Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

771
Rivières du Sud - Robben
der Brennerbahn über das als Herbst- und Winterkurort bekannte Städtchen Arco nach dem österreichischen Hafenort Riva am Gardasee führt, besitzt eine Länge von 24,5 km bei einer durchschnittlichen Steigung von 2,8 Proz. Zwischen Mori und Arco windet sich die Bahn während einer Fahrzeit von1 Stunde 13 Minuten an den romantischen Felsenufern des einsamen Loppiosees vorbei, hält an den Stationen Loppio und Nago und überschreitet die Sarca mittels einer 45 m weit gespannten Brücke, während zwischen Arco und Niua bei einer Fahrzeit von 13 Minuten die Bahn in fast gerader Richtung längs der Westseite des Monte Vrwne hinzieht und nur in San Tomaso eine Haltestelle besitzt. Außer dem Genuß der reizenden, abwechselungsreichen Landschaft, welche die Bahn durchzieht, bietet sie in Verbindung mit der Dampfschiffahrt über den Gar- ! dasee nach dem südlichen Hafenorts Desenzano den Reisenden, welche von Tirol nach dem nordwestlichen Italien wollen, gegenüber der Eisenbahnfahrt über Ala und Verona nach Mailand eine Abkürzung des Neiseweges um etwa 40 km. Die Bahn gehört einer Aktiengesellschaft, deren Verwaltungsrat seinen Sitz in Bozen hat, und wurde in wenigen Monaten auf fast durchweg eignem Unterbau mit einem Aktienkapital von 876,000 Gulden erbaut, während sie zunächst mit 3 Tenderlokomotiven und 11 Salondurchgangswagen erster und dritter Klasse betrieben wird.
Rivieres du Sud. Diese französische Besitzung in Westafrika wurde 1. Jan. 1890 von der Kolonie Senegal abgetrennt und ein eignes Verwaltungsgebiet unter einem Leutnant-Gouverneur daraus gebildet. Die Kolonie, welche in die Distrikte Nio Nunez, Rio Pungo und Mellacoree zerfällt, zählte 31. Dez. 1889: 47,503 Einw., darunter 290 Mann Militär. Der Zuwachs vollzieht sich allein durch Einwanderung, da die Zahl der Gestorbenen stets größer ist als die der Gebornen (1889 um 52). Unter der Bevölkerung waren nur 295 Franzosen. Die Einfuhr in das gesamte Gebiet betrug 1888: 28,5, die Ausfuhr 16,5 (davon einheimische Produkte 13,i) Mill, Frank; es kamen an: 784, es liefen aus: 646 Schiffe.
Robben. In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts knüpfte der englische Großkaufmann Meares, angeregt durch die Berichte von Cook, mit den Bewohnern der Küstenstriche des nördlichen Stillen Ozeans Handelsbeziehungen an, die sich bald äußerst rege gestalteten. Er kaufte von den Indianern die Felle der Pelz- oder Ohrenrobben und erhielt für dieselben in China gute Preise. Nach seinem Tode wurde das Werk von Amerikanern mit geringem Erfolg fortgesetzt und schlief nach kurzer Zeit völlig ein. Erst nach 100 Jahren riefen zwei Handelsgesellschaften in Victoria den Robbenfang von neuem ins Leben. Es wurden Handelsniederlassungen gegründet, viele Dampfschoner gebaut und Unterhandlungen mit englischen Kürschnern wegen Abnahme der Pelze gepflogen. Zum Robbenfang segeln die Dampfschoner im Februar oder März aus Victoria und vom Kap Flattern nach den Dörfern und Häfen der Westküste der Vancouverinsel und nehmen hier jeder 30 - 50 Indianer mit 15-25 Kanoes an Bord.
