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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Albinovānus; Albĭon; Albis; Albisbrunnn; Albistān; Albīt

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Albinovanus – Albit

dieser Farbstoff fehlt, den Reiz des hellen Tageslichts, nicht ertragen. Sie blinzeln infolgedessen bei hellem Lichtschein mit den Augen (Lichtscheu, Photophobie) und sehen im Halbdunkel verhältnismäßig besser als bei scharfem Lichte. Früher hielt man die A. (die man auch Kakerlaken, Dondos, Blasards, Leucotici nennt) für eine besondere Menschenart. Es giebt jedoch dergleichen Individuen in jeder Rasse, und ihre Färbung erscheint je nach der eigentümlichen Rassenfärbung in verschiedenen Nuancen, tritt aber besonders bei Negern hervor (Weiße Neger, Leucaethiopici). Der krankhafte Zustand dieses Pigmentmangels heißt Albinismus (auch Albinoismus, Leucopathia) und kommt bei allen Wirbeltieren, vielleicht sogar im ganzen Tierreiche vor, am häufigsten ist er bei Haustieren, da wilde Tieralbinos meist zeitig zu Grunde gehen und ihre Eigentümlichkeiten nur schwer vererben können; denn dieser Zustand ist (namentlich bei Vermischung von A. miteinander) erblich und wird sogar durch stete Vererbung zum Charakter von Varietäten, wie z. B. beim Frettchen. Es giebt indes auch einen partiellen Albinismus (Albinismus partialis), bei dem sich nur einzelne weiße Flecke auf der Haut oder einzelne Stellen mit weißen Haaren zeigen; am auffallendsten ist diese Erscheinung bei den gescheckten (sog. Elster-) Negern. Während man früher die als Pinta (Mal de los pintos) bezeichnete Krankheit vielfach zu den Anomalien der Pigmentierung rechnete, ist durch neuere Untersuchungen festgestellt, daß diese in Mexiko, Centralamerika und den nördl. Teilen Südamerikas endemische, ansteckende Krankheit durch pflanzliche Parasiten hervorgerufen wird. Von dem eigentlichen, stets angeborenen, vollständigen oder partiellen Albinismus ist streng die nicht bei der Geburt vorhandene, erst während des spätern Lebens auftretende erworbene Pigmentatrophie zu trennen. Die wichtigste Form dieser letztern ist die als Vitiligo bezeichnete Krankheit, bei welcher kleine, über den Körper zerstreute weiße Flecken auftreten, die sich allmählich vergrößern und ausnahmsweise schließlich auch zu einer fast vollständigen oder selbst vollständigen Entfärbung der ganzen Körperoberfläche führen können. Das Pigment der Regenbogenhaut und der Aderhaut des Auges wird von dieser Krankheit niemals berührt. Auch durch Narbenbildung können einzelne Hautstellen ihr Pigment einbüßen und weiß werden. Über das Weißwerden mancher nordischer und alpiner Säugetiere und Vögel im Winter s. Zuchtwahl und über das Weißbleiben von Höhlentieren s. d. – Vgl. Mansfeld, Über das Wesen der Leukopathie oder des Albinoismus (Braunschw. 1823); Beigel, Beitrag zur Geschichte des Albinismus partialis und der Vitiligo (Dresd. 1864).

Albinovānus, Pedo, jüngerer Zeitgenosse und Freund Ovids, an den dieser eine der «Epistolae ex Ponto» gerichtet hat, lebte noch zur Zeit des Tiberius und wird als epischer Dichter gerühmt. Von einem seiner Werke, einem zeitgeschichtlichen Epos, ist ein größeres Bruchstück (Wernsdorf, «Poetae latini minores», Bd. 4) auf uns gekommen, das die Fahrt der Flotte des Germanicus auf der Nordsee schildert. (Vgl. Höfer, Der Feldzug des Germanicus im J. 16, Bernb. 1884.) Drei ihm beigelegte Elegien (die meist «Epicedion Drusi» genannte «Consolatio ad Liviam Augustam de morte Drusi» und zwei «in Maecenatem») auf den Tod des Mäcenas) können ihm nicht mit Sicherheit zugeschrieben werden, gelten aber als Werke der Augusteischen oder doch der frühern Kaiserzeit. Ausgaben von Meineke (mit Übersetzung, Quedlinb. 1819) und von Bährens in «Poetae latini minores», Bd. 1 (Lpz. 1879).

