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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Aer - Aerophon

er unter dem Namen Guglielmo besonders in Florenz geschätzt ward, und kehrte 1656 in sein Vaterland zurück. Er starb 1679 in Amsterdam. A. wußte besonders den Glanz der Gefäße von Krystall, Gold und Silber sowie den der Perlmutter wiederzugeben.

Aër (grch. und lat.), die Luft, insbesondere die atmosphärische: häufig in zusammengesetzten Bezeichnungen, die sich auf die Luft beziehen, z. B. Aeromechanik, Aerostatik, Aerodynamik u. s. w.

Aërenchy̅m, s. Luftgewebe.

Aërĭdes Lour. (Luftblume), Pflanzengattung aus der Familie der Orchideen (s. d.) mit einem Dutzend Arten im warmen Asien, die sämtlich auf Bäumen in Rindenrissen mittels ihrer fleischigen Luftwurzeln haften. Die bis 1,20 m hohen Stengel sind mit vielen schmalen, zweizeilig abstehenden, lederigen Blättern besetzt, und die in langen hängenden Trauben oder Ähren stehenden, gewöhnlich weißen, aber mehr oder weniger reich purpurn gefleckten, sehr ansehnlichen Blüten besitzen eine sackförmige oder gespornte, dreilappige Lippe und eine kurze, flügellose Griffelsäule. Mehrere Arten (z. B. A. odoratum Lour., A. affine, A. crispum, A. Fieldingii) sind ihres dankbaren Blühens wegen beliebte Zierpflanzen. Sie gehören meist in die wärmste Abteilung des Orchideenhauses.

Aëro-, in Zusammensetzungen, s. Aer.

Aërobāt (grch.), eigentlich Luftwandler; Seiltänzer, Windbeutel.

Aërobĭen, s. Aerozoen.

Aërobomben, Lufttorpedos, Luftballons, welche Sprenggeschosse oder mit Sprengstoffen gefüllte Gefäße über eine feindliche Festung tragen und auf dieselbe niederfallen lassen sollen. Der Gedanke wurde zuerst 1849 vor Venedig von der österr. Belagerungsarmee mit gewöhnlichen Sprengbomben, indes ohne äußerlichen Erfolg verwirklicht. Die großartigen Fortschritte, die seit jener Zeit sowohl die Luftschiffahrt als die Sprengtechnik gemacht haben, gaben in neuerer Zeit Anlaß, den Gedanken in besserer Gestalt wieder aufzunehmen. In Frankreich besteht ein System Gower, in Amerika hat ein General Russel Thayer einen Dynamitballon hergestellt. Ein deutscher Ingenieur und Aeronaut Georg Rodeck beschäftigt sich seit 1882 mit der Sache und hat elektrische Lufttreibtorpedo-Kolonnen und Lufttreibtorpedos mit Uhrwerksauslösung in Vorschlag gebracht. Bei erstern führt ein Passagierballon vier Torpedoballons, deren jeder 50 - 75 kg Nitrat in einem metallenen Kasten trägt, über die Festung, und die Sprengkästen können durch elektrische Leitung gleichzeitig oder nacheinander abgelöst werden. Beim Niederfallen bersten die Kästen und schleudern etwa 100 Dynamitpatronen nach allen Richtungen im Bogen fort. Bei einiger Verläßlichkeit in der Führung der Ballons müssen sich in den belagerten Plätzen damit ungeheure Verwüstungen anrichten lassen.

Aërodynāmik (grch.), die Lehre von den Gesetzen der Bewegung luftförmiger Stoffe oder Gase, bildet mit der Aerostatik die Aeromechanik. Das wichtigste Gesetz in der A. ist der auch bei den tropfbaren Flüssigkeiten geltende Torricellische Satz, daß die Geschwindigkeit, mit der ein Gas aus einer Öffnung in der Wand eines Gefäßes ausströmt, abhängt von dem Druck, unter dem das Gas steht, bez. von der Höhe der Wasser- oder Quecksilbersäule, durch welche die Spannung des Gases gemessen wird, und zwar so, daß man bei vierfachem Druck die doppelte, bei neunfachem die dreifache u. s. w. Geschwindigkeit erreicht. Gase von verschiedener Dichtigkeit, wie Wasserstoff und Kohlensäure, strömen unter gleichem Druck mit Geschwindigkeiten aus, die sich umgekehrt wie die Wurzeln aus den Dichtigkeiten verhalten. (S. Ausfluß.) Wie die tropfbaren Flüssigkeiten, so setzen auch die Gase jedem in ihnen bewegten Körper einen Widerstand entgegen, der um so beträchtlicher ist, je größer der Querschnitt des bewegten Körpers und je größer dessen Geschwindigkeit ist. (S. Widerstand des Mittels.)

Aërodynamisches Paradoxon nennt man eine von Clement und Désormes (1826) bekannt gemachte Erscheinung. Versucht man aus einem Trichter eine in denselben eingelegte Papiertüte hinauszublasen, so wird dieselbe anstatt hinausgeblasen zu werden, an die Trichterwände angedrückt. Dies kommt daher, daß die Luft zwischen Tüte und Trichterwand teilweise von dem eingeblasenen Luftftrom nach außen mitgerissen wird; dadurch entsteht zwischen Tüte und Trichterwand ein luftverdünnter Raum, und der äußere Luftdruck treibt die Tüte gegen die Trichterwand.

Aërogāmen (grch.), neuerer Name der Blütenpflanzen (Phanerogamen), weil bei ihnen die durch den Blütenstaub erfolgende, zur Befruchtung notwendige Bestäubung (s. d.) der Narbe in der Luft erfolgt.

Aëroklinoskōp (grch.), eine von Buys-Ballot in den Niederlanden eingeführte Form der Sturmsignale. An einem quadratischen Pfahle ist eine starke eiserne Röhre angebracht, die um ihre vertikale Achse gedreht und in einer beliebigen Lage festgestellt werden kann; an ihrem obern Ende trägt sie einen beweglichen, halb rot, halb weiß angestrichenen Arm, dessen Neigung gegen die Horizontale beliebig reguliert werden kann. Der Zweck dieser Vorrichtung ist, den Unterschied der Barometerstände zwischen zweien der niederländ. Stationen: Groningen, Helder, Vliessingen und Maastricht, anzudeuten, deren telegraphisch nach Utrecht gemeldete Beobachtungen von hier aus den verschiedenen niederländ. Häfen mitgeteilt werden. Nach diesen Mitteilungen wird dann die Einstellung des A. besorgt. Zunächst wird die Vertikalebene des Arms parallel mit der Verbindungslinie der beiden Stationen gestellt, deren Barometerstände den größten Unterschied zeigen, und dann der Arm selbst um so weiter aus der Horizontalen entfernt, je größer dieser Unterschied ist. Steht der Arm also nahezu horizontal, so ist kein Sturm zu befürchten; es steht aber ein um so heftigerer Sturm bevor, je stärker der Arm geneigt ist. Die Richtung, nach welcher der Sturm einsetzen wird, ist nahezu rechtwinklig auf der Vertikalebene des Arms. (S. Sturmwarnungen.)

Aërolīthen (grch.), s. Meteorsteine.

Aëromechānik (grch.) oder Pneumatik, ein Teil der Mechanik, ist die Lehre von den Gleichgewichts- und Bewegungsgesetzen luftförmiger Körper; sie zerfällt in Aerostatik (s. d.) und Aerodynamik (s. d.).

Aëronautik (grch.), s. Luftschiffahrt.

Aërophōn (grch.), ein von Edison erfundenes Instrument, mittels dessen die menschliche Stimme angeblich eine Tragweite von 6 - 9 km erhält. Das A. besteht aus einer mächtigen, mit einer telephonisch-phonographischen Platte versehenen Orgelpfeife. Wenn gegen die Platte gesprochen wird, so sollen mittels eines Mechanismus den Schwingungen der Luft in der Pfeife, die durch einen Blasebalg in starkes, weit hörbares Tönen versetzt wurde, die Schwingungen jener Platte einverleibt werden,