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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn; Aachener Friede; Aachener Kongreß

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Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn – Aachener Kongreß

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Aachen'

Syphilis und Merkurialismus angewandt und zwar zum Einatmen, Trinken und Baden, zu Douche- und Dampfbädern. Die Badebassins sind 1,25–1,50 m tief in die Erde ganz nach altröm. Art gebaut, mit Marmor oder Fliesen ausgekleidet und fassen bis 1½ cbm. A. hat außerdem mehrere kalte Eisenquellen, die meist äußerlich gegen allgemeine Schwäche, Unregelmäßigkeiten der Menstruation, Krämpfe u.s.w. gebraucht werden, sowie Milch- und Molkenkuranstalten. Hauptsammelplatz der Kurgäste (jährlich über 20000) sind die Säulenhallen des Elisenbrunnens mit den sie umgebenden Promenaden und Gartenanlagen, sowie das Kurhaus. In neuerer Zeit hat auch die Wintersaison großen Aufschwung genommen. Die Quellen des benachbarten Burtscheid (s. d.) haben ähnliche Zusammensetzung, aber höhere Temperatur. – Vgl. Monheim, Die Heilquellen von A., Burtscheid, Spaa, Malmedy und Heilstein (Aachen 1829); Liebig, Chem. Untersuchung der Schwefelquellen A.s (ebd. 1851); Wetzlar, Die Heilwirkungen der Aachener Schwefelthermen (ebd. 1862); Améry und Reumont, Aix-la-Chapelle et Borcette (8. Aufl., ebd. 1884); Haagen und Benrath, A. und seine Umgebungen (3. Aufl., ebd. 1872); Lersch, Geschichte des Bades A. (ebd. 1870); ders., A., seine geolog. Verhältnisse u.s.w. (ebd. 1875); Reumont, Die Thermen von A. und Burtscheid (6. Aufl., ebd. 1888); Sträter, Die Heilwirkungen der Schwefelthermen von A. (ebd. 1866); Lersch, Die Thermalkur zu A. (ebd. 1872); Schuster, Die Aachener Thermen 3. Aufl., ebd. 1876); Reumont, Winterkuren an Schwefelthermen (Wien 1877); Beißel, Der Aachener Sattel und die aus demselben vorbrechenden Thermalquellen (Aachen 1886); ders., A. als Kurort (ebd. 1889); Fromm, Die Litteratur über die Thermen von A. seit der Mitte des 16. Jahrh. (ebd. 1890).

Vergnügungsorte und Umgebung. Aus den parkartigen Umgebungen A.s, unter denen der Stadtgarten in Verbindung mit botan. Garten besonders zu erwähnen ist, erhebt sich im Norden der Lousberg (202 m) mit herrlicher Aussicht und dem reizenden Belvedere, nahe dabei der Salvatorberg mit der 1887 auf uraltem Fundamente errichteten roman. Salvatorkapelle; vor der Stadt das neue Frankenberger Stadtviertel mit der erneuerten Frankenburg, dem angeblichen Lieblingsaufenthalte Karls d. Gr. und seiner Gemahlin Fastrada. Im Westen der Zoologische Garten mit Anlagen. Jährlich finden auf der nahen Brander Heide Pferdewettrennen statt.