Sie segeln dann ins offene Meer, oft auf Entfernungen von 200 Seemeilen, und suchen Herden von Pelzrobben, welche bei ruhiger See schwimmend zu schlafen pflegen. Sobald man eine Herde gefunden, werden die Kanoes, mit 2-3 Indianern bemannt, ins Wasser gelassen. Als Waffe dienen gabelförmige, 3 -4 m lange hölzerne Stangen, deren Gabelarme je eine Harpune aus Eisen, Knochen oder geschliffenen Mu schein tragen. An jeder Harpune ist eine lange starke Leine befestigt, deren andres Ende mit dem Boote verbunden ist. Die Kanoes nähern sich den Tieren bis auf 20 Schritt, und nun werden die Harpunen geworfen, die mittels Widerhaken sich im Fleisch feststellen, während die hölzerne Gabel sich löst. Das getroffene Tier sucht zu fliehen und zieht das Boot nach sich, allmählich aber ermattet es, wird mittels der Leine näher ans Boot herangezogen und mittels eines schweren Knüttels erschlagen. Man schafft es dann an Bord des Schoners, zieht das Fell ab, welches für den Transport nach England eingesalzen wird, und überläßt das Fleisch den Indianern, die überdies für jedes Tier5-12Doll. erhalten. Die Folge dieser systematischen Jagden war ein allmähliches, stetiges Abnehmen der N., die überdies mehr und mehr ins offene Meer zurückwichen. 1884 rüstete ein schottischer Robbenfänger einen großen Dampfschoner mit etwa 20 Kanoes und 50 Indianern aus, steuerte ins Veringmeer und erbeutete daselbst mehrere Tausend N. Bereits im nächsten Jahre unternahmen vier Konkurrenten die gleiche Expedition und erbeuteten durchschnittlich 3000 R.
Inzwischen hatte sich auf dem Festlande von Amerika die staatlich konzessionierte Alaska Commercial Company gebildet, die gleichfalls dem Robbenfang oblag. Sie führte bei der amerikanischen Regierung Beschwerde und wußte durchzusetzen, daß gegen die Nobbenpiraten einige Kreuzer entsendet wurden, zumal jetzt noch mehrere norwegische Schiffe von Jokohama aus gleichfalls bei den Pribylowinseln den Robbenfang begonnen hatten. Es kam zu förmlichen Seegefechten, und die Norweger räumten bald das Feld. Seit der Zeit haben die amerikanischen Kreuzer wohl jedes Jahr einen Engländer gekapert, ohne verhindern zu können, daß deren Zahl immer mehr anwuchs. Auf das Drängen der genannten Gesellschaft ging die amerikanische Regierung in der neuesten Zeit energischer gegen die Engländer vor, die ihrerseits vom Vaterland gleichfalls durch Kriegsschiffe unterstützt wurden. So nahmen die Streitig' keiten immer größern Umfang an (weiteres s. im Art.
Vereinigte Staaten). Die Alaska Commercial Company erwarb 1868 von der Regierung der Vereinigten Staaten das Monopol, auf den zur Pribylowgruppe gehörenden Inseln St. Paul und St.
Georg R. schlagen zu dürfen. Um ein Aussterben der Tiere zu verhindern, wurde vereinbart, daß insgesamt 100,000N.jährlich geschlagen werden dürften.
Für jede Robbe hatte die Gesellschaft der Regierung3 Doll., den beim Fange thätigen Indianern je 50 Cents zu entrichten. Zur Kontrolle entsandte die Neaierung jährlich im Frühjahr drei Beamte. Die Gesellschaft schlägt die R. nur auf dem Lande und so sind für den Fang nur gewisse Monate geeignet.
Im Mai erscheinen die ersten Männchen, gehen ans Land, erwählen geeignete Plätze und erwarten hier die Weibchen. Unter heftigen Kämpfen erobern sie sich ein möglichst günstiges Terrain, welches sie gegen alle Angriffe der Nebenbuhler verteidigen. Während dieser ganzen Zeit enthalten sie sich der Nahrung, um nicht ihr Terrain verlassen zu müssen. Kommen im Juni die Weibchen, so beginnen die Kämpfe von neuem, weil jedes Männchen so viel Weibchen wie möglich sich zu erstreiten sucht. Sind alle R. ans Land gegangen, so werden die Inseln umzingelt, man treibt die selir unbeholfenen Tiere landeinwärts bis in die Nähe der Thranfabriken und erschlägt sie mit Knütteln. Die nach England gebrachten, im unbearbeiteten Zustand sehr unansehnlichen Felle werden
49*