Albĭon, der älteste Name für das spätere Britannia, kommt schon im 6. Jahrh. v. Chr. in dem von Avienus übersetzten anonymen Periplus vor. Der Name ist keltisch (altirisch Albu, Genetiv Alban), seine Deutung unsicher. Im Mittelalter wurde A. oft gleichbedeutend mit Britannia gebraucht; jetzt nur noch in der poet. Sprache.

Albĭon, Heerführer der Sachsen in den Kriegen gegen Karl d. Gr. Er unterwarf sich 785 mit Widukind (s. d.) und ließ sich zu Attigny in Frankreich taufen.

Albis, lat. Name der Elbe.

Albis, ein schmaler, etwa 24 km langer Bergzug im schweiz. Kanton Zürich, auf der Westseite des Züricher Sees und von diesem durch das Thal der Sihl getrennt, erstreckt sich von der Sihlbrugg (532 m) an der Grenze von Zürich und Zug nordwestwärts bis an die Limmat. Das Gebirge, aus Süßwassermolasse und Nagelfluh bestehend, ist ziemlich stark bewaldet und gewährt herrliche Aussichten auf die Hochalpen. Zwei Straßen führen über dasselbe: die nördliche von Zürich nach dem Neppischthale; die südliche nach Zug, und zwar vom Dorfe Adlisweil (s. d., 8 km südlich von Zürich) über den Weiler Unteralbis zu dem auf der Paßhöhe einzeln stehenden Wirtshause Oberalbis, dann hinab, an dem kleinen Türler See vorbei, nach Hausen, in dessen Nähe die 1839 angelegte Kaltwasserheilanstalt Albisbrunn liegt, und weiter über das durch Zwinglis Tod bekannte Dorf Kappel (s. d.) nach Baar und Zug. Längs der Albiskette zieht sich auf der Westseite die Eisenbahnlinie Zürich-Zug-Luzern hin. Der bekannteste Gipfel ist der am nördl. Ende der Kette gelegene Uto oder Ütliberg (s. d.). Einen der umfassendsten Rundblicke der dortigen Gegend hat man auch von Oberalbis sowie von der wenig davon entfernten, 880 m hohen Albishochwacht (Schnabel). Der höchste Gipfel ist der Bürglenstutz (918 m), westlich von Horgen (s. d.).

Albisbrunnn, Albishochwacht, s. Albis.

Albistān oder Elbistan (d. i. der Garten), Stadt im Sandschak Marasch des asiat.-türk. Wilajets Haleb, 60 km im NNO. von Marasch, am unbedeutenden Flusse Dschihan (Pyramus), der die Stadt in mehrern Armen durchfließt, in einer der wasserreichsten und fruchtbarsten Ebenen Anatoliens, in 170 m Höhe, hat 8000 E. und Getreidehandel. Der früher bedeutende Ort wird irrtümlich für das alte Comana in Cataonia gehalten und ist bekannt durch den großen Sieg des ägypt. Sultans Bibars 16. April 1277 über die Türken und Mongolen.

Albīt oder Natronfeldspat, ein trikliner Feldspat oder Plagioklas (s. d.), der einer oft vielfach wiederholten Zwillingsbildung nach der Brachypinakoidfläche unterworfen ist, weshalb auf der besten Spaltungsfläche ein ein- und ausspringender Winkel oder eine Streifung erscheint. (S. beistehende Figur.) Die Neigung der beiden Hauptspaltungsflächen (Basis und Brachypinakoid) beträgt 86° 24′. Chemisch ist er ein Silikat von Thonerde und Natron (Na₂Al₂Si₆O₁₆), zusammengesetzt aus 68,68 Kieselsäure, 19,48 Thonerde und 11,84 Natron. Schöne, sehr klare Krystalle von A. findet man am St. Gott- ^[folgende Seite]

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