Gewässer. Die Seen und Flüsse in A. sind sehr ungleich verteilt. Die nördlich vom Äquator
gelegene Hauptmasse des Erdteils hat wenig Binnenseen aufzuweisen. Außer den Schotts in den Atlasländern
und dem Fajum in Ägypten finden sich dort nur: der Tsad (s. d.) im mittlern Sudan, eine seichte, zum großen Teil sumpfige Lache,
mit einer Tiefe von höchstens 5 m, die, von dem Schari und Waube gespeist, keinen Abfluß hat, aber dennoch süßes Wasser enthält; östlich davon der
viel kleinere Fitri, in den der Batha mündet; südlich vom Tsad der von Vogel entdeckte, zwischen Schari und Binue gelegene Tuburisumpf, der in der
Regenzeit zum See wird; der Tsana oder Tana in Abessinien (90–183 km von NW. nach SO., 60 km von SW. nach NO., 70 m tief) in 1755 m
Meereshöhe, durchflossen vom Abai oder Blauen Nil; der Assal- und Abhebaddsee westlich vom Golf von Tedschura und der Alalebadsee unfern des
Roten Meers, in 14° nördl. Br., mit vulkanischer Umgebung. Südlich von Kaffa liegen Rudolfsee und Stefaniesee, der Baringo-, Naiwascha-, Natron-,
Manjaro- und Eijassisee. Nilquellseen sind der Ukerewe oder Victoria-Njansa, dann der Albert-Edwardsee und der Mwutan oder Albert-Njansa (s.
Njansa); zum System des Kongo gehören der Tanganika (s. d.), der Kivusee, der Bangweolo, Moëro,
Upämba, Kissali, Leopold II.-, Mantumbasee u. a. Der Njassa (s. d.) entsendet den Schire zum Sambesi. Nahe an seinem
Südende (14°25' südl. Br.) liegt etwas östlicher der von Livingstone entdeckte, 60 km lange Schirwa. In der südafrik. Mulde ist von den ehemals dort
vorhandenen großen stehenden Gewässern als nennenswert nur der 1849 von Livingstone, Oswell und Murray entdeckte Ngamisee (930 m)
übriggeblieben sowie einige große Salzpfannen nordöstlich vom Kumadausee. Außerdem hat Südafrika nur äußerst wenige, höchst unbedeutende
stehende Gewässer.
Bedingt durch die Verteilung der Regen entspringen fast alle größeren Flüsse A.s in dem Gürtel zwischen 15°
südl. Br. und 15° nördl. Br., so Senegal, Gambia, Niger, Binue, Kongo, Quanza, Kunene, Sambesi, Nil u. a. m. Außerhalb dieses Gürtels entsenden nur
die höhern und deshalb den Niederschlag befördernden Gebirge, wie das Drakengebirge im SO. und der Atlas im NW., ansehnlichere und zahlreichere
Gewässer. Vielen größern Flüssen A.s gemeinsam ist ein schiffbarer Mittel- und ein von Katarakten unterbrochener unschiffbarer Unterlauf. Die
Kataraktenbildung ist dadurch bedingt, daß die Flüsse die Steilränder des Tafellandes durchbrechen mußten, um einen Ausweg nach dem Meere zu
finden. So bildet der Sambesi, nachdem er vom 16° südl. Br. an auf 1630 km Wegs 73 Fälle ↔ und Stromschnellen gemacht, beim
Durchbruche des Batoka Hochlandes in 750 m Höhe die großartigen Mosiwatunja- (d. h. donnernder Rauch) oder Victoriafälle, und in seinem weitern
Lauf noch mehrere Stromschnellen und Katarakte, die der Schiffahrt schon oberhalb Tete ein Ziel setzen. Sein nördl. Nebenfluß Schire fließt 50 km über
Felsenbänke (Murchison-Katarakte). Ebenso bilden der Ogowe und der Kongo oder Zaire in der westl. Küstenkette eine Reihe von Fällen und
Stromschnellen. Der Quanza bricht bei Cambambe mit mächtigen Wasserfällen aus dem Randgebirge hervor. Der vom Drakengebirge herabkommende
Oranjefluß durchströmt in mehrern wilden Fällen den westl. Muldenrand. In gleicher Weise entziehen sich die kleinern Küstenflüsse und auch der
Limpopo der Schiffahrt und selbst im flachen Küstenlande bieten die großen südafrik. Flüsse, wie der Sambesi und Ogowe, wesentliche Schwierigkeiten,
indem sie deltaförmig ihre Wassermasse in viele Arme zersplittern und Barren vor den Mündungen absetzen. Auch die nordafrik. Flüsse haben in ihrem
Laufe zahlreiche Fälle zu überschreiten, da sie von Felsenleisten und Gebirgsausläufern durchquert werden. Der Nil bildet unterhalb Chartum eine
Reihe von sechs Stromschnellen oder Schellals,die größeren Schiffen die Fahrt unmöglich machen. Der Niger (Kowarra oder Dscholiba) wird, nachdem
er im Oberlauf zwischen Bammako und Timbuktu schiffbar gewesen, unterhalb der scharfen Biegung bei Burrum bis nach Rabba hin vielfach von
Felsen durchsetzt und eingeengt, so daß er auf dieser langen Strecke der Schiffahrt fast unüberwindliche Hindernisse bietet, während sein östl.
Nebenfluß Binue einen großen Teil des Jahres hindurch eine freie Wasserstraße bis nach Adamaua gewährt. Senegal und Gambia, die beiden
bedeutendsten Ströme der Nordwestküste, haben, wenigstens innerhalb dieses Gebirgslandes, zahlreiche Fälle. Diese Eigenschaft der afrik. Ströme
erschwert das unbehinderte Eindringen in das Innere außerordentlich; doch hemmt sie den Handelsverkehr nicht vollständig, indem die Flüsse einesteils
in ihrem untern Laufe die natürlichen Ausfuhrstraßen des Landes bilden, andernteils durch die schiffbaren Strecken zwischen den Fällen den
Binnenverkehr erleichtern.
Die in den Tropen entspringenden afrik. Flüsse schwellen, den Regenperioden entsprechend, zu bestimmten Jahreszeiten stark an, wie es vom Nil und
dessen Nebenflüssen seit alters her bekannt ist. (S. Nil und Ägypten.) Der Niger hat Ende Januar bei
Timbuktu sein höchstes Niveau; der Tsadsee vom September bis Ende November; sein Zufluß, der Schari, steigt vom Mai bis September, eine
Thatsache, welche nicht auf einen Ursprung im fernen Süden schließen läßt. Beim Senegal tritt das erste Anschwellen im Juni ein. Der Gambia steht in
der Regenzeit 12–15 m höher als in der Trockenzeit. Beim Sambesi und seinem obern Laufe, dem Liba, dauert die Zeit des Hochwassers vom Februar
bis April, ein großer Teil des Landes der Barotse wird dann überschwemmt. Der Ngamisee hat seinen höchsten Wasserstand im Juni, Juli und August,
da er von dem Tioge genährt wird, der von März bis September mit fließendem Wasser angefüllt ist. Der Kongo schwillt zweimal im Jahre an und
erreicht den höchsten Stand Ende Mai und Januar. Eine große Anzahl der afrik. Flußbetten enthält in der trocknen Zeit kein Wasser oder füllt sich nur
vorübergehend durch heftige Regengüsse. Derartige Regenbetten
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 180.