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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Ahrbleichart; Ährchen; Ähre; Ährenlesen; Ährenlilie; Ahrens; Ahrensböck; Ahrgau; Ahriman; Ahrthalbahn; Ahrweiler

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Ahrbleichart – Ahrweiler

und öde. Das Ahrthal liefert treffliche Weine (s. Ahrweine), Weiden für Flechtwaren und die Rümpchen (eine kleine Fischart, Cyprinus phoxinus), die in der A. zu Millionen gefangen werden. – Vgl. Steinbach, Führer durch das Ahrthal (4. Aufl., Neuw. 1891); Lesimple, Das Ahrthal, nebst Ausflug zum Laacher See (Lpz. 1888).

Ahrbleichart, s. Ahrweine.

Ährchen (Grasährchen, spicula), bei den Gräsern und Halbgräsern der aus sitzenden, sehr einfach gebauten, von Deckblättern (Spelzen) eingehüllten Blüten bestehende Blütenstand, der aber selten einzeln an der Spitze des Halms vorkommt, sondern meist zu vielen größeren zusammengesetzte, als Rispen, Rispenähren u. s. w. bezeichnete Blütenstände bildet. (S. Blütenstand und Gramineen.)

Ähre (spica), in der Botanik ein monopodialer Blütenstand, bei dem die einzelnen Blüten ungestielt oder fast ungestielt sind und an einer gemeinsamen Hauptachse sitzen. Im gewöhnlichen Leben bezeichnet man häufig die dichtgedrängten Blütenstände mancher Gräser, wie z. B. der meisten Getreidearten als Ä.; doch sind diese nicht einfache Ä., sondern zusammengesetzte Blütenstände, meist Rispen.

Ährenlesen, s. Nachlese.

Ährenlilie, s. Narthecium.

Ahrens, Heinr., Rechtsphilosoph, geb. 14. Juli 1808 zu Kniestedt bei Salzgitter in Hannover, studierte zu Göttingen, wo er sich an die philos. Schule Krauses anschloß und sich 1830 als Privatdocent habilitierte. Wegen Beteiligung an den Göttinger Bewegungen 1831 zur Flucht genötigt, wandte er sich nach Brüssel, dann nach Paris, wo er philos. Vorlesungen, besonders über Psychologie hielt. Er wurde 1834 Professor an der Universität zu Brüssel und 1848 von dem Wahlbezirk seines Geburtsortes zum Abgeordneten in die Nationalversammlung nach Frankfurt a. M. gewählt, wo er sich an die großdeutsche Partei anschloß. 1850 wurde er Professor der philos. Rechts- und Staatswissenschaft in Graz und 1859 Professor der praktischen Philosophie und Politik in Leipzig. Er starb 2. Aug. 1874 zu Salzgitter. A. ist der Stifter einer besondern rechtsphilos. Richtung. Seine Hauptwerke sind: «Cours de droit naturel» (Par. 1838; 7. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1875), deutsch u. d. T. «Die Rechtsphilosophie oder das Naturrecht auf philos.-anthropol. Grundlage» (4. Aufl., Wien 1851), woran sich als Teil Ⅱ schloß: «Die organische Staatslehre», Bd. 1 (ebd. 1850). Eine völlig neue, zugleich die Staatslehre und die Principien des Völkerrechts umfassende Bearbeitung ist die 6. Auflage: «Naturrecht oder Philosophie des Rechts und des Staates, auf dem Grunde des ethischen Zusammenhangs von Recht und Kultur» (2 Bde., Wien 1870‒71). A. gab auch eine «Jurist. Encyklopädie» (Wien 1855‒57) heraus. Seine letzte Schrift war: «Die Abwege in der neuern deutschen Geistesentwicklung und die notwendige Reform des Unterrichtswesens» (Prag 1873). – Vgl. Chauffard, Essai critique sur les doctrines philosophiques, sociales et religieuses de H. A. (Par. 1880).

