Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

536
Kolonien (Großbritannien)
Pondoland gehört der Kapkolonie seit 1884 am rechten Nfer des Umzimvubu oder St. Iohnsflusses 13 Ivin aufwärts ein Streifen Landes, für welchen die Kolonie 1000 Pfd. Sterl. zahlte. Außerdem entrichtet sie an den Häuptling Sigcau eine Hafenabgabe von 205 Pfd Sterl. jährlich. Welche enorme Ausdehnung der britische Besitz in Südafrika erfahren hat, ist aus dem oben verzeichneten Abkommen mit Portugal ersichtlich. In der innern Organisation erfuhr Vritisch-Vetschuanenland eine'Vergrößerung durch die Angliederung des zwischen seiner Westgrenze und Deutsch-Südwestafrika liegenden Landstreifens. Am Niger wurde den Engländern durch ein 5. Aug. 1890 mit Frankreich geschlossenes Abkommen ein gewaltiges Areal zugeteilt. Die Grenze gegen die französische Interessensphäre bildet eine von Say am Niger bis Varrua am Tsadsee gezogene Linie, welche nach N. einen Bogen macht, um alles zu Sokoto und Gando gehörige Land mit einzuschließen. Die Bestimmung der Grenze vom Niger nach Segu ist einer französisch-englischen Kommission vorbehalten, die in Paris tagen soll.
In Asien traten die Bahreininseln im Persischen Golf an der arabischen Küste unter britischen Schutz.
Die Nordwestgrenze Indiens wurde 1890 weiter vorgeschoben, indem das ganze Gebiet südlich des 32. Breitengrades, das im Dreieck zwischen Tank in Indien und Tschaman an der afghanischen Grenze liegt, unter englische Verwaltung gestellt wurde. Am 15. Jan. 1891 wurden zwei Brigaden ausgesandt, deren eine das Miranzaigebirg Äand besetzen und deren andre die Bewohner der Schwarzen Berge unterwerfen und diese strategisch wichtigen Gebiete durch Anlage befestigter Punkte als Sitz von Garnisonen und Behörden England sichern soll. Eine Empörung des kleinen Vasallenstaates Manipur an der Ostgrenze von Bengalen 1891 endete mit einer völligen Niederlage des Senaputti, des Herrschers des Landes. Dasselbe wurde darauf unter direkte britische Verwaltung genommen und die Besatzungsgarnison auf 1800 eingeborne Truppen mit 50 europäischen Offizieren festgestellt. Nachdem für Negri Sembilan, einen der kleinen Schutzstaaten der Malaiischen Halbinsel, ein englischer Aufsichtsbeamter ernannt war, trat an dessen Stelle 1889 ein britischer Resident mit einem Staatsrat. In Nordborneo nahmen alle einheimischen Staaten das englische Protektorat an, im Südwesten wurde nach einem glücklich geführten Kriege der Staat Padas Darnis dem Gebiete oer Vritisch-Nordborneo-Gesellschaft einverleibt und dieser auch von der englischen Regierung die Verwaltung der englischen Kronkolonie Labuan übertragen. Und wie 1888 der vom Radscha Brooke beherrschte Staat Sarawak das britische Protektorat angenommen hatte, so schloß auch das bisher unabhängige Sultanat Brunei einen ähnlichen Vertrag mit England.
Über die neuern Besetzungen kleiner Inseln und Inselgruppen in Ozeanien s. d.
Was die Finanzen der britischen K. anlangt, so haben dieselben ihre eignen Budgets. Die ältern K. sind zum Teil ganz unabhängig vom Mutterlande, dessen Budget nur in Anspruch genommen wird, soweit die eignen Mittel nicht ausreichen. An solchen Zuschüssen'wurden 1890/91: 126,920 Pfd. Sterl. ge-Zahlt. Darunter waren Zuschuß für die Verwaltung von Betschuanenland 186,000, Gehalte für Gouverneure 2c. 19,038 Pfd. Sterl. (Bermuda, Bahamas, Westaustralien, Westküste von Afrika, Windwardinseln, Leewardinseln u.a.), Zuschüsse für Unter haltung von Dampfern in Sierra Leone, Neuguinea, Norfolkinsel und Mauritius 10,750, Transvaal (Gehalte und Pensionen) 4074, Oberkommissariat für die Kapkolonie 2896, Oberkommissariat für den westlichen Großen Ozean 2590, St. Helena (Pensionen 2c.) 1342, Oranjefluß-Freistaat 200 Pfd. Sterl. Für Cypern sind 70,000, für das Kolonialamt in London 41,663 Pfd. Sterl. ausgeworfen. Somit stellen sich die Ausgaben Englands für die K. im engern Sinne auf 238,583 Pfd. Sterl. Im weitern Sinne müssen aber auch die gleichfalls kolonialen Zwecken dienenden Ausgaben gegen den Sklavenhandel (26,140 Pfd.
