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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ajalinzen – Ajwasowskij

und hat (1891) 17248, als Gemeinde 20197 E., ein 1850 errichtetes Marmorstandbild Bonapartes als Erster Konsul (von Laboureur), auf einer Fontäne (von Maglioli) Bronzestandbild des Generals Abbatucci (von Laboureur), 1865 enthülltes Denkmal der Familie Bonaparte (Napoleon Ⅰ. zu Pferde, umgeben von seinen vier Brüdern), schöne Domkirche (1585 vollendet) mit reichem Marmoraltar und Taufbecken, Kapelle Fesch mit den Grabdenkmälern der Mutter Napoleons Ⅰ. und des Kardinals Fesch, griech. Kapelle zur Erinnerung an die Familie Pozzo di Borgo, ansehnliche Regierungsgebäude, Theater, Kasernen, Napoleons Geburtshaus (Casa Bonaparte) auf dem Lätitiaplatze mit einer Marmortafel und Möbeln aus jener Zeit, Polytechnische Schule, Collège Fesch mit einer Sammlung von Gemälden und Gipsabgüssen, einer Bibliothek (30000 Bände, 200 Handschriften), einer Naturaliensammlung und einem Erzstandbild des Kardinals Fesch. Die Bewohner treiben Schiffbau, Sardellenfang und Korallenfischerei. Der Handel, begünstigt durch einen von einer Citadelle und einem langen Molo aus Granitquadern geschützten, weiten Hafen mit gutem Ankergrund, erstreckt sich auf Fische, Wild, Obst, Gemüse, Wein, Öl, Leder, Holz und Wachs. Infolge seiner geschützten Lage, der Seltenheit von Schnee, Eis und Nebel und der Abwesenheit von Staub, Mosquitos und Fiebern, ist A. ein vielbesuchter Winterkurort für Brustleidende und Skrofulöse. 1 km östlich die Ruinen von Castelvecchio, wo ehemals die Stadt Urcinium lag. A. ist mit Nizza und Marseille durch Dampferlinien verbunden, ebenso mit Bastia, wohin auch mitten durch die Insel eine Fahrstraße über den Col di Vizzavano (1162 m) führt. Das heutige A. wurde 1492 von den Genuesen gegründet. – Vgl. Campbell, Notes on the island of Corsica (Lond. 1867); Biermann, Die Insel Corsica, mit Berücksichtigung von A. (Hamb. 1868): Ribton, Corsica in 1868 (Lond. 1869); Gregorovius, Corsica (2 Bde., 3. Aufl., Stuttg. 1878); Gerber, A. als Winterkurort (Zür. 1883); Lang, A. als klimatischer Kurort (Wien 1895).

Ajalinzen oder Ajaly, s. Irtisch-Tataren.

Ajălon, alte Stadt der Amoriter in Palästina, am westl. Aufstieg ins Gebirge, Grenzort gegen die Philister, heute das kleine Dorf Jalo. Das «Thal», richtiger die «Ebene» von A. (Jos. 10, 12), heißt heute Merdsch (d. i. Wiesenland des) Ibn ’Omer.

Ajan, Dorf im russ.-sibir. Küstengebiet, früher Hafenort, 370 km im SW. von Ochotsk, 1850 angelegt, hat seit der Eroberung des Amurlandes und der Abtretung Alaskas an Nordamerika an Bedeutung verloren.

Ajan, türk. Titel, s. Ejâlet.

Ajanta, Ort in Britisch-Indien, s. Adschanta.

Ajâss oder Ayâss, Hafenort im türk. Sandschak und Wilajet Adana, südöstlich von Adana, 15 km nordöstlich von der Mündung des Dschihan, am Golf von Alexandrette oder Iskanderun, hat 2‒3000 E. A., das alte Ägä in Cilicien, berühmt durch seinen Äskulaptempel und durch die Wunderkuren des Apollonius von Tyana sowie durch den Märtyrertod des Cosmas und des Damianus, war noch den Kreuzfahrern als Ägä bekannt und lange Zeit ein bedeutender Handelsplatz, von den fränk. Seefahrern auch Ajazzo, Ajasso, Jasso, L’Ajas, Lajassa und Giazza genannt.

Ajax, s. Aias.

Ajingosee, s. Asingo.