Ahrens, Heinr. Ludolf, Philolog und Schulmann, geb. 6. Juni 1809 in Helmstedt, studierte in Göttingen Philologie und Mathematik, habilitierte sich 1829 hier als Docent, nahm aber schon 1830 die Stelle eines Kollaborators am dortigen Gymnasium an und ging 1831 als Lehrer an das Pädagogium in Ilfeld. Ostern 1845 als Direktor nach Lingen berufen, leitete er 1849‒79 das Lyceum in Hannover, wo er 24. Sept. 1881 starb. A.’ litterar. Thätigkeit erstreckte sich besonders auf griech. Litteratur und Sprache. Größere Werke sind: «De graecae linguae dialectis. Liber Ⅰ: De dialectis aeolicis et pseudoaeolicis» (Gött. 1839), «Liber Ⅱ: De dialecto dorica» (ebd. 1843), «Griech. Elementarbuch aus Homer. 1. Kursus» (ebd. 1850), «Griech. Formenlehre des homerischen und attischen Dialekts» (ebd. 1852), «Bucolicorum graecorum Theocriti Bionis Moschi reliquiae accidentibus incertorum idylliis» (2 Bde., Lpz. 1855‒59). A.’ «Kleine Schriften» giebt Häberlin heraus (Bd. 1, Hannov. 1891).

Ahrensböck, Flecken im Amt Eutin des oldenb. Fürstentums Lübeck, an der Privatbahn Eutin-Lübeck, hat (1890) 1759 evang. (887 männl., 872 weibl.) E., Amtsgericht (Landgericht Lübeck), Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Zollamt, Steuerrezeptur, herzogl. Schloß, got. Kirche (1328), Volksschule, Armenstift, Armenhaus, zwei Sparkassen; Zuckerfabrik und Eisengießerei. Seit 1280 Wallfahrtsort, erhielt A. 1386 ein Kartäuserkloster, kam 1565 an den Herzog von Holstein-Plön, 1761 an Dänemark und wurde 1866 von Preußen an Oldenburg abgetreten.

Ahrgau, s. Eifel.

Ahriman, der Name des im Avesta Anra-Mainju (pehlevi Ahrman; armenisch Ahrmu; grch. Areimánios) genannten bösen Princips in der Religion Zoroasters. Er ist im jüngern Avesta der Gegner Ormuzds, der oberste der Teufel, der Geist «der stets verneint», der Vater der Lüge, die Quelle alles Bösen und Unrechten, der Finsternis und des Todes, der Unreinheit und Ungesetzlichkeit. Aber im ältesten Teil des Avesta (den Gâthâs) ist er nur das böse Princip im Gegensatz zu Spenta-Mainju (oder Mainju-Spênishta), «dem heiligen (heiligsten) Geiste» Ormuzds, dem guten Princip. Nicht gegen dieses seit Ewigkeit bestehende böse Princip kämpft Zoroaster in den Gâthâs, sondern gegen seine Emanationen, die Drudsh (Lügengeist, Satan), Akem-Manô (schlechte Gesinnung), Aeshma (Grausamkeit, Mord) und die Daevas (s. Dêw). Am Ende der Tage wird bei Neugestaltung der Welt das Böse und die Bösen verschwinden. (S. Zoroaster.)

Ahrthalbahn, von Remagen nach Ahrweiler (12,92 km, 1873 genehmigt, 1880 eröffnet), früher zur Rheinischen Eisenbahn (s. d.), jetzt dem preuß. Staate gehörig (s. Preußische Eisenbahnen) und bis Adenau fortgesetzt, so daß nach Eröffnung dieser Strecke (1886‒88) die Gesamtlänge 41,58 km beträgt, darunter bis Dümpelfeld 34,64 km im Ahrthale.

Ahrweiler. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Koblenz, hat 371,17 qkm und (1890) 38215 (18810 männl., 19405 weibl.) E. in 3 Stadt- und 49 Landgemeinden. – 2) Kreisstadt im Kreis A., an der Ahr und der Linie Remagen-Adenau (Ahrthalbahn) der Preuß. Staatsbahnen, hat (1890) 4582 kath. E., Amtsgericht (Landgericht Koblenz), Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Zoll-, Steueramt erster Klasse, got. Kirche (1245), Weinbau und Handel mit Rotwein. Die alten Stadtmauern mit vier Thoren sind erhalten. A., im spätern Mittelalter zum Erzstift Köln gehörig, wurde 1474 vergeblich von Kurfürst Ruprecht und Karl dem Kühnen von Burgund belagert, 1646 und 1689 von den Franzosen verwüstet. Der Stadt gegenüber der Kalvarienberg, mit einem 1678 erbauten Franziskanerkloster, in dessen Gebäuden Ursulinerinnen (seit 1838) ein Mädchenpensionat leiten.