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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Abzugseinrede – Acajounuß

Abzugseinrede, imEntwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich (§§. 2133 fg.) vorgeschlagenes Rechtswort. Der Entwurf regelt das Inventarrecht des Erben abweichend von dem geltenden Rechte. Er schlägt vor, dem Erben, wenn der Nachlaßkonkurs nicht eröffnet ist, gegen den einzelnen Gläubiger, welcher ihn in Anspruch nimmt, die A. als Rechtsbehelf zu gewähren: der Erbe soll seine Haftung beschränken können, wenn er nachweist, daß und wieviel der Gläubiger weniger als den vollen Betrag seiner Forderung erhalten haben würde, falls die zu bewertende Aktivmasse konkursmäßig unter den Gläubigern verteilt worden wäre; ein Mehreres soll der Erbe zu leisten nicht verpflichtet sein, sofern er das Inventarrecht nicht verloren hat. Vgl. Motive V, 654 fg.

Abzugsgeld, Abfahrtsgeld, Nachsteuer, Emigrationsgebühr (detractus personalis, gabella emigrationis), eine nach dem Vermögen zu berechnende Abgabe, die früher von einem Auswandernden an den Staat oder die Gemeinde, welcher er bisher angehört hat, bei seinem Abzuge entrichtet wurde. Für alle deutschen Bundesländer hob schon §. 18 der Bundesakte und ein Bundesbeschluß vom 23. Juni 1817 das A. allgemein und ohne Entschädigung selbst in den Fällen auf, in welchen bis dahin Privaten das Recht zugestanden hatte. Mit außerdeutschen Staaten haben die sog. Freizügigkeitsverträge die gleiche Wirkung hervorgebracht. Nur im Falle der Retorsion könnte das A. noch gefordert werden. (S. Abschoß.)

Ac.... Artikel, die man hier vermißt, sind unter Ak... zu suchen.

A. C. = Abgeordneten-Convent (des seit 1893 bestehenden Verbandes der farbentragenden freischlagenden Verbindungen; Versammlungsort Dessau).

a. c., Abkürzung für anni currentis, s. Anni.

a. C. (n.), auch a. Chr.. (n.), Abkürzung für (lat.) ante Christum (natum), d. i. vor Christi Geburt.

Acacĭa W., Pflanzengattung aus der Familie der Leguminosen (s. d.), Abteilung der Mimosaceen, mit über 400 in den Tropen, besonders in Australien und Afrika weit verbreiteten Arten, Bäumen oder Sträuchern mit doppelt gefiederten Blättern und in Köpfchen gestellten kleinen gelben oder weißen Blüten. Von den Blättern ist bei vielen Arten die gefiederte Blattspreite nur rudimentär oder überhaupt nicht entwickelt, dagegen der Blattstiel bedeutend verbreitert und als sog. Phyllodium (s. d.) ausgebildet. (S. Tafel: Leguminosen III, Fig.2, Acacia spectabilis.) Einige innerafrik. Arten sind die Stammpflanzen des arab. Gummis. Die ostindische A. Catechu W. (s. Tafel: Leguminosen III, Fig. 1) liefert die als Bombay- oder bengal. Katechu (s. d.) in den Handel kommende Drogue, die auch vielfach als Heilmittel dient. Von verschiedenen Arten, so z. B. von der ostindischen A. Lebbek W., kommt das dichte und sehr harte Holz unter verschiedenen Namen in den Handel und wird zu Griffen für Werkzeuge sowie in der Tischlerei verarbeitet. Ferner dienen die Rinden einiger meist asiat. Arten als Material zum Gerben. Auch die Früchte enthalten oft reichlich Gerbstoffe; sie kommen von A. nilotica Dell. u. a. als Bablach (s. d.) in den Handel und dienen zum Gerben und Schwarzfärben. Außerdem werden eine große Anzahl neuholländ. Arten wegen ihrer schönen gelben Blüten als Zierpflanzen in Nord- und Mitteleuropa im Kalthause, in Südeuropa im Freien kultiviert. Eine sehr beliebte Zimmerpflanze ist ↔ A. lophanta W. wegen ihrer Blätter. Einige Arten gehören zu den Ameisenpflanzen (s. d.), z. B. A. sphaerocephala (s. Tafel: Ameisenpflanzen, Fig. 1).

