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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Afrika (Klima); Afrika (Pflanzenwelt)

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Afrika (Klima, Pflanzenwelt)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Afrika (Gewässer)'

(in Nubien Chor, Plural: Cheran) trifft man nicht allein in der Sahara, der Kalahari und sonst in den trocknen Teilen, sondern vielfach auch innerhalb der Zone der tropischen Regen. Diese Trockenthäler (Wadi) bilden aber oft, infolge des unter der Oberfläche zurückgehaltenen Wassers, üppiggrüne Oasen, die eine Eigentümlichkeit der afrik. Landschaft abgeben. Sehr bedeutende derartige Regenbetten sind der Draa, Saura, Mia und Igharghar in der nördl. Sahara, der Nosob in der Kalahari und der Große Fischfluß in Groß-Namaland. (Hierzu 3 Karten: Physikalische Karte, Politische Übersichtskarte, Äquatorialafrika. – S. auch Karte von Ägypten, Algerien und Tunesien, Deutsch-Ostafrika, Guinea, Kamerun, Kapkolonien, Madagaskar, Marokko, Sahara.)

Klima. A. liegt mit vier Fünfteln seiner Fläche in der heißen Zone; nur ein größeres Stück im N. und ein kleineres im S. befinden sich in dem sog. subtropischen Gürtel der gemäßigten Zonen. Es wird ihm daher ein ungeheures Wärmequantum zu teil. Das größte Wärmecentrum der Erde liegt im Sudan etwa unter 16° nördl. Br. zwischen Timbuktu und Massaua, wo eine mittlere Jahrestemperatur von über 30°C. herrscht; und Hitzegrade von 50°C. im April und Mai vor Beginn der Regenzeit nicht selten, 37–40°C. zur Mittagszeit sogar gewöhnlich sind. Von diesem Wärmecentrum aus schwächt sich die Höhe der Temperaturgrade in konzentrischen Kurven ab. Mäßige, dem Europäer zusagende Wärmegrade finden sich, außer auf den Hochländern, wie in Abessinien, erst an der Nord- und Südküste. In Ägypten beträgt die mittlere Jahrestemperatur zu Alexandria 20°C., zu Kairo 22° (im Juli dort 25,5°, hier 29,5°; im Januar dort 14°, hier 14,5°). In diesem Klima erntet man in jedem Monat. In der Kapstadt beträgt die mittlere Jahrestemperatur 16,5°C. (Juli 12,6°, Januar 20°C.); in Pietermaritzburg in Natal 17,5°C. (Juli 11,8°, Januar 21,4°C.); aber an der Küste dieser Kolonie, in Durban, schon 19,8° (Juli 14,4°, Januar 24°C.). Die Südwestküste von A. ist weniger warm, so daß die Palmenzone hier nur bis 16°, an der Südostküste bis 31° südl. Br. hinaufgeht. Frost beobachtet man auf der Ebene im N. noch zu Mursuk (26° nördl. Br.), im S. mitten im Kontinent noch unter 20° südl. Br. Die Temperaturunterschiede werden um so bedeutender, je mehr man sich vom Äquator entfernt oder je höher man von dem Meeresniveau aufsteigt. In Mursuk z. B. wurden +56° und -2,5°C. als Maximum und Minimum beobachtet. Gegenüber den starken Extremen im hochgelegenen Innern zeigen sich an den Küsten sehr geringe Schwankungen der Monatstemperaturen, welche z.B. am Gabun 2°C., in Sansibar 3°C. zwischen dem kühlsten und heißesten Monat betragen. Meeresströmungen steigern die Temperatur an der Ostküste um etwa 7°C. höher als an der Westküste. Der größte Teil des Festlandes (etwa von 30 nördl. Br. bis 28° südl. Br.) steht unter der Herrschaft der Passatwinde mit jährlichen, der Sonne folgenden Veränderungen. Zwischen den Passaten beider Hemisphären liegt ein Kalmengürtel, dessen meteorolog. Verhältnisse noch nicht genauer erforscht sind. Das nordafrik. Passatgebiet wird durch eine von O. nach W. gerichtete Grenze (16–18° nördl. Br.) in zwei sehr verschiedene klimatische Hälften geteilt: in die unfruchtbare Wüste Sahara im N. und in den fruchtbaren Sudan im S. Der über die Sahara wehende Passat ist arm an Wasserdampf, ↔ während der den westl. Sudan im Sommer beherrschende Südwestwind (Harmattan) die Feuchtigkeit des Atlantischen Oceans landeinwärts führt. In Südafrika verliert der Nordostpassat bei seinem Übergang über das hohe Kathlambagebirge seinen Wassergehalt, und infolge davon bleibt die Wüstensteppe Kalahari regenarm. Das Gebiet des tropischen Regens reicht in Nordafrika im O. bis 17°, im W. bis 19° nördl. Br., in Südafrika bis 25° südl. Br. und zerfällt in vier Gürtel:

  • 1) Der Kalmengürtel, mit Regen in allen Monaten, einige Grade nördlich und südlich vom Äquator; in demselben liegen u.a. der Victoria-Njansa mit seinen Zuflüssen, also das Quellgebiet des Weißen Nils, wo Speke 1862 nicht weniger als 238 Regentage zählte.
  • 2) Südlich angrenzend folgt ein Gürtel mit doppelter Regenzeit bei eintretendem Zenithstande der Sonne, etwa bis 15° südl. Br. In Sansibar an der Ostküste erscheint die erste Regenzeit von Mitte März bis Ende Mai, die zweite von Mitte Oktober bis Mitte Dezember; in Loanda an der Westküste und im Innern die erste von April bis Juni, die zweite von Oktober bis Januar. Nördlich vom Äquator kommt eine doppelte Regenzeit nur an der Goldküste (Regenzeit von April bis August und von Oktober bis Ende Dezember) und in dem Gebirgslande Abessinien (9–15° nördl. Br.) vor, doch hier undeutlich, da in den übrigen Monaten der Regen nicht ganz ausbleibt. Sonst schließt sich in Nordafrika an den Kalmengürtel gleich
  • 3) der Gürtel mit einmaliger tropischer Regenzeit im Sommer an; und zwar kommt der Regen in der Westhälfte dieses Gürtels mit dem erwähnten Südwestmonsun aus dem Atlantischen Meere.
  • 4) In Südafrika erstreckt sich der Gürtel mit einfacher sommerlicher Regenzeit (September bis April) zwischen 15 oder 18 und 25° südl. Br.

Die Regenmenge und Fruchtbarkeit sind ebenso excessiv wie die Dürre in der trocknen Zeit, und gegen Ende der Regenzeit, wo die ungeheuern Wassermassen verdunsten, ist das Klima der Ebenen, namentlich der Küsten und Niederungen, gefährlich wegen der Malariafieber, Dysenterien u.s.w. Nördlich und südlich von der Zone der tropischen Regen, in den nördl. Küstenländern wie in der Kapkolonie, begegnen wir dem Subtropengürtel mit winterlichem Regen und regenlosem Sommer.

Pflanzenwelt. A. besitzt im Vergleich zu Asien und Amerika die geringste Entfaltung tropischer Fülle, da die Niederschlagsmenge eine weit geringere ist und das Binnenland in beträchtlicher Höhe über dem Meere liegt. Aber die Art der Flora ist für den größten und äquatorialen Teil eine rein tropische; die Pflanzenwelt der Atlasländer und der Kapkolonie trennt sich scharf von jener durch besondere Eigentümlichkeiten ab. Das äquatoriale A. beherrschen zwei Vegetationsformen: die Savanne und der Wald. Riesige Urwälder erfüllen das mittlere Kongobecken; lichtere Waldbestände bedecken das Randgebirge, namentlich das der Ostküste; ununterbrochene Baumreihen umsäumen die Flußläufe, selbst in den trockensten Gegenden mit den sog. Galeriewäldern. Alles übrige Land ist in den Niederungen mit Savannen überzogen. Um die mächtigern Gebirge lagert sich bei 2000 m Höhe ein breiter Gürtel von Laubwald; über diesen dehnen sich Matten mit europ. alpinen Pflanzen bis zur Region der Moose und Flechten aus. Ein besonderes Gebiet ist das der Galla- und Somalländer, in dem ein eigenartiger Wechsel saftstrotzender Fleischgewächse mit

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 181.