Ajjan, Barr A., s. Barr el-Khasain.

Ajmeer oder Ajmere, s. Adschmir.

Ajmere-Merwara, s. Adschmir-Merwara.

Ajo (ital.), Ayo (span., spr. aïo), Erzieher. Die entsprechenden weiblichen Formen sind Aja und Aya (spr. aïa). In Spanien wird das Wort vorzugsweise von den Hofmeistern und Gouvernanten der Infanten und Infantinnen gebraucht, und in dieser Weise auch am österr. Hofe. «Frau Aja» war seit dem Besuche der Grafen Stolberg in Frankfurt (1775) Scherzname von Goethes Mutter.

A jour (frz., spr. a schuhr), bis auf den laufenden Tag (fortgeführt, in Ordnung gehalten, z. B. von Rechnungsbüchern u. s. w.), auch soviel wie zu Tage, durchsichtig. Von einer Fassung à jour spricht man bei Edelsteinen, wenn der Stein oben und unten frei ist, d. h. ohne Unterlage an der Rundiste befestigt ist. Sie wird nur bei Steinen vorgenommen, die nach dem Schliff bei fast völliger Bloßstellung für das Auge noch den gehörigen Effekt machen. Der Brillantschliff (s. Brillant), der immer Edelsteine von vielem Körper erfordert, eignet sich daher vorzugsweise für jene Fassung, weil sie von dem Feuer und Farbenspiel dieses Schliffs am wenigsten verdeckt. Kommt es nicht so sehr auf Festigkeit an, so ist diejenige Art der à jour-Fassung am günstigsten, wo der Stein, sonst freischwebend, nur durch einzelne Krallen gehalten wird, was man in Krappeln gefaßt nennt.

Ajowanfrüchte (Adiowansamen, lat. fructus Ajowan, semen ajavae), Artikel des Droguenhandels, von einer in Ostindien heimischen Umbellifere, Ptychotis Ajowan, stammend. Die A. sind eiförmig, ähnlich denen der Petersilie, zeigen auf ihrer Oberfläche fünf gleiche Riefen und sind ringsum mit feinen, kurzen Haaren besetzt, von braungrauem Aussehen und stark aromatischem Geruch. Diese A. liefern bei der Destillation mit Wasserdampf 3½–4½ Proz. eines ätherischen Öles, das Ajowanöl, welches vorwiegend aus Kohlenwasserstoffen, namentlich Cymen, C₁₀H₁₄ ^[C<sub>10</sub>H<sub>14</sub>], und Thymol, C₁₀H₁₄O ^[C<sub>10</sub>H<sub>14</sub>O], besteht. Die A. wurden früher medizinisch verwendet; dann waren sie jahrzehntelang in Vergessenheit geraten und im Handel fast nicht mehr zu haben; erst seit 1875 bilden sie wieder einen ständigen Handelsartikel, da man sie seit dieser Zeit und zwar zuerst in Leipzig, zur Herstellung von Thymol benutzt. Das Öl der A. liefert 30‒40 Proz. Thymol, eine Menge, die man aus keiner andern Pflanze erhält.

Ajub-Chan, s. Ejjub-Chan.

Ajuda (Whydah, Weida), Stadt in Dahome an der afrik. Sklavenküste, durch eine Lagune von dem 3 km entfernten Meere getrennt und von Morästen umgeben, war früher Hauptausfuhrplatz für den Sklavenhandel und hatte 35000, jetzt kaum 20000 E. In A. befindet sich ein berühmter Tempel, in dem Schlangen verehrt und von Priesterinnen gepflegt werden. Die Ausfuhr von Palmölfrüchten ist sehr bedeutend. Ein Hafen fehlt und die Reede ist bei schlechtem Wetter sehr gefährlich.

Ajuthia (engl. Ayuthia), früher Hauptstadt von Siam, s. Bangkok.

Ajwasówskij, Gawril Konstantinowitsch, russ. Orientalist, geb. 22. Mai 1812 zu Feodosia, erhielt seine gelehrte Bildung im Mechitaristenkloster zu San Lazzaro in Venedig, war dann dort Lehrer der orient. Sprachen, wurde 1848 Studiendirektor am armenischen Collège von Samuel Moorat in Paris und gründete später das armenische Collège von Grenelle daselbst. Seine wichtigsten Werke sind: