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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Schloß; Schlöth; Schmerling; Schmetterlinge; Schmidt; Schnecken

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Schloß – Schnecken

auf dem Eise führen. Vgl. Stößer, Lehrkarten zum S. (Baden-Baden 1889).

Schloß. Die gewöhnlichen Vorhängeschlösser sind bekanntlich von Unbefugten sehr leicht zu öffnen und die Sicherheitsschlösser, die sich ohne den zugehörigen Schlüssel sehr schwer öffnen lassen, sind viel zu teuer, als daß sie dem alltäglichen Bedürfnis dienen könnten. Steinkes Vorhängeschloß vereinigt dagegen Sicherheit mit Billigkeit. Der Bügel dieses Schlosses ist ungemein stark, so daß eine sehr bedeutende Kraft erforderlich sein würde, ihn zu zerbrechen. Er faßt mit dem freien Ende nicht in das S. hinein, sondern legt sich nur auf den Rand desselben, wenn geschlossen wird. Im Innern des Schlosses befinden sich mehrere Platten, die jede an einer andern Stelle einen Einschnitt besitzen, in welchen der innere kürzere Arm des Bügels paßt (s. Abbild.). Schließt man das S., so werden alle Platten, die äußerlich gleich sind, durch eine Feder zusammengeschoben und zwar so, daß die

Offen. Schlüssel. Geschlossen.

Steinkes Vorhängeschloß.

Einschnitte sich nicht decken und der kurze Bügelarm nicht eingreifen kann; er muß also am äußern Rande der Platten aufliegen und das S. ist nicht zu öffnen. Der Schlüssel hat einen doppelten Bart mit vier Einschnitten, die für jeden Schlüssel gegeneinander ganz verschieden angeordnet sind, so daß nicht leicht zwei gleiche Schlüssel gefunden werden. Zu jedem einzelnen Schlüssel sind die Einschnitte in den innern Platten so passend gemacht, daß beim Umdrehen des Schlüssels alle Einschnitte an die gleiche Stelle gestellt werden und der kurze Bügelarm eingreifen kann. Das Öffnen des Schlosses geschieht durch eine Vierteldrehung des Schlüssels; beim Herausziehen desselben und Niederdrücken des Bügels erfolgt das Schließen sebstthätig durch den Plattenverschieber.

Schlöth, Lukas Ferdinand, Bildhauer, starb 3. Aug. 1691 in Thal (Kanton St. Gallen).

Schmerling, Anton, Ritter von, österreich. Staatsmann, erhielt 21. Nov. 1891 die erbetene Entlassung aus seinem Amte als erster Präsident des obersten Gerichtshofs unter dankbarster Anerkennung seiner 63 Jahre lang dem Staate geleisteten ausgezeichneten Dienste.

Schmetterlinge. Unter den einheimischen Schwärmerarten gibt es eine durch Schuppenlosigkeit der Flügel ausgezeichnete Gruppe, die Glasflügler (Sesiidae), die dadurch befähigt werden, den Wespen, Hornissen und Hummeln ähnlich zu werden. Wenn diese Schmetterlinge aus der Puppe schlüpfen, sind ihre Flügel noch dünn mit Schuppen bedeckt, welche beim ersten Ausfluge abgeschüttelt werden. Man hat jetzt gefunden, daß der Verlust der Schuppen auf der rudimentären Beschaffenheit ihres Stieles und des Grübchens, in welchem derselbe eingefügt ist, beruht.

Diese Thatsachen legten die Annahme nahe, daß alle S. mit durchscheinenden Flügeln im Laufe ihrer individuellen Entwickelung die Geschichte der Veränderung wiederholen, durch welche die betreffende Art die transparenten Flügel erwarb. Eine von Poulton ausgeführte Untersuchung hat diese Annahme bestätigt. Besonders lehrreich war die Prüfung zweier den Hornissen oder Wespen gleichenden Arten. Bei einer derselben (Sesia apiformis) ist die Nachahmung nicht so vollkommen, wie bei der andern und daher vermutlich jüngern Datums; bei diesem Schmetterling sind die abfallenden rudimentären Schuppen verhältnismäßig gut ausgebildet, während sie bei der andern Art (Sesia bembeciformis) weit mehr entartet sind, so daß wahrscheinlich ein längerer Zeitraum vergangen ist, seitdem sie nutzlos geworden sind. Bemerkenswert ist, daß diese zurückgebildeten Schuppen bei keiner der beiden Arten in der Größe reduziert worden, sondern im Gegenteil viel größer sind als die Schuppen, welche der Schmetterling Zeit seines Lebens behält. Bei einigen verwandten Arten wird übrigens die Durchsichtigkeit der Vorderflügel sowohl durch die Transparenz bleibender, als durch den Verlust von Schuppen herbeigeführt. – In Bezug auf die bekannte Thatsache, daß der Totenkopfschwärmer nachts in Bienenstöcke eindringt, um dort Honig zu naschen, ist die Nachricht eines englischen Entomologen von Interesse, daß ein solches Tier in flagranti ertappt wurde, als es eines Abends in dem Bienenkorb einen Besuch abstattete. Es verriet sich durch seinen singenden Ton und wurde mittels einer Zange, über und über mit Bienen bedeckt, herausgezogen. Er fuhr fort, seinen eigentümlichen Ton von sich zu geben und bezeigte keine Lust davonzufliegen. Da an seinem Körper keine Verletzung, mit Ausnahme der durch die Zange hervorgerufenen, trotz sorgsamster Untersuchung wahrgenommen werden konnte, so liegt die Annahme nahe, daß die Laute, welche der Totenkopf von sich gibt, die Bienen abhält, ihm ein Leid zuzufügen.

Schmidt, Leopold, Philolog (Bd. 18), starb 6. März 1892 in Marburg.

Schnecken. Stellung und Verhältnis der S. zu den andern Weichtieren und namentlich auch zu den Würmern, von denen man sie herzuleiten seit lange versuchte, bildeten bisher ein undurchdringliches Rätsel. Man wußte, daß die Käferschnecken und ihre Verwandten (Placophoren) durch ihre Kopflosigkeit und das Verhalten ihrer Kiemenblätter den Muscheln nahekommen, und durch ihre von Lovén untersuchte Entwickelungsart an Wurmlarven erinnern, so daß man versucht war, sie an die Wurzel des gemeinsamen Stammes der Muscheln und S. zu stellen. Erst seit einem Jahrzehnt etwa ist man auf die Bauchrinner (Solenogastriden) aufmerksam geworden, eine kleine Gruppe bisher für Würmer gehaltener Tiere, die sich im Bau ihres Nervensystems, in der Lage der Kiemen und in andern Bildungen nahe an die Käferschnecken anschließen, von ihnen aber durch den gänzlichen Mangel von Schalenstücken und dadurch abweichen, daß sie statt des Fußes der S. am Bauch eine Längsrinne aufweisen. Gleichwohl ist die Ähnlichkeit so groß, daß man sie mit den Käferschnecken in eine besondere Gruppe (Amphineura) zusammengestellt hat. Von einer hierher gehörigen Art, der Dondersia bayulensis, hat Pruvot die Entwickelungsgeschichte verfolgt, welche vollkommen die Vermutung bestätigt hat, daß hier ein zwischen Würmern und Mollusken vermittelnder Typus gefunden ist. Die Segmentation des Eies erinnert bereits an diejenige der Röhren- oder Zahnschnecken, die ebenfalls einen niedern, zwischen Muscheln und S. in der Mitte