Geschichte. A., von den Römern wegen der heißen Quellen angelegt und Aquisgranum, wahrscheinlich nach dem bei den Thermen verehrten Apollo Granus genannt, war öfters Residenz der fränk. Könige und gelangte durch die von Karl d. Gr. verliehenen großen Freiheiten zu hohem Glanz. Als Freie Reichsstadt des westfäl. Kreises erreichte sie eine Einwohnerzahl von über 100000; sie hieß vorzugsweise «des Heiligen Römischen Reichs freie Stadt», auch «Königlicher Stuhl». Von Ludwig dem Frommen bis auf Ferdinand I. (813–1531) wurden in A. 37 deutsche Kaiser und Könige gekrönt. Reichsversammlungen sind in A. 17, Provinzialkonzilien 11 abgehalten worden. Die Verlegung der Krönungen nach Frankfurt, die Religionsstreitigkeiten des 16. und 17. Jahrh., eine große Feuersbrunst, die 1656 gegen 4000 Häuser ↔ einäscherte, u.a. brachten das einst so blühende Gemeinwesen in Verfall. 1793 von den Franzosen besetzt, kam A. dann durch die Friedensschlüsse von Campo-Formio und von Lunéville an Frankreich als Hauptstadt des Depart. Roer; 1815 fiel A. an Preußen. In A. kamen zwei Friedensschlüsse (s. Aachener Friede) zu stande; auch wurde daselbst 1818 der Aachener Kongreß (s. d.) abgehalten. – Vgl. Quir, Geschichte der Stadt A. (2 Bde., Aachen 1841); Lörsch, Aachener Rechtsdenkmäler (Bonn 1871); Haagen, Geschichte A.s (2 Bde., Aachen 1873–74); Lersch, Neuester Führer durch A. und Umgegend (5. Aufl., ebd. 1892); Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins (ebd. 1879 fg.); Benrath, A. und seine Umgebungen (3. Aufl., ebd. 1872); Wagner, Beschreibung des Bergreviers A. (Bonn 1881); Zimmermann, Wegweiser durch A. (2. Aufl., Aachen 1894); Rhoen, Die Befestigungswerke der freien Reichsstadt A. (ebd. 1894); Schjerning, A. und seine Umgebung (ebd. 1895).

Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn, am 1. Jan. 1866 von der Bergisch-Märkischen-Eisenbahn (s. d.) erworbene, von zwei verschiedenen Gesellschaften erbaute Bahn, deren eine Linie (77,7 km) Aachen-Neuß (Düsseldorf) 1852–53, deren andere (42,10 km), von Homberg (mit Rheintrajekt nach Ruhrort) über Krefeld und Viersen nach München-Gladbach, 1849–51 erbaut wurde. Beide Linien wurden bis 1. Jan. 1866 durch die königl. Direktion der A. E. für Rechnung der beiden genannten Gesellschaften verwaltet.

Aachener Friede. Der erste Friede von Aachen beendete 1668 den Devolutionskrieg (s. d.) Ludwigs XIV. gegen Spanien. Ludwig mußte in dem zu Aachen 2. Mai 1668 unterzeichneten Frieden die Freigrafschaft Burgund und die andern eroberten Lande wieder herausgeben und sich mit einer Anzahl fester Plätze in Flandern und in Hennegau, wie Lille, Charleroi, Tournay, Oudenarde, begnügen. – Der zweite A. F. beendete den Österreichischen Erbfolgekrieg (s. d.). England und Holland schlossen 30. April 1748 einen Präliminarvertrag mit Frankreich ab, worauf 18. Okt. 1748 der Definitivfriede unterzeichnet wurde, dem 23. Okt. Österreich beitrat; auch Preußen, Sardinien, Spanien und Genua schlossen sich dem Frieden an. Es wurde für Österreich die Pragmatische Sanktion (s. d.), für Preußen die Erwerbung Schlesiens, für das Haus Hannover die brit. Thronfolge gewährleistet. Der Besitzstand der Mächte, wie er vor Ausbruch des Krieges gewesen, wurde im allgemeinen zur Grundlage des Friedens bestimmt; doch mußte Österreich die ihm im Wiener Frieden 1735 für Neapel und Sicilien zugesprochenen Landschaften Parma, Piacenza und Guastalla abtreten; sie kamen als eine weitere span. Sekundogenitur in Italien an den Infanten Don Philipp. Maria Theresia erhielt dafür die von Frankreich eroberten Niederlande zurück. – Vgl. de Broglie, La paix d'Aix-la-Chapelle (Par. 1892).

Aachener Kongreß, vom 30. Sept. bis 21. Nov. 1818 zu Aachen in Gegenwart der Kaiser von Rußland und Österreich und des Königs von Preußen abgehaltener Kongreß, der erste derjenigen, durch welche die Heilige Allianz (s. d.) ihr System zu befestigen suchte. Bevollmächtigte waren: Metternich, Castlereagh und Wellington, Hardenberg und Bernstorff, Nesselrode und Kapodistrias, von seiten Frankreichs Richelieu. Dieser erreichte die sofortige

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 6.