Sterl.), die Subsidien für die Telegraphengesellschaften (55,375 Pfd. Sterl.) sowie 5300 Pfd. Sterl. für Agenten im Nyassa- und im Altkalabargebiet, in Mombas und Borneo hinzugerechnet werden. Einige dieser Ausgaben werden im nächsten Budget weit höher zu stehen kommen. Unter Hinzurechnung'dieser letztern würden die dem Mutterlande zur Last fallenden Ausgaben die gewiß nicht bedeutende Höhe von 325,000Pfd. Sterl.erreichen. Die neueste Ausdehnung des britischen Kolonialreiches ist hauptsächlich der Privatinitiative zu verdanken, welche die Anlage- und Unterhaltungskosten trägt. In Westafnka ist es die Roual Niger Company, welche mit einem Kapital von 1 Mill.
Pfd. Sterl. den gesamten Handel des Nigergebietes im englischen Interesse zu "monopolisieren sucht, in Ostafrika arbeitet die Britisch-Ostafrikanische Gesellschaft mit einem doppelt so großen Kapital, in Süd-afrika hat die Britisch-Südafrikanische Gesellschaft ein riesiges Gebiet unter einem königlichen Schutzbrief in Verwaltung genommen, in Borneo hat die British North Borneo Company ebenfalls mit einem Kapital von 2 Mill. neben ihrem eignen großen Besitz auch die ehemalige britische Kronkolonie Labuan unter ihre Verwaltung genommen. Auch Ägypten muß als unter englischem Einflüsse stehend (die Armee wird von einem britischen Generalmajor und 60 britischen Offizieren kommandiert) hier erwähnt werden. Ein großer Teil des britischen Heeres steht in den K.; in
Kaftkolonieu.Natal 3324 M
Indien. . .. .72429 Mann
Gibraltar.
.. .. 5195 Malta. . .. .. 8788 .
Cypcrn . .. .. 562 Vermuda.
.. .. 1391 Halifax . .. .. 1493 Westindien
.. .. 3011 .
St. Helena Mauritius .. .. . Westküste von Afrika
Hongkong....
Ceylon.....
Singapur .. .. .
151
881
953
2 989
1509
1415
Dazu kommen noch 517 in London stationierte Kolonialtruppen und 3409 Mann in Ägypten, so daß die Gesamtstärke der außerhalb Englands stehenden Truppen gegenwärtig 108,018 Mann beträgt. In einigen K. wurden bereits eigne Formationen gebildet, so in Indien 124,976, in Kanada 1200 Mann, neben einer Miliz von 37,359 und einer Reserve von 655,000 Mann. Auch die australischen K., Kapland u. a., haben neben kleinen Stämmen zahlreiche Freiwilligenkorps unter dem Oberbefehl englischer Offiziere, ebenso haben einige andre K. Freiwilligenkorps. Von der 271 Fahrzeuge zählenden britischen Kriegsflotte sind 134 in außerenglischen Gewässern stationiert, darunter 30 im Mittelmeer, 18 in China, 15 in Indien und Ostafrika, 9 in Süd- und Westafrika, 9 an der Westküste von Amerika, 13 an der Ostküste, 4 in Brasilien, 8 in Australien.
Auch einige K. haben Anläufe zur Bildung eigner Flotten gemacht. Kanada besitzt 5 See- und 2 Flußdampfer, die australischen K. haben 23 Kriegsschiffe u. Torpedoboote. Von welcher Bedeutung die K. für das britische Mutterland sind, erhellt daraus, daß 1890 von der Gesamteinfuhr im Betrag von 420,692,000