die stärkereichsten sind. Nach allgemeinem Dafürhalten gilt die mittelgroße K. als die stärkereichste und für die Saat als geeignetste, da Kartoffelsorten mit kleinen Knollen ebenso selten wie jene mit großen Knollen zu den stärkereichen zählen. Marek untersuchte nun an drei Sorten Kartoffeln den Stärkegehalt je nach der Größe der Knollen und fand den mittlern Stärkegehalt bei:
Knollen
Gewicht Gramm Alkohol Proz.
Reichskanzler Proz.
Pcmlsens blaue Riesen Proz.
klein .... mittelgroß .. .. groß ....
20- 40 41- 80 81-100 16,86 17,28 17.9? 16.66 17,32 17,90 10.75 11.96 11,13
Das Resultat seiner Untersuchungen faßt Marek in dem Satze zusammen: Die Knolle einerund derselben Sorte ist im großen Durchschnitt um so stärkereicher, je größer sie ist.