Academie, s. Akademie.

Académie française, s. Französische Akademie.

Academy (engl., spr. äkäddemi), s. Akademien.

Acadĭa, frz. Acadie oder Cadie, früherer Name der durch den Lorenzgolf vom Festland abgetrennten Halbinsel an der Ostküste Nordamerikas, zwischen 42 und 46° nördl. Br. und zwischen 60 und 67° westl. L. von Greenwich. A. bildete einen Teil der sog. Nouvelle France in Nordamerika und erhielt 1604 seine ersten Kolonisten aus Frankreich, die sich zunächst im jetzigen Neuschottland niederließen und allmählich zu einer Bevölkerung von mehr als 20000 Köpfen anwuchsen. In den Kriegen zwischen Frankreich und England waren diese für die Fischerei wichtigen Küsten wiederholt der Gegenstand des Kampfes, bis A. 1713 im Frieden von Utrecht endgültig den Engländern zufiel. Indes gelangten die letztern erst mit der Abtretung Canadas (1763) und der Insel Cape-Breton in den ungestörten Besitz des Landes, da dessen französische, dem Mutterlande treu anhängliche Bevölkerung (die Acadier) in Verbindung mit den auf ihrer Seite stehenden indian. Einwohnern jede Gelegenheit ergriff, die brit. Herrschaft wieder abzuschütteln und dabei wiederholt von Frankreich unterstützt wurde. Der letzte Widerstand der Eingeborenen ward 1755 durch die Kolonialregierung dadurch gebrochen, daß sie 18000 Acadier gewaltsam aus ihren Wohnsitzen entfernte und über die übrigen engl.-amerik. Besitzungen zerstreute. In der Neuzeit haben die drei Provinzen Neu-Braunschweig, Neu-Schottland und Prince-Edward-Insel zur Stärkung ihres Einflusses im canad. Parlament vorgeschlagen, unter dem alten Namen A. wieder eine gemeinsame Provinz zu bilden und durch vereinte Kraft den Verkehr mit Europa, dem sie in Amerika am nächsten liegen, zu heben. Vgl. Morcau, Histoire de l’Acadie française de 1598 à 1755 (Par. 1873). – Nach A. nennt man auch die nördl. Alleghanies, nordöstlich der Senke Hudson-Champlain-Richelieu, Acadisches Gebirgssystem, ein aus Gneis und Granit zusammengesetztes Tafelland mit dünner Schuttbedeckung (300 bis 600m Mittelhöhe), das sich im Mount-Catahdin in Maine bis 1642 in Höhe erhebt. Die höchste Erhebung im ganzen System ist der Mount-Washington (1917 m) in Newhampshire in dem kleinen Gebirgsmassiv der Weißen Berge.

Açafraosamen (spr. aßa-), die Samen von Bixa orellana L., demselben Baum, welcher den Orlean (s. d.) liefert; man verwendet sie zu mediz. Zwecken.

Acajougummi (spr. akaschuh-), Anacardiumgummi, ein besonders auf Martinique, Guadeloupe und in Brasilien gewonnenes und neuerdings auch nach Europa eingeführtes Gummi des in Südamerika und Westindien häufigen Nierenbaums (s. Anacardium). Dasselbe kommt in topasgelben bis braunrötlichen Stücken mit glasigem Bruch in den Handel, ist arabin- und dextrinhaltig und löst sich in Wasser fast vollständig zu einer gelblichen, stark klebenden Flüssigkeit. In seinen Eigenschaften steht es dem Akaziengummi am nächsten, ist den geringern Sorten von arabischem und Senegalgummi gleichwertig und wird auch wie diese verwendet.

Acajouholz, s. Mahagoni.

Acajounuß, die Frucht des Acajoubaums (s. Anacardium und Semecarpus).